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VERBAND/2380: Die Bauernseele brennt (Biokreis e.V.)


Biokreis e.V. - Pressemitteilung vom 13. Januar 2020

Die Bauernseele brennt

Warum schnelles Handeln für eine Agrarwende geboten ist


Die massiven Demonstrationen von Landwirtinnen und Landwirten in den vergangenen Wochen und Monaten machen klar: Mutiges und konsequentes Handeln im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft ist JETZT gefragt.

Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Nitratbelastung im Grundwasser sind wissenschaftliche Tatsachen, mit denen sich unsere Gesellschaft dringend auseinandersetzen muss. Die Politik hat aber lange Zeit wenig unternommen, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. In Zeiten, in denen Klimaschutz, Grundwasserbelastung und Insektenschwund gesellschaftliche Top-Themen sind, werden die Versäumnisse der Entscheidungsträger immer deutlicher sichtbar.

Solidarität innerhalb der Landwirtschaft ist selten geworden.

Viele Bäuerinnen und Bauern mussten in den letzten Jahren ihre Höfe aufgeben. Andere treten inzwischen am Pachtmarkt als Konkurrenten auf. Auch die überbordende Bürokratie trübt das Gemüt vieler Landwirte und raubt dem Familienbetrieb Zeit und Motivation für die Praxis - gleich ob der Hof ökologisch, extensiv oder intensiv bewirtschaftet wird. Dieses Problem eint die Landwirtschaft mit vielen kleineren Verarbeitungs- und Handwerksbetrieben.

Der Druck auf das System wächst

Es ist unerträglich, dass die politisch Verantwortlichen die Zuständigkeiten für diese Themen so lange von Landes- auf Bundes- und in Richtung der Europaebene von sich weisen, bis kein Adressat für Protest und Widerspruch bleibt. Es führt bei der Bauernschaft zu Verdruss, dass das Bild des bäuerlichen Betriebes politisch und in den gesellschaftlichen Erwartungen hochgehalten wird, die Vielfalt der Auflagen aber gerade diesen Betrieben die Luft zum Atmen nimmt.

Die bestehende Landwirtschaftspolitik ist durch den wachsenden Druck von außen am Ende angelangt. Sei es aufgrund des gesellschaftlichen Aufbegehrens, etwa bei den Fridays for Future-Demonstrationen, sei es aufgrund der Androhungen von europäischen Strafzahlungen wegen der Nitratbelastung des Grundwassers.

Landwirtschaft braucht Zukunft

Der Ökolandbau hat immer wieder Wege für eine ressourcenschonende Landbewirtschaftung aufgezeigt. Er hat Modelle für eine angemessene Vergütung hochwertiger Lebensmittel umgesetzt und dringende Änderungen im System der europäischen Agrarförderung angemahnt. Doch das reicht nicht aus - weitere Schritte sind gefragt.

Der ökologische Anbauverband Biokreis e.V. fordert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Bundesministerin Julia Klöckner auf, Gestaltungsoptionen zu nutzen: um bäuerlichen Betrieben das Überleben zu sichern und Landwirtschaft enkeltauglich zu gestalten.

Wir fordern:

  • Eine Umverteilung der GAP-Gelder: Statt Gelder mit der Gießkanne pauschal pro Fläche zu verteilen, müssen naturverträglich wirtschaftende Landwirtinnen und Landwirte zielgerichtet entlohnt werden.
  • Eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für tierische Produkte: So wird mehr Menschen die Möglichkeit gegeben, durch ihren Einkauf zu einer artgerechten Nutztierhaltung beizutragen.
  • Eine langfristige Umsteuerung der GAP: für den Erhalt kleiner Strukturen in der Landwirtschaft, für Umwelt-, Klima- und Tierschutz.

Es ist an der Zeit, den Geist der Zeit für Veränderungen zu nutzen. Mutige Entscheidungen sind gefragt, damit die bäuerliche Landwirtschaft eine Zukunft in unserem Land hat.


Biokreis - Wir machen Bio lebendig! Rund 1300 Landwirte und 200 Verarbeiter wirtschaften bundesweit nach unseren Richtlinien. Auch Verbraucher gehören zu unseren Mitgliedern. Gemeinsam gestalten wir kreativ und konsequent ökologischen Landbau. Wir stehen seit 1979 für regionale, vertrauensvolle Netzwerke, Tierwohl, handwerkliche Lebensmittelverarbeitung und treten basisdemokratisch mit neuen Ideen, politischer Arbeit und wirksamer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für unsere ganzheitliche Vorstellung von Ökolandbau sowie dessen Weiterentwicklung ein.

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Quelle:
Pressemitteilung, 13.01.2020
Biokreis e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stelzlhof 1, 94034 Passau
www.biokreis.de
www.bionachrichten.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2020

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