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AFRIKA/1031: Sambia - Edith Nawakwi will Präsidentin werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. September 2011

Sambia: Edith Nawakwi will Präsidentin werden

Von Ephraim Nsingo

Edith Nawakwi will Präsidentin werden - Bild: © Ephraim Nsingo/IPS

Edith Nawakwi will Präsidentin werden
Bild: © Ephraim Nsingo/IPS
Lusaka, 11. August (IPS) - Im zutiefst patriarchalischen Sambia hat Edith Nawakwi auf der politischen Bühne einige Rekorde brechen können. Sie war die erste Frau an der Spitze eines Finanzministeriums des südlichen Afrikas, stieg zur ersten Parteichefin ihres Landes auf und ist als erste Präsidentschaftskandidatin fest entschlossen, den scheidenden Staatschef Rupiah Banda politisch zu beerben.

"Nichts und niemand wird mich aufhalten", versicherte die 52-Jährige in einem IPS-Interview. Sambia sei reif für einen weiblichen Staatschef, und im Fall eines Wahlsiegs werde sie ebenso hart arbeiten, wie sie dies bereits als Finanzministerin getan habe. "Die derzeitige Führung stammt aus der Zeit der Befreiungskämpfe", monierte sie. "Was wir jetzt brauchen, ist eine Führung für das 21. Jahrhundert."

Am 20. September entscheiden die Wähler, ob sie der Kandidatin des Forums für demokratische Entwicklung (FDD) zutrauen, das Schicksal Sambias zum Besseren zu wenden, das trotz seines Reichtums an begehrten Rohstoffen wie Kupfer zu den ärmsten Staaten der Welt gehört. Nach Angaben der Weltbank leben 68 Prozent 11,5 Millionen Sambier unterhalb der Armutsgrenze. Über die Hälfte der Menschen ist arbeitslos.

"Ich glaube fest daran, dass unser Volk unser Land mächtig machen kann", sagte die Politikerin. "Obwohl wir eines der reichsten Länder der Welt sind, geht die Lebensqualität der Menschen immer weiter zurück. Es fehlen Bemühungen, die einfachen Sambier ins Zentrum unserer Wirtschaftspolitik zu bringen."

Für die wirtschaftliche Krise im Lande macht sie in erster Linie das zentralistische Staatsgefüge verantwortlich, ein Erbe der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, dem Sambia nach Ansicht Nawakwis auch die verbreitete Korruption zu verdanken habe. Wie aus einem Bericht des sambischen Rechnungshofes für den Zeitraum 2009-2010 hervorgeht, versickerten mehr als 66 Millionen US-Dollar in dunklen Kanälen. Ursprünglich waren die Gelder für Projekte zur Armutsbekämpfung bestimmt.


Liberianische Präsidentin als Vorbild

Nawakwi zufolge wird nur eine Frau dem Land einen wirklichen Wandel bringen. Dass Frauen fähig sind, hat ihrer Meinung nach die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Sie hat sich als die beste Postkonflikt-Präsidentin des Kontinents erwiesen", sagte sie. Würde den Frauen in Afrika ein höherer Wert beigemessen, gäbe es die Gewalt in Libyen und Somalia nicht. "Allein schon der Mutterinstinkt einer Frau verbietet ein solches Blutvergießen."

Die Zeit sei reif für einen weiblichen Staatschef, betonte Nawakwi, die von 1997 bis 2001 das Amt der sambischen Finanzministerin innehatte. Die Position gab das ehemalige Mitglied der Mehrparteienbewegung (MMD) aus Protest gegen Versuche des damaligen Präsidenten Fredrick Chiluba auf, sich eine dritte Amtszeit zu sichern. Kurz darauf gründete sie zusammen mit politischen Weggefährten das FDD. Nachdem sie ihrer Partei zunächst als Vizechefin diente, übernahm sie 2005 den ersten Vorsitz.


Neue Verfassung

Die FDD-Chefin hat bereits Pläne für den Fall gemacht, dass sie den Urnengang am 20. September für sich entscheiden kann. So soll das Land im südlichen Afrika die längst überfällige neue Verfassung erhalten, die gleiche Rechte für alle einschließlich für Frauen und Behinderte festschreibt. Darüber hinaus werde ihre Regierung an einer Dezentralisierung der politischen und wirtschaftlichen Macht arbeiten, mit dem Ziel, die Menschen zu befähigen ihre eigene Entwicklung selbst voranzubringen.

Im vergangenen April ist in Sambia der Versuch gescheitert, sich nach fast zehnjährigen Konsultationen in allen Wahlkreisen und zwei Reformkommissionen auf eine neue Landesverfassung zu einigen. So fehlte für das Vorhaben im Parlament die erforderliche Zweidrittelmehrheit, nachdem die Abgeordneten der oppositionellen Patriotischen Front (PF) und der Vereinigten Partei für Nationale Entwicklung (UPND) die Abstimmung über den vorliegenden Verfassungsentwurf boykottierten. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2011