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INTERNATIONAL/213: Chile, Corona-Krise - Fischer in Tirúa verschenken tonnenweise Fisch (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Chile

Corona-Krise: Fischer in Tirúa verschenken tonnenweise Fisch



Fische, die auf dem Boden eines Bootes liegen, werden von vielen Händen eingesammelt - Foto: Medio a Medio

Foto: Medio a Medio

Ein Akt der Solidarität und ein Beitrag zur Ernährungssouveränität: Fischer verschenken tonnenweise Fisch an abgelegene Mapuche-Gemeinschaft.

(Tirúa, 11. April 2020, Medio a Medio) - Anfang April begannen Fischer der Buchten Tirúa und Quidico tonnenweise Fisch an die Bevölkerung der südlichsten Gemeinde der Biobío-Region im Gebiet der Lavkenche-Mapuche zu verschenken. Tausende Kilo Fisch wurden in den schwierigen Zeiten der totalen Quarantäne aufgrund der Gesundheitskrise, die das Land durchlebt, an die Gemeinschaft in Tirúa verschenkt. Das Geschenk der Fischer der Buchten Tirúa und Quidico, die zum uralten Territorium der Lavkenche-Mapuche in der Arauco-Provinz gehören, ist eine Geste der Solidarität mit ihrer Gemeinschaft. Schon früh morgens legen die Boote an und bringen Fisch für die Bevölkerung, die sich aufgrund der Gefahr durch das Virus gerade in totaler Quarantäne befindet.


Junger Mann mit einem Fischeimer - Foto: Medio a Medio

Gratis-Fisch für die Community
Foto: Medio a Medio

Die Gemeinde hat bisher lediglich vier bestätigte Covid-19-Fälle - dank der Abgeschiedenheit des Gebiets und der sofortigen Verhängung einer Quarantäne. Die Entscheidung dazu hatte die Gemeinschaft in Absprache mit der Gemeindeverwaltung getroffen und damit selbst die Initiative gegenüber einer Regierung ergriffen, deren Legitimation in Frage gestellt wird und die einen unzureichenden Umgang mit der Krise zeigt.

Hauptausbeuterin des Meeres ist in Chile die industrielle Fischerei, die durch eine Handvoll reicher Familien monopolisiert ist. Kleinfischer haben hingegen viel geringere Fangmengen und verwenden normalerweise Methoden, die weniger nachteilige Auswirkungen für die Umwelt haben.

Die Initiative der Fischer von Tirúa ist ein Beispiel für Solidarität des Volkes mit einer regionalen Gemeinschaft, ohne dass große Unternehmen oder staatliche Einrichtungen vermitteln. Die Kleinfischer von Tirúa haben eine klare Geste gezeigt und einen Beitrag zur Ernährungssouveränität der Bevölkerung geleistet. Von Ernährungssicherheit spricht man, wenn Menschen in der Lage sind, sich eigenständig, gesund und im Einklang mit der Umwelt mit Nahrung zu versorgen.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2020

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