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FRAGEN/016: D. R. Kongo - UN-Sondergesandte Robinson zum regionalen Friedensprozeß (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. März 2014

D. R. Kongo: Frauen spielen Schlüsselrolle im regionalen Friedensprozess - UN-Sondergesandte Robinson im Interview

von Matthew Newsome


Bild: © Matthew Newsome/IPS

Für die UN-Sondergesandte Mary Robinson ist die Beteiligung von Frauen am Friedensprozess in der DRC und der Region der großen Seen Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden
Bild: © Matthew Newsome/IPS

Addis Abeba, 13. März (IPS) - Nach Ansicht der UN-Sondergesandten für die Demokratische Republik Kongo (DRC) und die Region der großen Seen, Mary Robinson, kommt den Frauen der Region im Friedensprozess eine Schlüsselrolle zu. Wie sie gegenüber IPS erklärte, "müssen wir das riesige Potenzial der Frauen zur Befriedung der Region ausschöpfen".

Im Interview schilderte sie die bisherigen Fortschritte, die seit dem kongolesischen Abkommen für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit im Februar 2013 erzielt werden konnten, und verwies auf die Herausforderungen, die es noch zu bewältigen gibt. Und sie erläuterte die verschiedenen Strategien und Maßnahmen, mit denen sie zum Gelingen eines nachhaltigen Friedens beitragen will.

Dazu gehört die Frauenplattform für den Rahmenvertrag für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit, die Ende Januar in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingeweiht wurde und die Beteiligung der Frauen im Kongo und in der Region der großen Seen am regionalen Friedensprozess gewährleisten soll. Die Plattform ist ein Instrument, das Robinson bei der Umsetzung ihres Inklusionsversprechens unterstützen soll, indem Aktivitäten und Initiativen regionaler Frauenverbände finanziell gefördert werden.

Die Übereinkunft für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit war unter Vermittlung der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen zustande gekommen und wurde von elf Staaten der Region unterzeichnet. Sie gilt als 'Abkommen der Hoffnung'.

IPS: Warum ist es so wichtig, dass mehr Frauen am Friedensprozess teilnehmen?

Mary Robinson: Ich stehe voll und ganz hinter der Ansicht, die immer mehr Menschen vertreten, dass nämlich Frauen und Mädchen eine zentrale Bedeutung bei den Bemühungen um Frieden und Entwicklung in ihren Ländern spielen. Sie sind diejenigen, die sich auf kommunaler Ebene für Frieden einsetzen, doch im Friedensprozess nie wirklich berücksichtigt wurden, der sich in der Regel darauf beschränkt, 'dass böse Männer anderen bösen Männern vor den Kameras die Hand schütteln', wie wir das unter uns gern bezeichnen.

Wir wissen auch, dass Frauen Akteurinnen des Wandels sind und enorme Kapazitäten besitzen, ihre Gemeinden zu organisieren. Solange wir dieses riesige Potenzial und die Bedeutung von Frauen für den Friedensprozess nicht ausschöpfen und würdigen, wird der Fortschritt in der Region begrenzt sein.

IPS: Sie sind die erste UN-Sondergesandtin für die DRC und die Region der großen Seen. Sind sie der Ansicht, dass es dort genügend Friedensfrauen gibt?

Robinson: Je mehr Frauen beteiligt sind, umso besser. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon einige Frauen zu Sondergesandten in schwierigen Ländern wie dem Südsudan und Libera gemacht hat. Sie leisten gute Arbeit, gerade weil sie sich als Frauen der Folgen von Konflikten für die Familien zutiefst bewusst sind und sie in diesem Zusammenhang besonders viel Empathie empfinden.

IPS: Wie wollen Sie erreichen, dass nichtstaatliche Akteure einschließlich zivilgesellschaftlicher Organisationen (CSOs) und Medien am Friedensprozess in der Region mitwirken?

Robinson: Nach meinem Dafürhalten ist es wichtig, die Zivilgesellschaft und die Medien bei dem, was wir vorhaben, einzubeziehen - nämlich der Region der Großen Seen und insbesondere der DRC und dem Ostkongo, wo das Leid schon so lange andauert, Sicherheit und Entwicklung zu bringen.

Das sage ich, weil die Regierungen zugesagt haben, auf regionaler und nationaler Ebene Sicherheitsmaßnahmen voranzubringen und ihre Unterstützung bewaffneter Gruppen eines anderen Landes einzustellen, die diese schrecklichen Verbrechen begehen. Auch wollen sie eine Entwicklungszusammenarbeit.

Die Regierungen haben Maßstäbe gesetzt, die nach meinem Geschmack noch etwas zu technisch sind. Die politischen Entscheidungsträger müssen von ihren Bürgern in die Pflicht genommen werden. Damit dies möglich ist, habe ich für Frauengruppen diese Plattform geschaffen. Auf diese Weise können sie zeigen, was sie beispielsweise gegen geschlechtsspezifische Gewalt in ihrem Umfeld unternehmen.

IPS: Warum ist es so wichtig, nichtstaatliche Akteure wie die CSOs einzubinden?

Robinson: Das ist eine sehr bewusste Entscheidung, um den Friedens- und Sicherheitsprozess für die Menschen in der Region realer zu machen. So werden wir auch mit jungen Leuten zusammenarbeiten. Eine entsprechende Konferenz ist für Mai in Kenia geplant. Ich möchte, dass die Menschen wirklich spüren, dass sich dieser Friedensprozess von vorangegangenen unterscheidet.

Ich glaube, dass es die Regierungen ernst meinen und dass sie wirklich versuchen, ernsthafte Lösungen zu finden. Auch wir werden agieren. Wir wissen, was wir erwarten dürfen und sind aufgrund unserer Arbeit mit nichtstaatlichen Akteuren wie Frauen und jungen Menschen in einer stärkeren Position, Regierungen in die Pflicht zu nehmen.

IPS: Haben sich in der DRC und in der Region der großen Seen Frieden und Sicherheit bereits verbessert?

Robinson: Das Rahmenabkommen, auf das ich mich beziehe, das Rahmenabkommen für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit, ist am 24. Februar ein Jahr alt geworden. Meiner Meinung nach hat sich seither eine Menge getan. Es ist uns gelungen, die M23-Rebellen zu besiegen und das Abkommen von Kampala zustande zu bringen, damit die Menschen, die nach Ruanda und Uganda geflohen sind, heimkehren und in den Prozess der Reintegration eingebunden werden können, sofern sie keine schlimmen Verbrechen begangen haben. Außerdem verfügen wir auf der Entwicklungsseite über vielversprechende finanzielle Zusagen.

Ich organisiere derzeit eine Konferenz für den Privatsektor, die im Mai zeitgleich mit der Konferenz über die großen Seen stattfinden wird. Denn wir brauchen unbedingt eine Friedensdividende. Die Weltbank macht mit. So hat der Weltbankpräsident eine Milliarde US-Dollar zur Finanzierung von Projekten zugesagt, die in den Schlüsselländern der Region umgesetzt werden sollen. Ich hoffe, dass wir 2014 ein echtes Engagement der Regierungen der Region erleben werden, die bewaffneten Gruppen aufzulösen. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/03/qa-women-hold-key-peace-drc/

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IPS-Tagesdienst vom 13. März 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2014