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INTERNATIONAL/101: Afrika - Reisanbau mit bloßen Händen, Frauen fordern Zugang zu Land und Technologien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Dezember 2013

Afrika: Reisanbau mit bloßen Händen - Frauen fordern Zugang zu Land und Technologien

von Busani Bafana


Bild: © Wambi Michael/IPS

Afrikas Bäuerinnen haben selten Zugang zu Dreschmaschinen oder anderen nützlichen Agrartechnologien
Bild: © Wambi Michael/IPS

Ndop, Kamerun, 4. Dezember (IPS) - Seit mehr als 20 Jahren kultiviert Anastasia Ngwakun in Bamunkumbit, einem Dorf in Zentralkamerun, Reis. Hilfsmittel hat sie keine - nur die Hände. "Wäre ich ein Mann", sagt sie, "hätte ich die Werkzeuge und Technologien, die mir die Arbeit erheblich erleichtern würden".

"Der Reisanbau ist ein hartes Geschäft, besonders für uns Frauen, denn anders als die Männer bekommen wir keine Kredite oder Traktoren", kritisiert die Bäuerin, die ein 1,5 Hektar großes Reisfeld bewirtschaftet, das ihr nicht gehört. "Wir Frauen besitzen kein Land", fügt sie hinzu. "Wir bewirtschaften die Felder von Männern, die wiederum sämtliche Abläufe bestimmen." Da sie an keine Dreschmaschine herankommt, muss sie den Reis in mühseliger Handarbeit aus seinen Schalen lösen.

Wie Afiavi Agbhor-Noameshie vom Afrikanischen Reiszentrum berichtet, haben Frauen im Reissektor so gut wie nichts zu melden, obwohl sie von der Produktion bis zum Verkauf die gesamte Wertschöpfungskette durchlaufen. "Es besteht der dringende Bedarf, die Schinderei von Frauen in dem Sektor zu verringern", meint sie. "Es geht schlicht und ergreifend um Chancengleichheit."

Derzeit ist Afrika Netto-Reis-Importeur. Auf dem Kontinent wird also mehr Reis gegessen als produziert. Im letzten Jahr gab der Kontinent für die Einfuhr von zwölf Millionen Tonnen des Getreides fünf Milliarden US-Dollar aus.

Bild: © Busani Bafana/IPS

Afrika muss Reis teuer importieren
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Zugang zu Knowhow

Die Wissenschaftler Agbhor-Noameshie, Abdoulaye Kabore und Michael Misiko haben in ihrem Buch 'Realising Africa's Rice Promise' auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, Frauen in der wissenschaftlichen Forschung stärker zu berücksichtigen. Wichtig sei zudem, mit den Reisbäuerinnen Rücksprache zu halten und sie mit wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu versorgen, so Nathalie Me-Nsope, Forscherin am Globalen Zentrum für Nahrungsmittelsysteme und -innovationen an der 'Michigan State University'.

Nach Ansicht von Cisse Peinda Gueye, einer Reisfarmerin im Senegal, sollte die Forschung Frauen vor allem mit dem Knowhow vertraut machen, dass ihnen die Arbeit erleichtert und somit hilft, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Auch der Zugang zu qualitativ hochwertigem Reis sei ein Muss, damit die Bäuerinnen die Erwartungen an ihre Erzeugnisse erfüllen können.

Ein Punkt, den Ngwakun nur unterstreichen kann. "Ich wäre wirklich der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn ich an besseres Saatgut gelangen könnte, das die Produktion von gutem Reis und ein besseres Einkommen gewährleisten könnte. Doch für uns Frauen scheint der Kampf kein Ende zu nehmen." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.africarice.org/warda/contact.asp
http://www.ipsnews.net/2013/12/restoring-sight-africas-gender-blind-rice-sector/

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IPS-Tagesdienst vom 4. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2013