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BERUF/1464: Internationale Aufwertung der dualen Berufsausbildung (Universität Bremen)


Pressemitteilung der Universität Bremen - 9. Mai 2012

Großer Erfolg: Internationale Aufwertung der dualen Berufsausbildung



Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt bei 46 Prozent, in Italien knapp 30 Prozent. Alarmierende Zahlen, so dass die Arbeitsminister der G20-Länder 2011 einen Katalog zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit vorgelegt haben. Dort heißt es: Der dualen Berufsbildung ist besonderes Gewicht zuzumessen, da sie der hohen Arbeitslosenquote entgegenwirken kann. Doch sind in den europäischen Ländern die Standards in der dualen Berufsausbildung äußerst unterschiedlich. Bemerkenswert ist, dass in den Ländern mit hohen Standards, wie etwa der Schweiz die Jugendarbeitslosigkeit kaum ein Problem ist. Vor diesem Hintergrund ist es doppelt bedeutsam, dass die europäischen Bildungsforscher vor kurzem ein Memorandum mit internationalen "Standards für die Gestaltung, Organisation und Steuerung der dualen Berufsbildung" erarbeitet haben. In der Geschichte der Berufsbildung ist es das erste Strategiepapier mit gemeinsamen Standards und Forderungen. Erarbeitet wurde es von einer Kommission des internationalen Forschungsnetzwerks Innovative Berufsbildung (INAP). Zum Leiter der Kommission wurde Professor Rauner, Bildungsexperte der Universität Bremen berufen.

Die Einführung breitbandiger "Kernberufe" ist aus der Sicht der Bildungsforscher eine wichtige Voraussetzung zur Erhöhung der Attraktivität der beruflichen Bildung. Die Zahl der Ausbildungsberufe kann nach diesem Konzept deutlich reduziert werden. Es wird eine Größenordnung von ca. 250 vorgeschlagen. Kernberufe erhöhen die Flexibilität des Arbeitsmarktes und die Mobilität der Fachkräfte. Der in vielen Ländern viel zu weitgehenden Spezialisierungen der Berufsentwicklung kann so entgegengewirkt werden. Dadurch entstehen stabilere Berufe, eine Erleichterung bei der Berufsorientierung von Schülern. Kernberufe sind darüber hinaus eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung beruflicher Identität und darauf basierendem Verantwortungsbewusstsein.

Eine besondere Herausforderung für eine funktionierende duale Berufsbildung ist das Zusammenspiel zwischen dem Lernen im Betrieb und in beruflichen Schulen. Die "Lernortkooperation" gelingt dann am besten, wenn die Steuerung der Systeme "aus einer Hand" gegeben ist. Darüber hinaus plädieren die Bildungsforscher für parallele Bildungswege mit einem durchgängigen dualen Bildungsweg bis hin zur Promotion. Dann können sich zum Beispiel Meister in einem dualen Masterstudiengang weiterbilden. Nur so könne die seit Jahrzehnten geforderte Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung wirksam gestaltet werden.

In drei Kapiteln, "Kriterien einer modernen dualen Berufsbildung", "Steuerung dualer Berufsbildungssysteme" und "Struktur und Entwicklung beruflicher Curricula" werden insgesamt zwanzig Standards formuliert und begründet. Die Kommission hat sich in ihrer Arbeit auch von den Beispielen guter Berufsbildungspraxis in Ländern wie Deutschland und der Schweiz leiten lassen. "Ich bin sicher", so Professor Rauner, "dass diesen Standards auch für die Modernisierung der beruflichen Bildung in Deutschland eine wegweisende Bedeutung zukommt."

Das Memorandum liegt auf Deutsch und Englisch vor und kann per Mail angefordert werden: E-Mail innovative-apprenticeship@uni-bremen.de

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 157 / 9. Mai 2012 RO
Universität Bremen, Pressestelle
Telefon: 0421- 218 - 60150, Fax: 0421-218 - 60152
E-Mail: presse@uni-bremen.de
Internet: www.uni-bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2012