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HUNGER/256: Sonnleitner widerspricht Weltbankpräsident Zöllick (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 18. August 2011

Sonnleitner widerspricht Weltbankpräsident Zöllick

Größter Feind beim Kampf gegen den Hunger sind seit vielen Jahren zu niedrige Erzeugerpreise


Über Jahrzehnte anhaltender Preisdruck und eine sträfliche Vernachlässigung der Land- und Ernährungswirtschaft in vielen Entwicklungsländern sind die Kernprobleme für den Hunger auf der Welt. Mit dieser Aussage widerspricht der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, Weltbankpräsident Robert Zöllick, der jüngst steigende Nahrungsmittelpreise für den Hunger auf der Welt verantwortlich machte. Erneut würden Versorgungsprobleme in den Megastädten der Entwicklungsländer genutzt, um von dem langfristig allein tragfähigen Lösungsweg einer zukunftsfähigen eigenen Landwirtschaft abzulenken. Auch die abscheuliche Situation in Somalia gehe zuvorderst auf kriegerische Auseinandersetzungen in der Region zurück. Dabei werde die Situation durch eine extreme Trockenheit verstärkt. Für die drängenden Hungerprobleme in Somalia bedürfe es großer und gemeinsamer Kraftanstrengungen, so Sonnleitner.

Unterdessen teilt die FAO mit, dass für den Kampf gegen Hunger weniger eine Begrenzung von Spekulationen auf den Agrarmärkten entscheidend ist. Vielmehr komme es auf einen Politikwechsel an. Zu dieser Einschätzung komme die FAO in einer jüngst veröffentlichten Studie. Als eine Folge des rapiden Anstiegs der Nahrungspreise in den Jahren 2007 und 2008 hätten viele Länder ihrer Agrar- und Ernährungswirtschaft eine ganz neue Aufmerksamkeit gegeben. Neben verschiedenen kurzfristigen Entscheidungen, zum Beispiel Exportbegrenzungen, um heimische Märkte zu stabilisieren, seien auch nachhaltige Maßnahmen zur Förderung der Land- und Ernährungswirtschaft ergriffen worden, so die FAO. Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßt die Einschätzung der FAO. Sie zeige, dass viele Staaten den Bauern und der Ernährungssicherheit der Bevölkerung wieder den höheren Stellenwert gäben.

Auch der DBV sieht die Spekulation auf den Agrarmärkten kritisch. Die Gruppe der G20-Staats- und Regierungschefs wird das Thema auf Betreiben des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy im November erörtern. Inzwischen zeichnet sich ab, dass dabei vor allem auf eine Verbesserung der internationalen Markttransparenz gesetzt werde. Auch DBV-Präsident Gerd Sonnleitner hatte bei einem Treffen der Bauernverbände in Paris in diesem Jahr davor gewarnt, pauschal in Finanzinstrumente einzugreifen. Sonnleitner betonte, dass sie zum Risikoausgleich und zur Beruhigung der Agrarmärkte benötigt würden, allerdings müssten auch Termingeschäfte auf den Finanzmärkten immer mit Eigenkapital hinterlegt sein.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. August 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2011