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MARKT/2026: Milchpreis auf Hochtouren (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 369 - September 2013
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Milchpreis auf Hochtouren
Das Einkommen der Bauern bleibt wegen der gestiegenen Produktionskosten weiterhin gering.

von Marcus Nürnberger



Wie immer ist es schwer zu fassen, weshalb der Milchpreis gerade in diesem Sommer auf neue Höhen klettert. Ist es das gestiegene Exportaufkommen? Laut Milchindustrieverband (MIV) macht der Export wertmäßig fast die Hälfte der Produktion aus. Ist es die unterdurchschnittliche Anlieferung innerhalb der europäischen Union, die höhere Käufernachfrage oder sind es die Produktionskennzahlen aus Ozeanien und den USA?


Deutschland

Derzeit sind die Milchauszahlungspreise so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Für konventionelle Milch wurden im Juni Durchschnitt 36,5 Cent/kg (4 % Fett; 3,4 % Eiweiß) gezahlt und dass trotz einer geringeren Nachfrage von Milchprodukten bei privaten Haushalten. Hohe Erlöse wurden dagegen an den Rohstoffmärkten erzielt, sodass Molkereien mit starker Exportausrichtung offenbar im Vorteil sind. Leicht zeitversetzt folgt der Auszahlungspreis dem Anstieg der Rohstoffwerte. Gestiegen ist auch der Auszahlungspreis bei Biomilch. Im Schnitt lag er im Juli bei 44,5 Cent (ab Hof bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß inklusive Zu- und Abschlägen). Die meisten Bio-Molkereien zahlten im Juni zwischen 43 und 46 Cent. Der Norden hat im Juni aufgeholt und liegt mit 44,1 Cent nur noch 0,6 Cent hinter dem Süden mit 44,7 Cent zurück. Die Anlieferungsmenge ist um 1,4 % zurückgegangen.

Noch deutlich über dem Biomilchpreis liegt derzeit der Spotmilchpreis. Kurs auf 50 Cent/kg soll er in Süddeutschland genommen haben, während in Norddeutschland die Milch am Markt schon für 41,5 Cent/kg zu haben gewesen sein soll. In den Niederlanden wurde Anfang August der Spotmilchmarktpreis (bei 4,4 % Fett, frei Rampe Molkerei) 47,25 Cent/kg angegeben. Neben dem Auszahlungspreis sind für Gewinn- und Verlustbetrachtungen bei den Erzeugern natürlich auch die Produktionskosten von zentraler Bedeutung. Über deren Entwicklung, im Verhältnis zum Auszahlungspreis, gibt der Milch-Marker-Index Auskunft. Systembedingt, da die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht eher vorliegen, beschreibt dieser die Situation immer ein viertel bis halbes Jahr verspätet. Die letzten Zahlen stammen vom Anfang des Jahres und die MEG Milch Board ermittelte eine Unterdeckung von 18 Prozent. Vor allem die Kosten für die wichtigsten Betriebsmittel Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Energie und Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen seien anhaltend hoch geblieben. Allein ein Rückgang der Preise für Zukauffutter sowie der Anstieg des Milchpreises Anfang des Jahres hat dazu beigetragen, dass die Preis-Kosten-Ratio (das Verhältnis zwischen den Erlösen aus der Milch und den Gesamtkosten der Erzeugung) von 0,75 % auf 0,84 % angestiegen ist. Die für Anfang September angekündigten aber noch nicht veröffentlichten Berechnungen der Preis-Kosten-Ratio zeigen entgegen den Erwartungen, aufgrund gestiegener Milchpreise, keine wirkliche Veränderung. Somit wurden die höheren Milchauszahlungspreise offenbar von gestiegenen Energiekosten und Preisen von Pflanzenschutzmitteln wieder aufgefressen.


Europa

Auch aus diesem Grund gibt sich der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) mit der aktuellen Preissituation nicht zufrieden und weist schon seit Januar darauf hin, dass Landwirte inzwischen 50 Cent pro Liter Milch brauchen, um ihre Kosten decken zu können. Die Anlieferungsmengen von Januar bis April sind in Europa, im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt, leicht zurück gegangen. In Deutschland und den Niederlanden dagegen stieg die Milchanlieferung, im Vergleich zum Vorjahr, um bis zu 5 Prozent an. Schon im Mai lag der Milchpreis in ganz Europa über dem des Vorjahreszeitraums. Dabei lagen sowohl die Butterpreise als auch die Preise für Magermilchpulver in Deutschland über denen der EU.


Weltmarkt

Die Preise für Milchpulver driften Anfang des Jahres weit auseinander. Während in Europa und Amerika Ende April 3.990 bzw. 3.780 US$/Tonne gezahlt werden, klettert der Spitzenwert in Ozeanien Anfang April auf über 5.500 US$/Tonne, fällt allerdings bis Ende des Monats auf 4.475 US$/Tonne. Die Milchproduktion in den USA ist auf steigendem Niveau, in Neuseeland ist sie vergleichbar dem Vorjahr, in Australien und Argentinien dagegen deutlich unter der des Vorjahreszeitraums. Die Milchbörse gibt Anfang August um 2,4 % nach. Ursache sind offenbar die Probleme der neuseeländischen Molkerei Fonterra. Die Molkerei hatte einräumen müssen, im Mai mit Botulismuserregern verseuchte Molke in Umlauf gebracht zu haben. 38 Tonnen eines Proteinkonzentrats seien durch eine schmutzige Leitung verseucht worden, teilte das Unternehmen mit. Das Konzentrat wurde von acht Firmen in sieben Ländern in 900 Tonnen Nahrungsmitteln verwendet. Keiner dieser Fonterra-Kunden ist in Europa. Allerdings verhängten China, als einer der bedeutendsten Abnehmer, sowie Russland einen Importstopp. Mitte August stiegen die Werte an der Milchbörse - je nach Segment unterschiedlich - wieder an: Milchfett 7,1 %, Butter 3,3 %, Käse 0,9 %, Vollmilchpulver 2,7 %, Magermilchpulver 0,7 %.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 369 - September 2013, S. 7
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2013