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BERICHT/153: Plant Biology Congress 2012 - Global denken, lokal handeln (idw)


Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 03.08.2012

Global denken, lokal handeln

Internationale Wissenschaftler diskutierten in Freiburg die Frage, wie Pflanzenforschung der Gesellschaft nutzen kann



Welche Auswirkungen hat es auf die Pflanzenvielfalt, wenn immer mehr Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gepustet wird? Was können Forscherinnen und Forscher tun, um den damit verbundenen Klimawandel zu begrenzen? Wie können sie mit ihrer Arbeit dazu beitragen, globale Probleme wie Hunger oder Mangelernährung zu bekämpfen? 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 60 Ländern diskutierten diese Woche beim Plant Biology Congress 2012 an der Universität Freiburg Aspekte rund um Pflanzenwachstum, Biotechnologie, Bioenergie, den weltweiten Klimawandel und angewandte Forschung in der Ernährung. In 600 wissenschaftlichen Beiträgen stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Forscher ihre Ergebnisse der Bevölkerung nutzbar machen können. "Wir sind nicht an Elfenbeintürmen interessiert", sagt Ralf Reski. Der Freiburger Biologieprofessor und Fellow am Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS) hat den Kongress gemeinsam mit Heinz Rennenberg, Professor an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, organisiert. "Wir wollen den Nutzen unserer Arbeit direkt in die Öffentlichkeit tragen." Das Potenzial der Pflanzenforschung scheint auch in der Politik einen größeren Stellenwert einzunehmen: Ein EU-Vertreter kündigte auf dem Kongress an, dass die Europäische Union die Förderung von Forschungsverbünden auf diesem Gebiet in der kommenden Zeit verdoppeln wird.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand für die Wissenschaftler die Frage: Wie können sie auf der Basis exzellenter Grundlagenforschung dafür sorgen, dass Pflanzen mit neuen Eigenschaften auf die Äcker kommen? Die Chancen dieser Entwicklung erörterten sie zum Beispiel gemeinsam mit Vertretern der EU-Kommission und des Deutschen Bauernverbands.

Besonders der Dialog mit der Industrie erwies sich als fruchtbar, da beim Plant Biology Congress zum ersten Mal so viele Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Sparten der Pflanzenforschung aufeinander trafen und sich über ihre Ziele austauschen konnten. "Mit dem Kongress ist es uns gelungen ein Forum zu schaffen, in dem europäische Pflanzenforscher zukünftig mit einer einheitlichen Stimme in Wissenschaft und Politik vertreten sein werden", sagt Heinz Rennenberg. Einigkeit herrschte unter den Forschern zum Beispiel darüber, dass sie sich bei Themen wie alternativer Energiegewinnung oder Bekämpfung von Mangelernährung zwar mit globalen Problemen befassen, jedoch keine allgemeingültigen Lösungen anbieten können. "Wir werden niemals eine Pflanze finden, die wir überall anbauen, aus der wir überall Energie gewinnen und mit der wir Menschen auf der ganzen Welt ernähren", sagt Reski. Wichtig sei es deswegen Konzepte zu erarbeiten, die konkrete Lösungen für lokale Gemeinden aufzeigen. So sei eine Prognose darüber, welche Bäume im Schwarzwald in 100 Jahren noch einen Ertrag bringen, nicht auf Regionen mit einer anderen Vegetation übertragbar. Das Gleiche gelte für den so genannten Goldenen Reis, der durch gentechnische Verfahren mit Provitamin A angereichert wurde, um Mangelernährung in Entwicklungsländern vorzubeugen. Da es mehrere hundert lokale Sorten Reis gibt, die an die Bedingungen ihres jeweiligen Standorts angepasst wurden, bedarf es umfangreicher Kreuzungen vor Ort, um das neue Merkmal in diese Sorten zu übertragen.

Der Plant Biology Congress ist der erste gemeinsame Kongress der Federation of European Societies for Plant Biology (FESPB) und der European Plant Science Organisation (EPSO). Die Einrichtungen sind die beiden größten Organisationen der Pflanzenforschung Europas. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte den Kongress finanziell und bot Wissenschaftlern Beratung bei der Formulierung von Anträgen an. Ferner informierten verschiedene Organisationen über die neue europäische Initiative "ERA-CAPS", die exzellente Netzwerke in der Pflanzenbiotechnologie fördern wird. Workshops befassten sich mit der Pflanzenforschung im Weltraum, neuen Lehrmethoden und Karriereoptionen für junge Pflanzenwissenschaftler. Abgerundet wurde der Kongress von einer Ausstellung, bei der sich Verlage und Firmen präsentierten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution69

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau,
Rudolf-Werner Dreier, 03.08.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2012