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ASIEN/881: Pakistan - Tausende Binnenflüchtlinge schutzlos der Kälte ausgeliefert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Januar 2014

Pakistan: Tausende Binnenflüchtlinge schutzlos der Kälte ausgeliefert

von Ashfaq Yusufzai


Bild: © Ashfaq Yusufzai/IPS

Pakistaner, die vor den Kämpfen zwischen den Taliban und der Armee geflohen sind
Bild: © Ashfaq Yusufzai/IPS

Peshawar, 31. Januar (IPS) - Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sitzen Rasool Khan und andere Pakistaner, die vor der Gewalt der Taliban in den Nordosten des Landes geflohen sind, in ihren Zelten im Flüchtlingslager Jalozai im Nordosten des Landes und frieren. An Schlaf ist bei der bitteren Kälte kaum zu denken.

"Meinen Kindern tun die Lungen weh", sagt der 44-Jährige, der mit zehn Verwandten in dem Camp nahe Peshawar in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa untergekommen ist. "Wir haben schon genug Probleme, und der Frost macht unsere Lage noch unerträglicher."

Die Lagerinsassen stammen aus den nördlichen Stammesgebieten unter Bundesverwaltung (FATA). Khan lebte bis zu seiner Flucht im Augst 2012 im FATA-Bezirk Khyber. "Diese Temperaturen machen vor allem den Kindern und älteren Menschen zu schaffen", berichtet er. "Wir leben in Zelten, die uns nicht vor der Kälte schützen können."

Im April 2012 hatte die Regierung eine Militäroperation gegen die Taliban in Khyber begonnen. Etwa 200.000 Menschen der Region haben seitdem im Lager Jalozai Zuflucht gesucht. Insgesamt leben dort zurzeit mehr als 60.700 Menschen. Nach Angaben von Ärzten leiden 90 Prozent von ihnen unter kältebedingten Krankheiten wie Lungenentzündungen, Halsschmerzen und Fieber.

"Sie sind ständig der frostigen Kälte ausgesetzt", sagt der Arzt Samiullah Khan. Frauen und Kinder hätten es am schwersten. "Zwischen dem 1. und 22. Januar haben wir 7.548 Kinder und 6.587 Frauen untersucht. Ihr schlechter Zustand ist auf die extremen Wetterbedingungen zurückzuführen."


In Plastikzelten bei Minustemperaturen

Seit Anfang des Jahres sind die Temperaturen in dieser Region erheblich gesunken. An den bisher kältesten Tagen, dem 11. und 12. Januar, ging die Quecksilbersäule auf minus zwei Grad Celsius zurück. Die einfachen Plastikzelte boten gegen die schneidende Kälte keinen ausreichenden Schutz.

Dem Nationalen Komitee für Katastrophenschutz zufolge sind rund 2,1 Millionen Menschen vor der Gewalt der Islamisten und den Militäraktionen in den FATA geflohen. Seither leben sie in Lagern oder in Wohnungen in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

Ghufrana Bibi aus Süd-Waziristan, die bereits seit zwei Jahren in Jalozai ausharrt, berichtet, dass alle ihre sieben Kinder krank seien. "Sie haben Fieber, und wir haben keine Decken und warme Kleidung. Es gibt auch keinen Strom." Ihr Mann war bei einem Granatenangriff 2011 getötet worden. "Die Kinder sind noch zu klein, um arbeiten zu können."

Die Bewohner des Lagers wünschen sich, dass die Kämpfe endlich aufhören und sie in ihre Dörfer zurückkehren können. "Das ist der einzige Weg, um das Leid zu beenden. Wir brauchen Frieden", erklärt Shafique Afridi, ein Ladenbesitzer aus Khyber. "Hier haben wir nichts. Weder im Winter noch im Sommer gibt es Strom. In unserem Dorf hätten wir Brennholz. Hier gibt es nichts." (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/01/nowhere-come-cold/

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IPS-Tagesdienst vom 31. Januar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2014