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AFRIKA/1119: Kinshasa und die urbane Dynamik (afrika süd)


afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
Nr. 2, März/April 2012

Kinshasa und die urbane Dynamik

In der öffentlichen Wahrnehmung weckt das Wort "Afrika" Assoziationen an Safaris, exotische Tiere und malerische Dörfer. Aber laut Anna Tibaijuka, Vizegeneralsekretärin und Direktorin von UN-Habitat, "verstädtert Afrika schneller als jeder andere Kontinent.

von Mik Missakabo




Irgendwann zwischen heute und 2030 wird Afrika aufhören, ein ländlicher Kontinent zu sein. Trotzdem nehmen die wenigsten afrikanischen Staatsmänner das Problem ernst." Laut vielen Experten in der internationalen Presse und in Berichten der UN und andere Organisationen galoppiert die Urbanisierung Kinshasas mit alarmierender Geschwindigkeit voran.


Als der Kongo im Jahre 1960 unabhängig wurde, war Léopoldville mit etwa 400.000 Einwohnern die größte Stadt Zentralafrikas. Sie wurde Hauptstadt der unabhängigen Demokratischen Republik Kongo. Nach der Machtergreifung 1065 von Mobuto Sese Seko wurde Léopoldville 1966 umbenannt nach dem namen eines Viertels Kinshasa, das im Stadtgebiet lag.

Heute ist Kinshasa einer der größten Städte in Sub-Sahara-Afrika. Mit mehr als 10 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 9.965 km² ist sie die am dichtesten besiedelte Stadtprovinz der Demokratischen Republik Kongo. Junge Menschen unter 20 machen mehr als 60 Prozent der Bevölkerung aus. Die Geburtenrate hat über 50 Prozent Anteil an der Landesgeburtenrate. In den letzten sieben Jahren ist die Stadt um 7 km² pro Jahr gewachsen.


Die Urbanisierung Afrikas wird vor allem als schwer lösbares soziales Problem dargestellt. Aber ist sie das? Sie ist zwar einer der Auslöser vieler Beschwerden afrikanischer Städte wie Unterernährung, endemischer Arbeitslosigkeit, Entfremdung, Jugendkriminalität und Prostitution, jedoch nicht die Ursache. Urbanisierung sollte nicht nur als Problem dargestellt werden; sie kann auch zur Lösung einiger endemischer Herausforderungen beitragen.

Wenn man René de Maximy Glauben schenken darf, ist es "nicht leicht, Afrikaner und Bewohner einer großen Stadt zu sein. Vor allem wenn die Stadt Kinshasa heißt", schreibt er in "Kinshasa, ville en suspens" (Paris 1984). De Maximy beschreibt die Kinois (die Einwohner Kinshasas) als "elendig zusammengepfercht am Ufer des größten Flusses des Kontinents!" Wer Kinshasa kennt, weiß, dass sich hinter diesen einfachen, leeren Worte eine sehr viel komplexere Wahrheit verbirgt. Für Pascal Kapagama und Rachel Waterhouse (Portrait of Kinshasa: A City On the Edge, London 2009) "spiegelt Kinshasa zweifelsohne die Paradoxe der Demokratischen Republik Kongo wider, dessen Hauptstadt sie ist." Paradoxe, die sich auf einen Nenner reduzieren lassen: Reiches Land und arme Leute!


Léopoldville: aufgeteilt in Ville und Cité

Als wichtige urbane Siedlung ist Kinshasa offiziell nicht mehr als ein Jahrhundert alt. Ursprünglich als Ntsasasa, was so viel wie Markt heißt, in der präkolonialen Periode entstanden, wurde Kinshasa 1895 der Status einer urbanen Ansammlung verliehen. 1929 wurde die Stadt dann unter ihrem damaligen Namen Léopoldville Hauptstadt des Kongo. Ohne die vorkolonialen Geschichte ignorieren zu wollen, muss man Michel Lusamba Kibayu zustimmen, der mit seiner Geschichte Kinshasas (2009) resümiert, dass das heutige Kinshasa "eine große Stadt, geboren aus dem Kontakt mit der christlichen und merkantilen Tradition des brutalen Europa", ist. In den Vierteln der Arbeiter benutzte die Kolonialverwaltung ethnische Zugehörigkeit als Kriterium für die Landverteilung. Laut Lusamba hatte die räumliche Aufteilung von Kinshasa zwei Ziele: "ein ökonomisches, den Export von Rohstoffen sicherzustellen, um den Wohlstand der Europäer im Kongo zu erhalten, und ein ästhetisches, die Produktion von Villen und malerischen Landschaften." Die koloniale Macht verwandelte Kinshasa in eine segregierte Stadt mit einem Kommerz-, Verwaltungs- und Wohnzentrum für Europäer. Die Afrikaner wurden laut René de Maximy "vor allem als Arbeiter akzeptiert, die der urbanen nach außen gerichteten Ökonomie, mit und für Belgien funktionierend, zur Verfügung standen".

Im Zuge der Kolonialtradition hat Kinshasa immer noch zwei Arten von Lebensräumen, von den Einwohnern Ville und Cité genannt. Die Kolonialverwaltung wollte eine Ville, aber nicht unbedingt eine Cité im Sinne der politischen und ökonomischen Einheit, da dies ihren Bewohnern Vorrechte gegeben hätte. Auf der einen Seite gab es die bourgeoisen Distrikte, die von den belgischen Autoritäten geplant und verwaltet wurden. Die Cité auf der anderen Seite bestand aus Arbeitercamps. Die Cité gehörte der Bevölkerung, weniger geplant und abgegrenzt von den europäischen Distrikten. Sie war von der Ville durch neutrale Zonen wie eine Militärbasis abgegrenzt.

In diesen Cités der einfachen Bevölkerung oder "informellen Zentren" verwendete die Kolonialverwaltung ethnische Zugehörigkeit als Kriterium der Landverteilung. Durch diese Praxis wurden soziale Teilungen geschaffen und verstärkt.

Dadurch nahm die Urbanisierung eine Form an, die eine segregationistische Vision der afrikanischen Entwicklung widerspiegelte. In den europäischen Distrikten, die in den Gegenden mit dem meisten Wind und der besten Frischluftzirkulation lagen, verboten Landgesetze das Verkaufen oder die Vermietung von Land an Nichteuropäer. Sich dort nachts zu bewegen oder dort zu leben, war Afrikanern verboten. Ausnahmen gab es nur für die Hausangestellten und ihre Familien, die im Haus ihrer weißen Besitzer lebten. Diese sozialen Ungerechtigkeiten existieren auch weiterhin und beeinflussen das urbane Wachstum.

Nach der Unabhängigkeit entstand eine neue Elite. Daran angegliedert war ein Mittelstand, der von der politischen Oligarchie abhängig war. In der Cité ist die Infrastruktur unzureichend, da die besseren Distrikte auch weiterhin am meisten von Staatsinvestitionen profitieren. Unglücklicherweise ist dies nicht in den Distrikten der Fall, die einen Großteil der neuen Kinois aufgenommen haben. So wie in der Kolonialzeit beschränken sich die Investitionen des Staates auf ein paar Pisten und öffentliche Anschlüsse für Trinkwasser.

Die Ungleichheiten zwischen Ville und Cité sind frappierend. In Kinshasa gibt es sowohl Wohngegenden der reichen Oberschicht als auch Distrikte der einfachen Bevölkerung (alte Cités, geplante Distrikte und semi-rurale Distrikte). Nach der Abschaffung des Systems der Zwangsarbeit der Belgier erfuhren die Unterschichtenbezirke starke Zuwanderungen in Folge von Landflucht. Diese Tendenz stieg nach der Unabhängigkeit sogar noch. So wuchs Kinshasa von 1,65 Mio. Einwohnern in 1975 auf 3 Mio. Einwohner in 1985, was die ökonomische Abhängigkeit der Cité von der Ville noch verschärfte. Zusätzlich zu dem Problem des geografischen Superwachstums und den Umweltproblemen, die dies mit sich bringt, krankt die urbane Entwicklung auch an einem Planungsmangel.


Stadt der Kontraste

Kinshasa ist eine Stadt der Kontraste. Seit der Kolonialzeit war die Verwaltung der Cité nie die Hauptsorge der Behörden. Der Unterschied zwischen Ville und Cité ist krass. Die noblen Geschäfts- und Wohnviertel liegen stellenweise Seite an Seite mit schockierend einfachen Wohngegenden. Das Stadtzentrum mit seinen mehrstöckigen Gebäuden überschattet die angrenzenden Arbeiterviertel wie Barumbu, Lingwala und Kinshasa.

Michel Lusamba merkte in seinen Portraits von Arbeitervierteln 2008 an, dass deren Errichtung Diskriminierung mit sich bringt. Die Disparität von Ville und Cité ist gut zu erkennen. Die Viertel der Unterschicht sind nicht in die urbane Morphologie integriert. Dies ist vor allem in Bereichen der Infrastruktur und der Ausstattung offensichtlich. So ist zum Beispiel das Kanalsystem zur Ableitung des Niederschlags marode und hält nicht mit dem derzeitigen Ausbau des Straßennetzes schritt. Regenfälle, die mehr als eine Stunde anhalten, lassen die Entwässerungskanäle überlaufen. Radio Okapi berichtete, dass trotz der Erneuerungsarbeiten an der Straßeninfrastruktur durch chinesische Firmen immer noch Regenwasser aus den Kanälen auf die Straßen überfließt.

Die Straßen bilden die Nerven und das Zirkulationssystem der Stadt. Die Anzahl und der Umfang der Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur haben seit der Unabhängigkeit der DR Kongo spürbar abgenommen. Die Unzulänglichkeiten haben einen ebenso großen Effekt auf die öffentliche Versorgung wie auf den Transport von Menschen und Gütern. Zwar finden seit 2009 Sanierungen der wichtigen Verkehrsadern statt. Doch obwohl das Straßennetz ausgebaut wird, ist der schnelle Wandel von Ort zu Ort immer noch ein Privileg der Wohlhabenden. Der durchschnittliche Kinois läuft zu Fuß.

In den Unterschichtenbezirken ist der Anschluss an die Verteilungsnetze von Strom und Wasser nicht einfach. Fast überall in Kinshasa liegt die Wasserversorgung an der Erdoberfläche. So berichtete Radio Okapi, dass Trinkwasser in einigen Bezirken Kinshasas Mangelware geworden wäre. Paradoxerweise sind die Kosten für Trinkwasser in den Unterschichtenbezirken meist höher als im Stadtzentrum. Das Stromnetz ist auf temporäre Umleitungen zur Regulierung des Strombedarfs angewiesen. Dies ist notwendig, um das Netz nicht zu überlasten, da Transformatoren dort knapp sind. Natürlich genießen die Unterschichtenbezirke auch bei der Stromverteilung keine Priorität.

Die Herausforderungen, denen sich Kinshasa stellen muss, scheinen eng mit den Herausforderungen der Landesverwaltung verknüpft. Die Zentralisierung der Macht der Kolonialherrschaft und der daran anschließenden Herrschaft Mobutus spiegelt sich in den politischen und Verwaltungsstrukturen der Stadt wieder. Die Verwaltung Kinshasas ist immer noch der Logik des kolonialen Urbanismus verhaftet. Man kann sagen, dass die Nachwehen der Unabhängigkeit die kolonial vererbten Mängel noch verschärft haben.

Die Schwächung des Staates führt zur Unfähigkeit, die urbane Grundversorgung zu gewährleisten. Trotzdem führt eine Kombination aus politischen und makro-ökonomischen Faktoren dazu, dass der Exodus in die Stadt für die junge Landbevölkerung als attraktive Lösung ihrer Probleme angesehen wird. Die Neuankömmlinge haben die Unterschichtenbezirke stark wachsen lassen. Wie die, die vor ihnen kamen, sind auch sie auf sich allein gestellt. Nach momentanem Stand der Dinge sieht es nicht so aus, als ob es eine urbane Planung oder gar eine moderne Vision der Stadt gäbe. Die Neuankömmlinge zu integrieren und den menschlichen Einfluss auf die Umwelt zu minimieren, sind dringliche Herausforderungen. Aber das Fehlen eines Plans zeigt, dass die politischen und administrativen Ämter keinen großen Ansporn dazu haben, in allen Teilen der Stadt adäquate Lebensbedingungen zu schaffen. Das Wenige, was der Staat in Prioritätssektoren wie Gesundheit und Bildung steckt, ist normalerweise auf die großen Städte fokussiert.

Wie in vielen Entwicklungsländern treibt nicht die Industrialisierung die Urbanisierung Kinshasas voran, sondern die Armut. Durch Kreativität und Einfallsreichtum schaffen es die Bewohner der Unterschichtenviertel, verschiedene Mechanismen zu etablieren, die ihnen helfen die täglichen Herausforderungen mit einer Spur Würde zu bestehen.


Der Sound von Kinshasa

Es ist kein Zufall, dass die boomende urbane Konglomeration auch die Geburtsstätte einer urbanen Popmusik ist. Pius Ngandu-Nkashama schreibt (in: Olema Debhonvapi, Société zaïroise dans le miroir de la chanson populaire, Canada 1984), dass die kongolesische Musik "gebraucht wurde wegen der unerträglichen sozialen Situation, die den traditionellen Menschen total zerstört hatte".

Der Sound der kongolesischen Musik ist ein Produkt der urbanen Dynamik der Unterschichtenviertel, das unabdingbar für das tägliche Leben der Kongolesen ist. Da der öffentliche Raum konfisziert wurde, bietet der Sound eine Imitation der Freiheit, die künstlerischen Ausdruck zulässt und fördert. So wird die Musik zu mehr als einer Metapher und illustriert die Kreativität und den Einfallsreichtum, die Kinshasas kulturelle Diversität hervorgebracht hat.

Während der Kolonialperiode war die Cité, oder das Unterschichtenviertel, ein Lebensraum, der verschiedenste ethnische Gruppen anzog. Jede Gruppe hatte ihre eigene Musik, die für Religion, Ritual oder Vergnügen genutzt wurde. Als die Musik die Stadt erreichte, wurden Xylophon, Tam-Tam, Likembe, Flöte und andere Instrumente ersetzt oder ergänzt durch moderne Instrumente wie Trommeln, Gitarren, Saxophone und Trompeten. Von Anfang an wurde der Sound von der kolonialen Obrigkeit nur schwerlich toleriert. Antoine Kolosoy alias Papa Wendo, einer der Pioniere der kongolesischen Musik, der für sein Lied Marie-Louise bekannt ist, musste längere Zeit im Gefängnis absitzen, nachdem ihn die katholische Kirche des Satanismus beschuldigt hatte.

Über die letzten 40 Jahre war der Sound ein Katalysator für Identitätsstiftung und Nationalstolz. Die Worte der Lieder spiegeln häufig die Gedanken der Masse der Cité wieder. Der Independence Cha Cha von Joseph Kabasele alias the Grand Kallé ist ein gutes Beispiel. Die Worte des Liedes drücken beredt die Vorstellungen und Träume der einfachen Leute aus. Für Werrason, einem der Stars der kongolesischen Musik, ist die Musik das, was die kongolesische Nation am Leben erhält.

Kinshasa "hat eine besondere Kultur, die für sich spricht, für seine Einwohner, seine Künstler und besonders die Musiker. Es ist voller Symbole und wie jede Stadt auch voller Geschichte", schreiben Kapagama & Waterhouse (2009). Die verschiedenen Geschichten Kinshasas mischen sich mit den verschiedenen Geschichten des Kongo. Die physische Verwaltung Kinshasas ist kaum wahrnehmbar. Doch dieser Ballungsraum verkörpert Herz und Seele der kongolesischen Nation. Man kommt nicht umhin, sich hier zuhause zu fühlen. Trotz der schwierigen Lebensumstände, die Kinshasa einen aufzwängt, zieht es nur wenige Menschen zurück in ihre Dörfer. "Ah, Kinshasa kiesse Yaya", sagt der Kinois. Oder wie es René Maximy (1984) ausdrückt: "Man hat das Gefühl, Kinshasa könnte eine Stadt mit florierender Wirtschaft sein, in der sich gut leben lässt."


Lebendige Zivilgesellschaft

Kinshasa steht auch für gemeinsames Handeln. Die Idee, sich gemeinsam vertreten zu lassen, stammt aus den Arbeitervierteln. Kulturelle Unterschiede werden hier überwunden und eine gemeinsame Identität geschmiedet. Die Identität der Kinois ist alles andere als starr, sie ist reich und dynamisch und geht weit über die von der Kolonisierung oder den politischen Machthabern auferlegte Bestimmung hinaus. Die Hauptstadt ist für die Lebendigkeit ihrer Zivilgesellschaft bekannt. Leider spalten die übermäßig vielen evangelikalen Kirchen den öffentlichen Raum und schwächen das System gemeinsamen Handelns. Es bleibt abzuwarten, ob die diversen Mitglieder der Zivilgesellschaft solch falsche Trennung überwinden und einen gemeinsamen öffentlichen Raum schaffen können, die dem besonderen Charakter Kinshasas, der die Kinois so sehr beseelt, gerecht werden kann.

Ungeachtet dessen trägt dieses Gefühl für territoriale Zusammengehörigkeit zur Entwicklung einer Staatsbürgerschaft bei, auf deren Grundlage sich der demokratische Staat bildet. Wie überall hängt auch Kinshasas Überleben von seinem sozialen Kapital und dem Gewicht gemeinsamer Interessen ab.

Kapagama und Waterhouse (2009) sehen Kinshasa auch als einen Platz, an dem eine verborgene Ordnung in einer offenkundigen Unordnung herrscht. Trotz der Abwesenheit von öffentlichen Diensten und bisweilen sogar des Staates sehen sie verschiedene Programme, die das soziale Leben organisieren. Besteht nicht also die Möglichkeit, diesen "gordischen Knoten der Herausforderungen" zu knacken, den J-P. Thompson in seinem Vorwort zu der Artikelserie über Afrikas Großstädte (Problems in Africa's Large Cities", AfricaFiles, November 2010) beschwört?

Obwohl sie Mitschuld an den Übeln hat, die Afrika plagen, kann die Urbanisierung ein Faktor sein, der zu einer afrikanischen Renaissance beiträgt, inklusive ökonomischer und ökologischer Wirtschaftlichkeit. Experten gehen davon aus, dass Investitionen in die Infrastruktur und den Wohnungsbau in afrikanischen Städten dem privaten Sektor eine große Chance bieten. Die meisten sind sich einig, dass der ökologische Standort Kinshasas geeignet und günstig für die Entwicklung einer Großstadt ist. Mit 200 km² für urbane Entwicklung geeigneter Fläche und unter dem Druck des steten Bevölkerungswachstums verwandelt sich Kinshasa in eine Megalopolis. Wenn der Trend anhält, wird Kinshasa bald 12 Millionen Einwohner haben und damit in die Gruppe der 30 größten Siedlungen des Planeten vorstoßen. Bleibt jedoch die Frage: Wie soll das Wachstum geregelt und die Grundversorgung der Bewohner sichergestellt werden?

Das Wachstum bringt immer neue Herausforderungen mit sich. Kinshasas Zukunftsfähigkeit wird davon abhängen, wie gut die Bewohner der Cité in die Modernisierung eingebunden werden können. Sollen zum Beispiel Hochhausbauten gefördert werden? Warum nicht! Hochhausbauten haben zumindest den Vorteil, dass sie die Distanz zwischen ihrem Bewohner und wichtigen Versorgungseinrichtungen wie Schulen und Hospitälern minimieren. Zusätzlich minimieren sie ökologische Fußspuren, indem sie einen Lebensstil fördern, der nicht vom Auto abhängt. Es liegt in der Verantwortung der Behörden, eine Vision zu entwickeln, die Talent und Einfallsreichtum nach Kinshasa bringt. Nur so kann Kinshasa seine Rolle als Entwicklungsmotor eines "Korridors regionaler Entwicklung" wahrnehmen. Und noch viel wichtiger, Kinshasa zu einer Stadt machen, in der sich gut leben lässt.


Aus: AfricaFiles, at issue ezine, Vol. 13 (November 2010 - Juni 2011).

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Quelle:
afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
41. Jahrgang, Nr. 2, März/April 2012, S. 22 - 25
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2012