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INTERNATIONAL/046: Papua-Neuguinea - Staat fördert Aquakulturen zur Verbesserung der Nahrungssicherheit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juli 2012

Papua-Neuguinea: Staat fördert Aquakultur - Fischzucht soll Nahrungssicherheit verbessern

von Catherine Wilson


Fischzuchtbetrieb im Reservoir Sirinumu - Bild: © Catherine Wilson/IPS

Fischzuchtbetrieb im Reservoir Sirinumu
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Fischzuchtbetrieb im Reservoir Sirinumu - Bild: © Catherine Wilson/IPS

Port Moresby, 11. Juli (IPS) - Das riesige Sirinumu-Reservoir in der Zentralprovinz von Papua-Neuguinea liefert der Hauptstadt Port Moresby Wasser und Strom. 60 Fischer, die in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind, züchten dort außerdem Fische. Die Aquakultur hat ihnen dabei geholfen, ihren Verdienst und die Nahrungsproduktion zu verbessern.

Jonah Bobogi aus dem Dorf Bausaka, der auf einer Insel in dem Stausee lebt, gründete 2005 eine Buntbarschzucht. Inzwischen ist er der Fischzüchter, der in der Region die größte Erfahrung mit Aquakultur gesammelt hat. "Ich habe mehrere kleinere Geschäfte gegründet, die mir jedoch kein ausreichendes Einkommen brachten", sagt er. "Als ich mit der Fischzucht begann, wollte jeder etwas von mir kaufen. Ich verdiente plötzlich am Tag 300 bis 500 Kina (146 bis 244 US-Dollar)."

Von Anfang an erhielt Bobogi von der nationalen Fischereibehörde (NFA) finanzielle Unterstützung für die Entwicklung seines Unternehmens. Experten berieten ihn bei der Aufzucht von Fischen in Käfigen. In seinen sechs Zuchtbecken schlüpfen monatlich rund 20.000 junge Fische, die andere Bauern in der Umgebung kaufen. In zwölf Käfigen wachsen außerdem Buntbarsche heran, die er alle drei Monate verkauft. Daran verdient Bobogi jedes Mal etwa 5.870 Dollar.

Die Fische werden von Supermärkten, lokalen Marktverkäufern und Privatkunden in der Region aufgekauft. "Manche Supermärkte wollen sogar Verträge abschließen, um sich regelmäßige Lieferungen zu sichern", erklärt er. "Das kann ich nicht leisten, weil ich nicht genug Fischfutter habe, um die Zucht weiter auszubauen."


Erträge aus Aquakultur überrunden Fischfang

Für seine eigene Familie züchtet Bobogi Fische in kleineren Käfigen. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO ist die Aquakultur das weltweit am raschesten wachsende Nahrungsproduktionssystem, das sogar höhere Erträge liefert, als es das Bevölkerungswachstum erfordert. 46 Prozent des global gehandelten Fisches stammt aus solchen Zuchtbetrieben.

Experten erwarten, dass die Aquakultur mehr Fisch für den menschlichen Verzehr hervorbringt als das Fischereigewerbe. Nach Erkenntnissen der FAO sind die Bestände der am meisten nachgefragten Fischarten, die 30 Prozent aller Fänge auf den Weltmeeren ausmachen, bereits vollständig ausgebeutet.

Die meisten Aquakulturbetriebe befinden sich in der Asien-Pazifikregion, aus der 89 Prozent der Zuchtfische kommen. Der Verzehr liegt dort pro Kopf bei 25 Kilo jährlich. In Papua-Neuguinea ist das Potenzial dieses Wirtschaftszweiges aber offensichtlich noch nicht ausgeschöpft. 2007 wurden 17.500 Tonnen Fisch gehandelt, von denen lediglich 200 Tonnen aus der Aquakultur stammten.

Im Hochland von Papua-Neuguinea wurde die Fischzucht Mitte der fünfziger Jahre eingeführt, um der mangelernährten Bevölkerung eine proteinreichere Ernährung zu bieten. Außerdem sollte den Kleinbauern im Landesinnern, wo 95 Prozent der Einwohner im Umkreis von zwei Kilometern von Süßwasserflüssen leben, ein besseres Auskommen ermöglicht werden.

Das Australische Zentrum für Internationale Forschungen zur Aquakultur (ACIAR) berichtete, dass 2007 in Papua-Neuguinea mehr als 5.400 Fischfarmen in Betrieb waren. Weitere 10.000 bis 15.000 Agrarbetriebe verfügten demnach über Fischzuchtbecken. Eine Untersuchung ergab, dass die Fischzüchter, deren Familien im Durchschnitt sechs bis 19 Mitglieder hatten, 39 Prozent ihrer Fische selbst aßen und den Rest in den umliegenden Dörfern verkauften.

Jacob Wani von der nationalen Fischereibehörde ist davon überzeugt, dass die kleinen Fischer nach wie vor der Motor des Wirtschaftszweiges sind. Die Nachfrage dieser Produzenten nach staatlichen Zuschüssen sei so groß, dass die Behörde inzwischen den größten Teil ihres Budgets zur Förderung der Buntbarschzucht einsetze.


Umweltveränderungen begünstigen Fischzucht

Der Anstieg der Meeresspiegel, die Überbeanspruchung von Küstengebieten und die zunehmende Anlage von Reservoirs in Flussbecken dürften der Aquakultur einen weiteren Aufschwung bringen. Entscheidende Voraussetzungen sind eine entsprechende Ausbildung und fachliches Know-how, die geeignete Infrastruktur und Zugang zu einer ausreichenden Menge an Setzlingen und Fischfutter.

"Anders als in anderen Teilen Asiens hat die Aquakultur in Papua-Neuguinea keine Tradition. Deshalb fehlen uns die notwendigen Kenntnisse", erklärt Wani. Die wenigen Experten arbeiteten entweder im Management oder in der Privatwirtschaft.

NFA bietet den Bauern Ausbildungskurse, Hilfe bei Machbarkeitsstudien und Zuschüsse zur Finanzierung neuer Aquakulturprojekte oder zum Ausbau bereits bestehender Betriebe an. Außerdem wurden Futtermittelfirmen in den Provinzen Morobe, Eastern Highlands, Western Highlands, Jiwaka und Simbu angesiedelt und deren Produktion subventioniert.

Laut Gideon Pama, der für die Behörde arbeitet, kann die hohe Nachfrage bisher aber nicht erfüllt werden. "Die Futterhersteller wollen Garantien dafür, dass ihnen größere Mengen abgenommen werden", erklärt er. Außerdem werde befürchtet, dass die Zucht von Fischarten, die in der Region nicht heimisch sind, sowie die umfangreichen Fischexkremente der Umwelt schaden könnten.

Nach Angaben der Behörde tummeln sich in den Zuchtbecken vor allem Buntbarsche, Karpfen und Forellen, nachdem die Produktion einheimischer Spezies wie Zackenbarsche, Meeräschen und Schnapper nicht den gewünschten Erfolg brachte. Im Sirinumu-Reservoir werden drei bis vier Arten gezüchtet.


Gefahr vermehrten Algenwachstums

Den Bauern werde davon abgeraten, Fische in natürlichen Seen zu züchten, in denen bereits viele verschiedene Arten vorkämen, erklärt Pama. Zudem bestehe dort das Risiko einzes vermehrten Algenwachstums, das durch Fischkot und den Nährstoffen aus dem Futter hervorgerufen werde. Dadurch werde das Wasser verschmutzt und der Sauerstoffgehalt reduziert. Außerdem fielen Giftstoffe an.

Pama weist jedoch auch darauf hin, dass in den kleinen Zuchtbetrieben in dem Südpazifik-Staat bisher keine Krankheiten ausgebrochen seien und auch kein exzessives Algenwachstum beobachtet werde. Auch andere Experten sehen in der Aquakultur in Papua-Neuguinea eine gute Möglichkeit, die Nahrungsmittelversorgung der rasch ansteigenden Bevölkerung zu sichern. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.fao.org/fishery/countrysector/FI-CP_PG/en
http://www.fisheries.gov.pg/
http://aciar.gov.au/
http://www.ipsnews.net/2012/07/aquaculture-boosts-papua-new-guineas-food-security/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2012