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LANDWIRTSCHAFT/1585: Kartoffeln im Ökolandbau - Erweiterte Wertprüfung hilft Biolandwirten bei Sortenwahl (aid)


aid-Newsletter Nr. 39 vom 25. September 2013

Kartoffeln im Ökolandbau

Erweiterte Wertprüfung hilft Biolandwirten bei Sortenwahl



(aid) - Kartoffeln gehören zu den wichtigsten Kulturen im ökologischen Landbau. Bei der Wahl geeigneter Sorten können sich Biolandwirte jedoch nur bedingt an der Sortenliste des Bundessortenamtes (BSA) orientieren. Der Grund dafür liegt in den standardisierten Wertprüfungen des BSA, die vor allem konventionelle Anbaubedingungen berücksichtigen. Im ökologischen Anbau müssen Kartoffelsorten dagegen völlig andere Anforderungen erfüllen, da hier nur organische Dünger zulässig sind und keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen.

Um die speziellen Ansprüche im Bioanbau stärker zu berücksichtigen, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in einer dreijährigen Studie 18 Kartoffelsorten verschiedener Reifegruppen einer erweiterten Wertprüfung unterzogen. Das Projekt wurde im Auftrag des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt. Als ergänzende Prüfungen nahmen die Wissenschaftler dabei unter anderem zusätzliche Befallsbonituren am Pflanzgut und im wachsenden Bestand vor und führten Zeiternten im Abstand von 70, 80 und 90 Tagen nach dem Legen durch. Zudem beurteilten sie die Lagereignung, indem sie die Verluste und das Auftreten von Krankheiten prüften.

Bei den Zeiternten ergaben sich große Sortenunterschiede. Während einige frühe Sorten nach 70 Tagen bereits bis zu 90 Prozent Marktwareanteil erreicht hatten, lag der Anteil bei anderen Sorten zu diesem Zeitpunkt noch bei unter 60 Prozent. Bei späterer Ernte glichen sich die Werte immer mehr an. Die Zeiternten sind eine wichtige Entscheidungshilfe für Praktiker. Denn aus dem Ertragsaufbau einer Sorte lässt sich zum Beispiel ableiten, ob eine späte Kupferanwendung gegen Phytophtora noch einen wirtschaftlichen Mehrertrag erwarten lässt.

Auch bei den Versuchen zur Lagereignung ergaben sich zum Teil erhebliche Sortenunterschiede in Bezug auf Gewichts- und Keimverluste sowie beim Befall mit Silberschorf und Colletotrichum. Insgesamt sehen die Wissenschaftler die zusätzlichen Bewertungen der Kartoffelsorten als wichtige Erkenntnisse an, von denen Biolandwirte und Vermarkter gleichermaßen profitieren. Alle im Projekt erarbeiteten zusätzlichen Sortenmerkmale sind in der vom BSA betreuten Datenbank PIAF (Planungs-, Informations- und Auswertungssystem für Feldversuche) hinterlegt. Das ermöglicht einen zügigen Austausch neu gewonnener Daten zwischen den Versuchsanstellern.

Jürgen Beckhoff, www.aid.de

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Quelle:
aid-Newsletter 39 vom 25.9.2013
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2013