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BERUF/1267: Positive Bilanz zum Ende des Berufsberatungsjahres 2008/2009 trotz Krise (BA)


Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 13. Oktober 2009

Positive Bilanz zum Ende des Berufsberatungsjahres 2008/2009 trotz wirtschaftlicher Krise


"Die Bilanz zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2008/2009 am 30. September 2009 zeigt, dass sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt trotz der Rezession weiter entspannt hat. Die Zahl der Jugendlichen, die für das bereits begonnene Ausbildungsjahr noch eine Lehrstelle suchen, bleibt relativ klein. Die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen ist ebenfalls geringer als im Vorjahr", so die Einschätzung des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit (BA) Raimund Becker anlässlich der Vorstellung der Bilanz des abgelaufenen Berufsberatungsjahres.

Von Oktober 2008 bis September 2009 wurden der Ausbildungsvermittlung der BA und der Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) insgesamt 475.400 Ausbildungsstellen gemeldet, dies sind 36.200 oder 7,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aber trotz deutlicher Rezession lediglich 6,9 Prozent weniger als zur Boomphase 2006/2007. Der Rückgang betraf sowohl die betrieblichen als auch die außerbetrieblichen Ausbildungsstellen (-24.200 auf 408.400 Stellen bzw. -11.900 auf 67.000 Stellen). Dabei zeigen sich deutliche Unterscheide zwischen den westlichen und den östlichen Bundesländern. In Westdeutschland wurden insgesamt 381.500 (-20.300 bzw. -5,1 Prozent) und in Ostdeutschland 93.600 Stellen (-15.900 bzw. -14,5 Prozent) gemeldet. Die rückläufige Zahl der Ausbildungsstellen korrespondiert mit der Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Nach den Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Handwerkskammertages sowie der Kammern der Freien Berufe wurden bis zum 30. September 2009 insgesamt 454.900 Verträge geschlossen, 7,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Die Ausbildungsvermittlung der BA und der ARGEn wurde im Verlauf des Berichtsjahres von 533.400 Bewerbern bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 86.700 oder 14,0 Prozent weniger als vor einem Jahr und über ein Viertel weniger als noch im Berufsberatungsjahr 2006/2007. Damit nimmt nun schon das dritte Jahr in Folge die Bewerberzahl sowohl in West- als auch in Ostdeutschland ab. In Westdeutschland verringerte sich die Bewerberzahl um 51.400 oder 10,7 Prozent auf 430.600. In Ostdeutschland gingen die Bewerber im Vorjahresvergleich um 35.200 oder 25,6 Prozent auf 102.600 zurück. Ursächlich für diesen Rückgang sind vor allem:

der demografische Wandel, der sich ganz deutlich auf die Bewerberzahlen in Ostdeutschland, aber auch allmählich in Westdeutschland niederschlägt. Dieser Rückgang zeigt sich auch in der weiter sinkenden Zahl von Absolventen allgemein bildender Schulen.

eine offenbar zunehmende Tendenz zu höheren Schulabschlüssen, insbesondere (Fach-)Hochschulreife, die zu einem längeren Verbleib der Jugendlichen im Schulsystem beiträgt.

die verbesserte Bilanz des letzten Ausbildungsjahres und die verstärkten Bemühungen der BA um die sogenannten "Altbewerber", also Jugendliche, die bereits in früheren Jahren die Schule beendet haben, 45,7 Prozent der 2008/2009 gemeldeten Bewerber sind Altbewerber, d.h. sie haben bereits im Vorjahr oder in früheren Jahren die Schule verlassen.

die Ausweitung der Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung durch die BA wirkt sich positiv auf den Ausbildungsmarkt aus. Damit ermöglicht die BA Schülerinnen und Schülern zu einem frühen Zeitpunkt mit Betrieben in Kontakt zu kommen, was zu einem besseren und früheren Matching am Ausbildungsmarkt führt, ohne dass die expliziten Angebote der Ausbildungsvermittlung der BA in Anspruch genommen werden.

die zunehmende Nutzung der Jobbörse der BA als Selbstinformationseinrichtung bei der Ausbildungsplatzsuche.

Am Ende des Berufsberatungsjahres waren bei der BA und den ARGEn 9.600 Bewerber noch unversorgt, das war ein Rückgang von 4.900 bzw. 33,8 Prozent. Damit blieben deutschlandweit 1,8 Prozent der bei der BA und den ARGEn gemeldeten Bewerber ohne Lehrstelle oder alternatives Angebot (West: 1,6; Ost: 2,6 Prozent aller Bewerber). In Westdeutschland hatten 6.900 (-3.300 bzw. -32,0 Prozent) der Bewerber keine Ausbildungsstelle oder ein alternatives Angebot gefunden, in Ostdeutschland waren es 2.700, 1.700 bzw. 38,1 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.

Der Anteil der Bewerber, die in eine Ausbildung eingemündet oder darin verblieben sind, lag mit 51 Prozent in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 16 Prozent der Bewerber haben sich für einen weiteren Schulbesuch oder ein Studium und sieben Prozent für eine weitere Qualifizierung (zum Beispiel eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, eine Einstiegsqualifizierung oder das Nachholen des Hauptschulabschlusses) entschieden. Weitere vier Prozent haben eine Arbeit aufgenommen.

Die Zahl der Ende September noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag mit 17.300 um 2.300 bzw. 11,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang zeigt sich sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Im Westen sind 14.500 Stellen noch unbesetzt, das sind 2.200 oder 13,0 Prozent weniger als im Vorjahr. In Ostdeutschland sind 2.600 Stellen noch frei, 100 oder 4,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Den bei der BA und den ARGEn gemeldeten 9.600 unversorgten Bewerbern stehen am Ende des Berufsberatungsjahres noch 17.300 unbesetzte Stellen gegenüber. Die rechnerische Differenz zwischen der Zahl der bei der BA und den ARGEn gemeldeten unversorgten Bewerbern (9.600) und den dort unbesetzten Ausbildungsstellen (17.300) - die so genannte "Lücke" - beträgt -7.700. Damit ergibt sich das zweite Jahr in Folge am Ende des Beratungsjahres ein Stellenüberhang. Diese gute Bilanz gilt allerdings nur für Westdeutschland. Hier liegt die "Lücke" bei - 7.600. In Ostdeutschland gab es dagegen 100 mehr unversorgte Bewerber als unbesetzte Stellen. Im vergangenen Jahr betrug der Stellenüberhang 5.000 Stellen. Diese positive Bilanz betraf auch damals nur Westdeutschland (Ost Lücke -1.600). Vor zwei Jahren lag die "Lücke" noch bei 14.300 mehr.

Erstmals liegen neben den Daten der Ausbildungsvermittlung der BA und der ARGEn auch Daten aus den bei den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) registrierten Bewerbern vor; die Transparenz der Ausbildungsmarktstatistik wird damit weiter erhöht. Bei den zkT waren insgesamt 22.300 Bewerber für Ausbildungsstellen gemeldet, von denen (am 14. September, also früher als bei den BA-Daten) noch 6.800 als unversorgt galten.

"Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Vielmehr melden sich auch jetzt noch Jugendliche, die z. B. keinen Studienplatz erhalten haben oder eine weiterführende Schule abbrechen und nun doch eine duale Berufausbildung anstreben. Außerdem melden auch Betriebe noch freie Ausbildungsstellen für das bereits begonnene Ausbildungsjahr", zeigte BA-Vorstand Becker Perspektiven auf.

Die bisherigen Erfahrungen des Nationalen Paktes für Ausbildung sprechen dafür, dass im so genannten "fünften Quartal" von Oktober bis Dezember eine große Anzahl der derzeit noch unbesetzten Stellen mit Auszubildenden besetzt werden kann und im Gegenzug bislang unvermittelte Bewerber einen Ausbildungsplatz oder eine Alternative finden. Zudem hat sich aber auch gezeigt, dass die Nachvermittlungsaktivitäten des Paktes noch in die ersten Monate des neuen Kalenderjahres hineinreichen. Becker betonte abschließend: "Mit den Ende September noch bei der BA und den ARGEn gemeldeten 17.300 unbesetzten Ausbildungsplätzen und den noch freien EQ-Praktikumstellen stehen genügend Angebote zur Verfügung, um allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen."


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Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V., des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, des Bundesverbandes der Freien Berufe, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit vom 13. Oktober 2009

Nach dem Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September 2009 und dem Start der Nachvermittlung geben die Bundesagentur für Arbeit und die Partner des Ausbildungspaktes die folgende gemeinsame Einschätzung zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt ab:

Ausbildungspakt auch im Krisenjahr 2009 erfolgreich:
Weniger unversorgte Bewerber und noch zahlreiche Ausbildungsplatzangebote


Trotz ungünstiger konjunktureller Entwicklung im Jahr 2009 ist eine gute Vermittlung von Jugendlichen in Ausbildung gelungen. Gleichzeitig lässt sich vor allem demografiebedingt ein spürbarer Bewerberrückgang beobachten. Die Paktpartner stehen auch in diesen schwierigeren Zeiten zu ihrer Paktzusage, jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Ausbildungsangebot zu machen. Die aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass dies gelingt. Ende September gab es erneut mehr unbesetzte Berufsausbildungsstellen als unversorgte Bewerber. Das starke Engagement der Paktpartner und der Bundesagentur für Arbeit zahlt sich auch in diesem Jahr aus.

Im Berufsberatungsjahr 2008/2009 ist der Rückgang der Bewerber gegenüber dem Vorjahr (-14,0%) stärker ausgefallen als der Rückgang der gemeldeten Berufsausbildungsstellen (-7,1%). Dabei betrug der Rückgang der betrieblichen Berufsausbildungsstellen (-5,6%); die der außerbetrieblichen Berufsausbildungsstellen (-15,1%). Im Ergebnis gab es Ende September noch 17.300 unbesetzte Berufsausbildungsstellen, 2.300 weniger als vor einem Jahr. Ihnen standen noch 9.600 unversorgte Bewerber gegenüber. Das sind 4.900 weniger als im Vorjahr. Nachdem bereits im vergangenen Jahr mehr unbesetzte Berufsausbildungsstellen als unversorgte Bewerber registriert worden waren, hat sich dieser Trend in diesem Jahr noch verstärkt: Das Angebot übersteigt die Nachfrage sogar um 7.700 (2008: 5.000).

Das Zwischenergebnis bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen spiegelt die Aussagen der BA-Statistik wider: In Industrie und Handel wurden 311.825 Ausbildungsverträge, das sind 31.434 (-9,2%) weniger als im Vorjahr, und im Handwerk 143.121 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Damit ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 9.324 (-6,1%) zu verzeichnen. Bei den Freien Berufen wurden 42.501 Verträge abgeschlossen, ein Minus von 873 (-2,0%). Das überaus erfolgreiche Vorjahresergebnis konnte nicht wiederholt werden. Einige Betriebe, die stark von einem Umsatzrückgang betroffen sind, können nicht mehr auf dem hohen Niveau der Vorjahre ausbilden. Auffällig ist zudem, dass in einigen Regionen die Zahl der Bewerber deutlich zurückgegangen ist. Der überregionale Ausgleich der angebotenen Berufsausbildungsstellen mit den Ausbildungsplatz suchenden Bewerbern bleibt eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft.

Auch die Situation der Bewerber aus früheren Schulentlassjahren hat sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen verbessert. 2008 waren 320.500 Bewerber (von insgesamt 620.000 Bewerbern) aus früheren Schulentlassjahren gemeldet. Aktuell sind es noch 243.800 (von insgesamt 533.400 Bewerbern). Damit ist der Anteil der Altbewerber auf 46% in diesem Jahr gesunken. Aufgrund von Veränderungen im Berichtswesen ist ein unmittelbarer Vorjahresvergleich jedoch nicht möglich. Es bleibt weiter eine wichtige Aufgabe der Paktpartner und der Bundesagentur für Arbeit, sich um diese Bewerber zu kümmern."

Die Paktverpflichtungen wurden mit der Einwerbung von 60.000 neuen Ausbildungsplätzen und 37.500 neuen Ausbildungsbetrieben schon jetzt erreicht. 23.200 Stellen für Einstiegsqualifizierungen sind bereits eingeworben. Das Engagement wird fortgesetzt.

Die Perspektiven für die Nachvermittlung sind aus Bewerbersicht gut - es gibt noch zahlreiche offene Ausbildungsangebote: Im Rahmen der Nachvermittlung der noch 9.600 unversorgten Bewerber stehen zum einen noch 17.300 unbesetzte Berufsausbildungsstellen zur Verfügung. Zum anderen kann ein erheblicher Teil der zugesagten 40.000 Plätze für betriebliche Einstiegsqualifizierungen, die eine erfolgreiche Brücke in betriebliche Ausbildung bilden, noch besetzt werden.

Die Aktivitäten zur Nachvermittlung von Arbeitsagenturen, Arbeitsgemeinschaften und Kammern laufen bereits seit Wochen auf Hochtouren: Dazu gehören vor allem Einladungen zur Nachvermittlung, Kompetenzchecks, Last-Minute-Lehrstellenbörsen. Angesichts der noch vorhandenen unbesetzten Berufsausbildungsstellen steht dabei die Vermittlung in betriebliche Berufsausbildung im Vordergrund. Denn die Ausbildung im Betrieb muss Dreh- und Angelpunkt des dualen Systems bleiben.

Wir rufen die Jugendlichen auf, aktiv an ihrem erfolgreichen Berufseinstieg mitzuwirken. Wer regional und auch hinsichtlich des angestrebten Berufs flexibel ist, erhöht seine Chancen. Wir rufen zudem die Betriebe auf, in ihrem Engagement nicht nachzulassen. Sie bieten damit Jugendlichen eine Zukunftschance und sichern den eigenen künftigen Fachkräftenachwuchs.


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Quelle:
Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit Nr. 72 vom 13.10.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2009