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AFRIKA/1083: Angola - Dauerkonflikt, Afrikanische Union erwägt Entsendung von Beobachtern nach Cabinda (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Januar 2012

Angola: Dauerkonflikt - Afrikanische Union erwägt Entsendung von Beobachtern nach Cabinda

von Grit Porsch


Berlin, 6. Januar (IPS) - Nach zahllosen Klagen der Cabinda-Befreiungsfront (FLEC) über Menschenrechtsverletzungen und Vernachlässigung durch die angolanische Regierung ist die Afrikanische Union (AU) jetzt dazu bereit, die Entsendung einer Beobachtungsmission in die angolanische Enklave Cabinda zu erwägen.

Seit mehr als fünf Jahren liegen die von der FLEC zusammengetragenen Beschwerden dem Sekretariat der Afrikanischen Kommission für Menschen- und Zivilrechte (ACHPR) vor. Die Befreiungsfront kämpft um die Unabhängigkeit Cabindas.

In der 7.823 Quadratkilometer kleinen Enklave leben knapp 358.000 Menschen. Sie grenzt im Norden an die Republik Kongo und im Süden an die Demokratische Republik Kongo. Eine Landverbindung Cabindas zum Mutterland gibt es nicht. Die Provinz ist reich an wertvollen Mineralien wie Gold, Diamanten und Uran. In ihrem Offshore-Bereich ruht mehr als die Hälfte der Erdölvorkommen Angolas, des derzeit größten afrikanischen Erdölexporteurs.


Cabinda trotz Erdölreichtum arm

Kernpunkt der von der FLEC erhobenen Klagen gegen die Regierung in Luanda ist die Feststellung, dass nicht einmal zehn Prozent der Erdölerlöse Cabindas der armen Bevölkerung zugutekommen. "Die Menschen in Cabinda leiden unter hoher Arbeitslosigkeit, fehlenden Bildungsmöglichkeiten und weit verbreiteten Krankheiten", heißt es darin.

Jonathan Levy, der in Washington lebende Anwalt der FLEC, berichtete der UN-Nachrichtendienst IRIN, dass den Klägern auf der außerordentlichen Sitzung der Kommission Mitte Dezember in Gambias Hauptstadt Banjul eine 60-tägige Frist zur Begründung ihrer Beschwerden gesetzt worden sei. Anschließend werde über die Entsendung von Beobachtern nach Cabinda entschieden.

Der politische Status Cabindas ist seit der Unabhängigkeit Angolas (1975) umstritten. Für die Regierung ist die Enklave eine reguläre Provinz, während die FLEC deren Unabhängigkeit fordert.

Gegenüber IRIN erklärte der in Paris im Exil lebende FLEC-Generalsekretär Joel Batila: "Wegen seiner Ölvorkommen war das Thema Cabinda für die AU bislang tabu. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich die internationale Gemeinschaft ernsthaft mit dem Thema beschäftigt." (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://www.flecnoticias.com/
http://www.achpr.org
http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=94572

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 6. Januar 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2012