Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

NAHOST/662: Hilfe für den Gazastreifen - 50 Frauen wollen Blockade brechen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Juli 2010

Nahost: Hilfe für den Gazastreifen - 50 Frauen wollen Blockade brechen

Von Mona Alami


Beirut, 23. Juli (IPS) - Eine Gruppe arabischer, europäischer und US-amerikanischer Frauen will in wenigen Tagen vom Libanon aus in See stechen, um Hilfslieferungen in den abgeriegelten Gazastreifen zu bringen. Die Teilnehmerinnen sind fest entschlossen, mit ihrem Schiff 'Maryam' die von Israel verhängte Blockade zu brechen.

"Uns alle verbindet das Gefühl großer Ungerechtigkeit", erklärte Samar Hajj, eine der Organisatorinnen, den Einsatz. Israel hatte den Gazastreifen 2006 angeriegelt, nachdem Milizionäre der radikal-islamischen Hamas den israelischen Soldaten Gilad Shalit in Israel entführt und über die Demarkationslinie in das palästinensisch verwaltete Gebiet gebracht hatten. Zuvor hatte die Hamas die Parlamentswahlen im Gazastreifen gewonnen. Ägypten unterstützt die israelische Blockade, die zu gravierenden Engpässen bei der Versorgung der betroffenen Palästinenser geführt hat.

Samar Hajj, die den Einsatz des Hilfsschiffs 'Maryam' koordiniert - Bild: Mona Alami/IPS.

Samar Hajj, die den Einsatz des Hilfsschiffs 'Maryam' koordiniert
Bild: Mona Alami/IPS

Als das türkische Hilfsschiff 'Mavi Marmaris' Ende Mai dieses Jahres Hilfsgüter in den Gazastreifen transportieren wollte, wurde es von israelischen Streitkräften angegriffen. Neun türkische Aktivisten an Bord kamen dabei ums Leben. Die israelische Offensive sorgte weltweit für Kritik.


Bewegung 'Freies Palästina' solidarisch

Nach dem Blutbad trommelte Hajj einige Freundinnen zu Protesten in der libanesischen Hauptstadt Beirut zusammen. "Wir waren entsetzt über die Bilder von der Gewalt im Fernsehen und wollten selbst aktiv werden", sagte sie. Später trafen die Frauen Yasser Kashlak, einen 36-jährigen Syrer palästinensischer Herkunft, der die Bewegung 'Freies Palästina' anführt. Kashlak hatte bereits andere Schiffslieferungen in den Gazastreifen finanziell unterstützt, unter anderem die 'Gaza Freedom Flotilla' und die 'Naji al Ali'.

Wegen des angespannten Verhältnisses zwischen Israel und dem Libanon will das Schiff vor Beginn seiner Mission Zwischenstation in einem Hafen eines befreundeten Landes einlegen. Ansonsten bestehe Gefahr, dass Israel die Hilfsmission als kriegerischen Akt hinstelle könnte, so Hajj. Nachdem die Regierung von Zypern das Auslaufen von Schiffen in Richtung Gaza von ihrem Territorium verboten hat, bleibt den Aktivistinnen noch die Option, den türkischen Teil der Insel anzusteuern.

Den Organisatorinnen zufolge hatten rund 500 Frauen den Wunsch geäußert, an dem Hilfseinsatz teilzunehmen. 50 von ihnen werden nun an Bord sein. Die Hälfte sind Libanesinnen, während die übrigen aus anderen arabischen Staaten, Europa und den USA kommen. Palästinenserinnen nehmen nicht teil, um nicht ihre Verhaftung zu riskieren.


Hilfsgüter für die Zivilisten

Laut Hajj wollen die Freiwilligen Krebsmedikamente und Güter des täglichen Bedarfs in den Gazastreifen bringen. Anders als von Israel behauptet, würden keine Waffen oder Terroristen eingeschmuggelt, sagte sie. Die Identität der Frauen soll zu ihren eigenen Schutz geheim bleiben. "Wir nennen uns alle 'Maryam' und unterscheiden uns nur durch Zahlen - 'Maryam 1', 'Maryam 2' und so weiter."

Die erste 'Maryam' ist eine indische Rechtsanwältin, die mit einem Admiral verheiratet ist. "Ich bin eine Anhängerin der Lehren von Mahatma Gandhi", erzählte sie. "Sein ganzes Leben lang kämpfte er mit friedlichen Mitteln gegen jede Form von Unterdrückung. Auch er war gegen die Besetzung Palästinas."

Auch die 'Naji al Ali' plant einen weiteren Hilfseinsatz für Gaza, wie der libanesische Verkehrsminister Ghazi Aridi ankündigte. Wie die 'Maryam' liegt auch dieses Schiff derzeit in Tripoli vor Anker. Sobald die Hafenbehörden grünes Licht geben, kann es losgehen.

Die 'Maryam'-Frauen können den Beginn ihrer Hilfsmission kaum erwarten. "Wir werden die Israelis nicht mit Waffen, Steinen oder Messern angreifen, versicherte eine Teilnehmerin, "sondern mit unserem freien Willen". Israel versuche mit allen Mitteln das Auslaufen des Hilfsschiffes zu verhindern. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52237

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. Juli 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2010