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HOCHSCHULE/1617: Reformen wirken sich positiv auf deutsches Wissenschaftssystem aus (idw)


Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) - 07.02.2011

Hochschulreformen wirken sich positiv auf Leistungsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems aus


Eliteuniversitäten, Studiengebühren oder der gesteigerte Wettbewerb zwischen den Hochschulen sind nur einige Schlagworte, die die Hochschulreformen der vergangenen Jahre prägten. Die Anpassung an neue Herausforderungen der Zeit erfordern neue Konzepte, die meist mit einem Wandel der hochschulpolitischen Traditionen einher gehen. Auf Grundlage des New Public Management (NPM) Ansatzes wurden in den letzten Jahren zahlreiche Reformen in der öffentlichen Forschung und Lehre durchgeführt. Dabei geht es um zusätzliche Wettbewerbselemente, die größere Autonomie der Hochschulen gegenüber staatlichen Behörden oder größere Befugnisse der Hochschulleitungen.

Ob staatliche Ausgaben dadurch effizienter eingesetzt wurden, dieser Frage ist das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt nachgegangen. Die Antwort lautet in weiten Teilen, "ja", so das Ergebnis der Untersuchung.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer ISI verwendeten in ihrer Studie einen breiten Datensatz zum Wissenschaftssystem, wie zum Beispiel dem Input, Output sowie der Governance, dem wissenschaftlichen Personal, wissenschaftlichen Veröffentlichungen; Flexibilität der Stellenpläne oder dem Einfluss der Dekane. Auf dieser Basis untersuchten sie die Wirkung der NPM-Mechanismen auf die Leistungsfähigkeit von Forschungsgruppen.

Demnach erhöhen die meisten Reformelemente die Effizienz der Forschungsgruppen. So sorgen Leistungsanreize, Zielvereinbarungen oder der Verzicht auf starre Stellenpläne für eine Erhöhung der Ressourceneffizienz und tragen damit zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bei. "Mit Hilfe eines breiten Sets an unterschiedlichen Indikatoren ist die Betrachtung der Wirkungen der Hochschulreformen möglich", erläutert Dr. Ulrich Schmoch, Projektleiter am Fraunhofer ISI. "Die Ergebnisse liefern so ein umfassendes Gesamtbild der Auswirkungen auf die Wissenschafts- und Hochschullandschaft, die alles in allem als positiv bewertet werden können", so sein Kollege Dr. Torben Schubert.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer ISI gehen noch einen Schritt weiter und beschäftigen sich mit Ideen, wie man verschiedene NPM-Elemente optimal miteinander kombinieren kann, um ein funktionierendes Governance-System zu erreichen. "Es gibt kein Patentrezept für eine erfolgreiche Governance-Struktur. Wir geben lediglich Empfehlungen und zeigen Lösungsansätze auf", stellt Torben Schubert klar.

Hier ist insbesondere darauf zu achten, dass die Governancestruktur zu der Mission der Universität passt. So kann für eine wissenstransferorientierte Hochschule ein starker Hochschulrat mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft ein wünschenswertes Instrument sein, während eine forschungsorientierte Hochschule möglicherweise auf andere strategische Instrumente, wie zum Beispiel regelmäßige Evaluationen, größeres Gewicht legen sollte. Umsetzungsmöglichkeiten, die neuen Governance-Strukturen in der Praxis einzusetzen, sehen die Wissenschaftler vor allem in der globalen Mittelzuweisung, in der Erhöhung der operativen Flexibilität und in gesteigerten Wettbewerbselementen.

Auch die leistungsorientierte Budgetzuweisung über Performanzindikatoren sehen die Forscher grundsätzlich positiv. Hierbei ist allerdings auf ein breites Indikatorenset zu achten, das alle wesentlichen Dimensionen der Leistungsfähigkeit adäquat abbilden kann. "Es ist nicht ausreichend - wie es heute gängige Praxis ist - einfach das Drittmittelaufkommen der Forschungseinheiten und die Doktorandenzahlen zu bewerten. Vielmehr müssen auch Tätigkeiten im Bereich des Wissenstransfers in die Gesellschaft, der Förderung der wissenschaftlichen Infrastruktur oder der wissenschaftlichen Forschung erfasst werden", so Schmoch. Hierauf aufbauend haben die Forscher des Fraunhofer ISI detaillierte Vorschläge für bessere Indikatorensysteme gemacht.


Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert die Rahmenbedingungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der breiten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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Perspektiven für Entscheidungen
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI),
Dr. Kathrin Schwabe, 07.02.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Februar 2011