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MARKT/2272: Penny geht aufs Ganze (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 426 - November 2018
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Penny geht aufs Ganze
Auch der Rewe-Discounter will sich mit Tierwohl profilieren und Kunden überzeugen

von Claudia Schievelbein


An den Landwirten werde es nicht legen, konstatierte Rudolf Festag, geschäftsführender Vorstand der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh im Raum Osnabrück e. G. (EGO), bei der Vorstellung des "Teutoburger Hofschweins", eines Tierwohl-Projektes des Rewe-Discounters Penny. Wenn es darum gehe, Veränderungen in der Tierhaltung umzusetzen, werde genau auf die geschaut, die es schon wagten. Drei Betriebe sind das konkret in "seiner" Erzeugergemeinschaft von 300 Mitgliedern, die nun 150 Schweine in der Woche über den EGO-Schlachthof in Georgsmarienhütte und das Fleischverarbeitungsunternehmen Stockmeyer im nahen westfälischen Sassenberg an Penny vermarkten. Kurze Wege sind also garantiert. Das besondere aber ist, dass Penny ganze Tiere abnimmt, nicht nur Edelteile, Festag rechnet mit einer Zwei-Drittel-Verwertung. Sechs Wurstprodukte hieraus gehen in alle 2.180 Penny-Filialen in Deutschland, die drei Fleischprodukte landen hingegen nur in 550 ausgewählten Filialen. Für mehr reiche es hier zunächst noch nicht. Die Filialen seien ausgewählte, eher urbane, in denen man einen höheren Kundenanteil mit Vorliebe für besondere, höherpreisige Produkte ausmachen könne. "Bei uns heißt das Sushi-Index", erklärt Stefan Magel, Rewe-Vorstandsmitglied und Chef des operativen Geschäfts bei Penny. Da, wo eher Geld für Sushi ausgeben wird, könnten auch eher die 40 Prozent mehr für Fleisch aus einem Tierwohl-Projekt ausgegeben werden. Man reiche die höheren Kosten an den Endverbraucher weiter, so Magel. Zumal auch auf eine höhere Fleischqualität durch den Einsatz von Duroc-Ebern und Hausschweinen gesetzt wird. Die Tierwohl-Kriterien sind die der Einstiegsstufe des Tierschutzbund-Labels, dessen einer Stern auch auf der Verpackung prangt. Neben der von Penny eingeführten Haltungskennzeichnung, die hier die Stufe drei, Tierwohl plus, vorsieht und neben einem herzigen Foto von drei Bauern und dem Naturgut-Eigenmarken-Logo. Viel zu sehen also für den Kunden, aber auch zu verstehen? Man kommuniziere das Projekt über die Printprodukte, Werbeflyer, soziale Medien, so Magel. Auch die Pressekonferenz in einem Penny-Markt in Köln findet im laufenden Betrieb vor einer Werbewand statt. 50 Prozent mehr Platz für die Tiere, organisches Beschäftigungsmaterial, maximal 3.000 Schweine pro Betrieb, gentechnikfreie Fütterung sind die zentralen Kriterien. Die Ringelschwänze sollen mindestens perspektivisch immer dran bleiben, eine der größten Herausforderungen wegen des Mehraufwands an Tierbeobachtung und Management, so Festag. Die drei Betriebe kastrieren betäubt oder mästen die Eher. Letzteres ist gerade besonders ein Anliegen von Tierschutzbundpräsident Thomas Schröder, der als Labelgeber auch mit vorstellt. Er betont einmal mehr, dass man mit dem eigenen Label die Lücke schließe, die der Gesetzgeber schon seit Jahren nicht schließen wolle.

Nach drei ersten Verkaufswochen seien die Erfahrungen ganz positiv, Penny-Chef Magel. Eine bestimmte Zeitvergabe gebe es für das Projekt nicht, sagt er, man wolle aber eine langfristige Zusammenarbeit. Rudolf Festag schmunzelt: "An der Stelle wird es interessant." Bisher gibt es einen zweijährigen Vertrag mit Stockmeyer, die Zahl der Schweine soll kurzfristig auf 200 pro Woche steigen. Die Erzeugerpreise seien vergleichbar mit denen ähnlicher Projekte, sprich: den 2,05 Euro pro Kilo Schlachtgewicht, die Aldi zahlt. Jetzt müsse man sehen, ob der Kunde nur rede oder auch kaufe, betont Festag, dann würden schon auch noch Betriebe dazu kommen.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 426 - November 2018, S. 12
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2019

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