Besuch Xi Jinpings in Hanoi
Vietnam und China bilden im Handelskrieg mit den USA eine
"Schicksalsgemeinschaft"
Trump wird sich daran die Zähne ausbeißen
von Gerhard Feldbauer, 16. April 2025
Der Generalsekretär der KPCh und Präsident der VR China, Xi Jinping, hat am Dienstag einen zweitägigen Besuch in der Sozialistischen Republik Vietnam beendet. Eingeladen hatten ihn der Generalsekretär der KPV To Lam und Präsident Luong Cuong. Der Besuch war die erste Station einer Südostasienreise Xis, die ihn anschließend nach Kambodscha und Malaysia führt. People's Daily of China war zu entnehmen, dass die Abwehr der Angriffe der USA unter Trump, für den China zum Hauptfeind wird und der im Handelskrieg über Peking 145 % Einfuhrzölle verhängte, in den Gesprächen eine wichtige Rolle spielte. Xi will Südostasien zeigen, so das Blatt weiter, dass China im Gegensatz zu den USA "eine verantwortungsvolle Supermacht" sei, dass es im Handelskrieg keine Gewinner gebe und China und Vietnam das multilaterale Handelssystem und stabile Lieferketten schützen wollen. Während des Besuchs haben beide Länder im Rahmen ihrer umfassenden strategischen Kooperationspartnerschaft beschlossen, im von US-Präsident Trump eröffneten Handelskrieg eine vietnamesisch-chinesische "Schicksalsgemeinschaft" zu bilden. Trump dürfte sich daran nach Expertenmeinungen die Zähne ausbeißen.
Hanoi, das mit 46 % Zöllen belegt wird, gibt damit seine bisherige Position, sich keinen Bündnissen und Allianzen anzuschließen, auf und kommt Peking, das mit 145 % Zöllen bestraft wird, zu Hilfe. Beide Seiten gehen auf einer soliden Basis in die Auseinandersetzung. Der Wert ihres bilateralen Handels ist in den letzten drei Jahrzehnten, wie die Nachrichtenagentur Vietnam News Agency (VNA) bilanzierte, sage und schreibe um mehr als das 6.400-fache gestiegen und hat 2024 einen neuen Höchststand von über 200 Milliarden US-Dollar erreicht. Vietnam ist Chinas größter Handelspartner innerhalb der ASEAN und steht weltweit an vierter Stelle. Unternehmen in Vietnam, für die das Nachbarland ein wichtiger Exportmarkt ist, können diesen Standort ausbauen und davon profitieren, dass Vietnam als stärkste Wirtschaftsmacht Südostasiens an 16 bilateralen und multilateralen Freihandelsabkommen (FTAs) mit anderen Ländern teilnimmt.
China erhält über seine Zusammenarbeit mit Vietnam die Möglichkeit, seine Beziehungen zu den ASEAN-Ländern, aber auch darüber hinaus auszubauen, und wird so dem Druck aus Washington besser standhalten können. Chinesische Unternehmen werden dazu stärker in Vietnam investieren, um den größtmöglichen Nutzen aus Vietnams FTA zu ziehen. So wird Peking den Bau einer 8,3 Milliarden teuren Eisenbahnlinie, die die Hafenstadt Haiphong mit China verbinden wird, teilweise durch Kredite finanzieren. 2024 wurden in der Provinz Bac Ninh zwei große Hightech-Projekte chinesischer Investoren gestartet: das Fabrikprojekt Victory Giant Technology Vietnam der chinesischen Victory Giant Technology Joint Stock Company (Provinz Guangdong) mit einer Investition von 520 Millionen US-Dollar und das Projekt Green Precision mit einer Investition von über 120 Millionen US-Dollar.
Laut dem Bericht der Agentur für Auslandsinvestitionen des Finanzministeriums lag China im ersten Quartal 2025 hinsichtlich des Kapitals auf Platz 3 der Länder, die in Vietnam investierten, und stand hinsichtlich der Anzahl der Projekte an erster Stelle. Im gleichen Zeitraum investierten chinesische Investoren in 251 neue Projekte, was 29,5 % der Gesamtzahl der in Vietnam registrierten neuen Projekte waren.
Die strategische Kooperation ist jedoch nicht auf die aktuelle Situation begrenzt. Beide Seiten erörterten, wie es in der gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Besuches Xis hieß, die in der Welt vor sich gehenden enormen und grundlegenden Veränderungen, die Umwälzungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Technologie, mit Blick auf die Jahre bis 2030 und bis 2045 und 2050, also in der Mitte des 21. Jahrhunderts, die bedeutende Meilensteine in der revolutionären Arbeit beider Parteien und Länder bei der Gestaltung der neuen Weltordnung darstellen. Der Vertiefung ihrer darauf ausgerichteten Zusammenarbeit dienen rund 40 in verschiedenen Sektoren unterzeichnete Abkommen, darunter neben dem Verkehrswesen auch welche im Agrarhandel sowie in der digitalen und grünen Wirtschaft.
Von der strategischen Dimension zeugt, dass der Vorsitzende der Commercial Aircraft Corporation of China (Comac), He Dongfeng und Premierminister Pham Minh Chinh vereinbarten, in der Luftfahrtindustrie sowie der Entwicklung der Luft- und Raumfahrt zusammenzuarbeiten. Vereinbart wurde, Flugzeuge vom Typ COMAC C909 in Vietnam in Betrieb zu nehmen.
Mit dem Besuch Xis ist den US-Versuchen, Vietnam in seine China-Eindämmungsstrategie einzubeziehen, eine endgültige Abfuhr erteilt worden. Vietnam bleibt jedoch auch als Partner der "Schicksalsgemeinschaft" mit China zur Diversifizierung seiner Zusammenarbeit mit allen Staaten, die seine Unabhängigkeit, Souveränität und seinen sozialistischen Entwicklungsweg respektieren, bereit. US-Präsident Trump reagierte bisher laut der Nachrichtenagentur AP mit dem Vorwurf, China und Vietnam wollten "die USA gemeinsam abzocken".
Die vietnamesische Seite bekräftigte ihre Unterstützung für Pekings entschlossene Umsetzung der "Ein-China"-Politik und erkannte an, dass es nur ein China auf der Welt gibt, die Regierung der Volksrepublik China die einzige legitime Regierung ist, die ganz China vertritt, und dass Taiwan ein untrennbarer Teil des chinesischen Territoriums ist. Sie unterstützt die friedliche Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße und die große Sache der Wiedervereinigung Chinas, stellt sich entschieden gegen jede Form separatistischer Aktionen im Sinne einer "Unabhängigkeit Taiwans" und unterstützt konsequent das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder.
Der Besuch, der vor dem 75. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Vietnam und China am 18. Januar 1950 erfolgt, war Xis vierter Besuch in Vietnam seit seinem Amtsantritt und trug in zahlreichen Bereichen dazu bei, die Beziehungen auf ein höheres Niveau zu bringen. Dazu wurde insbesondere die Rolle Ho Chi Minhs und des Vorsitzenden Mao Zedongs bei der Entwicklung der Beziehungen einer "tiefe Zuneigung zwischen Vietnam und China" hervorgehoben. Nicht zuletzt bleibt zu erwähnen, dass der Besuch Xis nicht zufällig zwei Wochen vor den Feierlichkeiten anlässlich des 50. Jahrestages des Sieges Vietnams im Verteidigungskrieg gegen die USA, der stärksten westlichen Militärmacht, stattfand.
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Quelle:
© 2025 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. April 2025
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