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BERUF/1764: Licht und Schatten bei Schutz- und Sicherheitsausbildungen (idw)


Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) - 21.07.2016

Licht und Schatten bei Schutz- und Sicherheitsausbildungen

BIBB-Evaluation zu Servicekraft und Fachkraft für Schutz und Sicherheit


Mit der Einführung von zwei dualen Ausbildungsberufen in den Schutz- und Sicherheitsdienstleistungen - Servicekraft für Schutz und Sicherheit sowie Fachkraft für Schutz und Sicherheit - hat sich in der Branche offenbar eine Ausbildungskultur entwickelt, die es dort zuvor nicht gab. Eine umfassende Untersuchung der zwei- beziehungsweise dreijährigen Ausbildung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zeigt dies, ebenso wie eine insgesamt hohe Zufriedenheit mit beiden Berufsbildern. Beide Ausbildungsberufe sind aber auch von niedrigen Erfolgsquoten in den Prüfungen und hohen Vertragslösungsquoten geprägt.

Mit dem Erlass der Verordnung über die Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit im Jahr 2002 wurde in der Schutz- und Sicherheitsbranche erstmals ein dreijähriger dualer Ausbildungsberuf eingeführt. Im Jahr 2008 wurde dieser modernisiert, der zweijährige Ausbildungsberuf Servicekraft für Schutz und Sicherheit neu geschaffen.

Die BIBB-Evaluation zeigt, dass sich die Ausbildungsordnungen grundsätzlich bewähren: Ausbildungsinhalte werden als angemessen beurteilt und das Gelernte als erforderlich für die Berufsausübung erachtet. Auch die gestreckte Abschlussprüfung wird positiv bewertet, allerdings wird noch Änderungsbedarf bei den Regelungen zur Prüfungsdurchführung sowie zum Bestehen der Prüfung gesehen.

Beide Ausbildungsberufe wurden von der Branche schnell angenommen. Bereits 2008 wurden über 1.100 Ausbildungsverträge in beiden Berufen geschlossen. Allerdings ist die Ausbildungsbetriebsquote mit 15,6 % im Jahr 2013 (gegenüber 20,7 % in der gesamten Wirtschaft) ebenso wie die Ausbildungsquote (1,9 % gegenüber 5,4 % gesamtwirtschaftlich) im Vergleich zu anderen Branchen noch niedrig.

Die Zahl der Neuabschlüsse ist in beiden Berufen zunächst bis 2012 konstant gestiegen. Für die Ausbildung zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit wurden damals 270, 2015 dann noch 207 neue Verträge abgeschlossen. Der Frauenanteil liegt bei knapp 25 %. Bei den Fachkräften für Schutz und Sicherheit stieg die Zahl weiter - von 1.008 Neuabschlüssen im Jahr 2012 auf 1.140 im Jahr 2015. Hier liegt der Anteil weiblicher Auszubildender bei knapp 20 %. Insgesamt ist damit vor allem der zweijährige Ausbildungsberuf hinter den mit der Einführung verbundenen quantitativen Erwartungen zurückgeblieben. Dies könnte nicht zuletzt an zahlreichen Beschäftigten liegen, die in die Branche quereinsteigen, zumeist über andere Qualifizierungen. Anhaltende Substitutionseffekte, also eine Abnahme der Ausbildungsverhältnisse des dreijährigen Ausbildungsberufes durch die Einführung der zweijährigen Servicekraft, konnten nicht festgestellt werden.

Die Konkurrenz zu anderen Qualifizierungen der Branche ist groß. Die beiden Ausbildungsberufe konkurrieren nicht nur mit den Fortbildungsprüfungen der Industrie- und Handelskammern (IHK) zur Geprüften Schutz- und Sicherheitskraft. Auch die für eine Tätigkeit im Bewachungsgewerbe laut Gewerbeordnung vorgeschriebenen und mit vergleichsweise geringem zeitlichem Aufwand von meist 40 bis 80 Stunden zu absolvierenden Unterrichtungen oder Sachkundeprüfungen bei den Industrie- und Handelskammern machen den beiden Ausbildungsberufen Konkurrenz.

Die Erfolgsquoten in der Abschlussprüfung lagen im Jahr 2014 bei rund 76 % (Fachkraft) und rund 57 % (Servicekraft) gegenüber etwa 90 % im Bundesdurchschnitt aller Abschlüsse. Die Vertragslösungsquote betrug 50,3 % bei den Fachkräften und 48,5 % bei den Servicekräften für Schutz und Sicherheit (Bundesdurchschnitt: knapp 25 %). Dies ist laut BIBB-Evaluation auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Zu vermuten sind unter anderem eine mangelnde Ausbildungsqualität, aber auch ein vergleichsweise hoher Anteil an Externen und Umschülern bei der Abschlussprüfung.


Zum Hintergrund:
Die Ausbildungsbetriebsquote bezeichnet den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Hierbei wird nicht unterschieden, ob die Betriebe ausbildungsberechtigt sind oder nicht. Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

Die Ergebnisse der BIBB-Untersuchung sind im Wissenschaftlichen Diskussionspapier (WDP) "Evaluation der Berufsausbildung in den Schutz- und Sicherheitsdienstleistungen - Servicekraft für Schutz und Sicherheit und Fachkraft für Schutz und Sicherheit", Heft-Nr. 173, zusammengefasst. Das WDP steht unter www.bibb.de/wdp zum Download zur Verfügung.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution630

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Andreas Pieper, 21.07.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2016

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