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NAHOST/1048: Jemen - Politische Krise trifft Jugend (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Februar 2015


Jemen: Politische Krise trifft Jugend - Krankheiten, Hunger und Schulabbrüche

von Leila Lemghalef und Karina Böckmann

New York, Berlin, 19. Februar (IPS) - Die derzeitige politische Krise im Jemen wirkt sich verheerend auf die Ernährungssicherheit und Bildung von Kindern aus. Betroffen sind derzeit 900.000 Mädchen und Jungen, 210.000 von ihnen leiden Hunger, wie das Weltkinderhilfswerk UNICEF berichtet. Aufgrund der immensen Vielfalt der politischen Probleme könnten 200.000 Kinder nicht die Schule besuchen, die Schulabbrecherquote liegt bei 20 Prozent.

Die derzeitige politische Lage verheißt auch an der Gesundheitsfront schwere Verluste. So werden sich nach UN-Angaben 7.500 Kinder mit Krankheiten anstecken, die durch Impfungen verhindert werden könnten. Schon jetzt litten viele Heranwachsende an chronischem Durchfall und Infektionen der Atemwege.

Besondere Sorge gilt der Gefahr, dass die Lieferkette für die Tuberkuloseseren unterbrochen werden könnte, so der UNICEF-Beauftragte für den Jemen, Julien Harneis, kürzlich bei einem Briefing. Da der Jemen ein Durchgangsland für Migranten aus Afrika sei, bestehe zudem die Gefahr einer Rückkehr der im Lande ausgerotteten Kinderlähmung.

Zu den Aufgaben von UNICEF-Jemen gehört unter anderem der Auf- und Wiederaufbau sowie die Einrichtung von Schulen in Gebieten, in denen die Infrastruktur und Schulgebäude beschädigt sind und die sozialen Dienstleistungen noch nicht wieder denselben Stand wie vor 2011 erreicht haben. In jenem Jahr war es im Zuge des Arabischen Frühlings zu blutigen Massenprotesten gegen die damalige Regierung und zum Amtsverzicht von Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh gekommen.


Bürgerkriegsgefahr

Was dann folgte, liest sich wie eine Chronik des staatlichen Verfalls. Zwar konnte nach einer kurzen Interimsregierungszeit eine reguläre Regierung eingesetzt werden, doch kam das Land aufgrund von Unruhen, Massenprotesten, Terroranschlägen, Machtkämpfen verschiedener Milizen, Unabhängigkeitsbestrebungen südjemenitischer Separatisten sowie Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten nicht zur Ruhe.

Seit der Absetzung von Präsident Abed Rabbo Mansour Hadi und Premierminister Khalid Bahah im Januar und der Auflösung des Parlaments in diesem Monat durch schiitische Huthi-Rebellen, die bereits im September weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle brachten, ist das Land seiner legitimen Führung beraubt, ein Bürgerkrieg programmiert. So rüsten sich im Süden des Landes die sunnitischen Stammesführer, die auf Unterstützung der Al-Kaida zählen dürfen, zum Kampf gegen die selbst ernannten Machthaber in Sanaa und den Norden des Landes.

"Der Jemen bricht vor unseren Augen zusammen. Wir dürfen den Entwicklungen nicht tatenlos zusehen", hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am 12. Februar gewarnt. Vier Tage später lehnte der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung die Machtübernahme durch die Huthi ab und forderte die neuen Machthaber zu Allparteiengesprächen unter Führung der UN auf. Auch sollen sie den Präsidenten, den Staatschef und die Minister freilassen. Sanktionen wurden nicht verhängt (Ende/IPS/kb/2015)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2015

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