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MARKT/1820: Biomilchbauern wehren sich gegen niedrige Preise (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 338 - November 2010,
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Biomilchbauern wehren sich gegen niedrige Preise
Bio-Milcherzeugergemeinschaft nutzt ihre Marktmacht und kündigt Söbbeke 40 Prozent der Milch

Von Marcus Nürnberger


Die "Bio-MilchErzeugerGemeinschaft Nord w.V." hat ihren Milchliefervertrag mit der Molkerei Söbbeke Mitte Oktober mit Wirkung vom 30. September nächsten Jahres außerordentlich gekündigt. Die Milchbauern nahmen dazu eine Regelung in Anspruch, die ihnen ein Sonderkündigungsrecht einräumt, wenn keine Einigung über den zu zahlenden Preis erfolgt. Einer der wesentlichen Kritikpunkte ist der im Vergleich zu anderen Biomolkereien unterdurchschnittliche Auszahlungspreis. In den Verhandlungen mit der Molkerei wurde gefordert: "Die Preise bis Jahresende so zu gestalten, dass wir nicht unter dem deutschen Jahresdurchschnitt landen. Dazu wäre nach unserer Einschätzung ein Preis von 43 Cent nötig, um im Jahresmittel 40,2 Cent zu erreichen", schreibt der Vorstand der MEG im Mitgliederrundbrief. Von Seiten der Molkerei zeigt man sich verständnisvoll, aber unnachgiebig. Natürlich könne man verstehen, dass die Produzenten einen höheren Preis fordern, erklärt der Prokurist Herr Nissen, aber die Marktsituation ließe derzeit keine Spielräume. Vor allem die Feriensituation im Sommer habe zu einem starken Umsatzrückgang geführt. Vincent Thuneke, selbst Milchbauer und Vorsitzender des Biolandverbands Nordrhein-Westfalen, formuliert die Erwartungen von Seiten des Verbands als auch der Milchbauern an die Bioland-Molkerei "Wir erwarten, dass der Preis mindestens dem deutschen Durchschnitt entspricht. Als Bauern und auch als Biolandverband erwarten wir diesen Preis." Das Argument Umsatzrückgang in den Sommerferien will Thuneke nicht gelten lassen. "Das ist das Tagesgeschäft. Sommerferien gibt es jedes Jahr und die Anlieferungsmengen sind bis auf kleine Schwankungen lange im Voraus bekannt." Dem stimmt auch Johannes Berger, Vorsitzender der Bio-Milcherzeugergemeinschaft Nord, zu und ergänzt: "Wir trauen es der Molkerei auch ohne weiteres zu", und fügt anerkennend hinzu, dass die Molkerei seiner Einschätzung nach sehr gut aufgestellt sei. Innovativ und mit neuester Technik ausgestattet. Dass die Milcherzeugergemeinschaft von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machte, will Berger nicht überbewertet wissen. "Wir stehen weiterhin in Verhandlungen und sind optimistisch, eine befriedigende Lösung zu finden", so der Vorsitzende. Ob es denn Befürchtungen gebe, von Seiten der Molkerei könne versucht werden, neue Lieferanten zu werben, um auf die Mitglieder der BioMEG verzichten zu können, wehrt Berger ab: "Wir liefern 40 Prozent der Milchmenge", und macht das beidseitige Abhängigkeitsverhältnis deutlich: "Wir brauchen die Molkerei und die Molkerei braucht uns." Dass die Auseinandersetzung exemplarisch für weite Teile sowohl des Bio- als auch des konventionellen Milchmarkts steht verdeutlicht der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. "An dieser konkreten Auseinandersetzung zeigt sich weit über den Biobereich hinaus, was Bündelung der Milcherzeuger konkret bedeuten kann. Das muss öffentlich gemacht werden, damit alle Milcherzeuger und Erzeugergemeinschaften Selbstbewusstsein entwickeln, um nicht von Molkereien gegeneinander ausgespielt zu werden", so Graefe zu Baringdorf, "das ist umso wichtiger, weil die Molkereien sich derzeit auf ein Ende der EU-Milchquoten vorbereiten und versuchen, die Milcherzeuger einzeln an sich zu binden"


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 338 - November 2010, S. 7
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2010