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LANDWIRTSCHAFT/1426: Streßfrei Schlachten (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 333 - Mai 2010,
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Stressfrei Schlachten
AbL und Bioland diskutieren gemeinsam neue Modelle

Von Michael Finger, AbL-Allgäu


Die von AbL und Bioland organisierte Veranstaltung zeigte, wie wichtig und zukunftsweisend das Thema stressfreie Schlachtung ist, v. a. im Hinblick auf aktuelle Fernsehberichte über Zustände in Großschlachthöfen. Unter den fast 50 Besuchern waren viele Landwirte, aber auch einige Tierärzte, Metzger und Verbraucher. Direktvermarkter wissen, dass ihre Kunden bewusst nach Herkunft und Qualität des Fleisches fragen. Zwischen Fleischqualität und Stress, den die Tiere (auch kurz vor dem Schlachten noch) erleiden, besteht nachgewiesenermaßen ein enger Zusammenhang. Vor allem für Mutterkuhhalter ist diese Tatsache oft ein Problem, weil Tiere, die größtenteils auf der Weide gehalten werden, eben nicht stressfrei in ein Transportfahrzeug und zum Schlachten verbracht werden können.

Gerade hier setzt die so genannte mobile Schlachtbox (MSB) an. Das Tier wird auf dem Hof in gewohnter Umgebung ohne Transport und den damit verbunden Stress geschlachtet. Der Aufwand ist nicht unbedingt erhöht, es werden aber neue Ansätze von Tierverständnis bei dieser Art der Schlachtung berücksichtigt. Es ändern sich nur die Abläufe, das Tier gewinnt, ebenso der Verbraucher und der Bauer. Auch aus tiermedizinischer Sicht gibt es keine Abstriche, berichtete der Referent Ernst Hermann Maier von Uria e.V., einem Verein zur Förderung einer neuen Art der Tierhaltung. Herbert Siegel von der AbL Allgäu sprach von einem Zukunftsmodell, das Nischenlösungen ermöglicht bzw. erleichtert. Unter dem Motto flexibel, bewusst und regional. Ernst Maier war sein über viele Jahre und durch viele Erfahrungen erworbenes Fachwissen anzumerken, ebenso die persönlichen Einschnitte die er dafür in Kauf genommen hatte. Die jetzige Art, die Tiere nach viel Transport(stress) in Großschlachthöfen mit riesigen Durchsatzzahlen am Fließband zu schlachten, ist für ihn ein Fehler, ein anderer Umgang mit den Tieren sei dringend nötig. Natürlich muss sich dies im Preis ausdrücken, aber in Zeiten des bewussteren Umgangs mit Fleisch scheint sich auch hier etwas zu bewegen, denn vielen Kunden ist inzwischen ein verantwortungsvoller Umgang mit den Tieren ebenso wichtig wie die Qualität. Manch ein Besucher kam interessiert und ging nachdenklich mit anderen Anschauungen nach Hause.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 333 - Mai 2010, S. 8
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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(verbilligt auf Antrag 26,00 Euro jährlich)


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2010