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ASYL/697: Endstation Flüchtlingslager - In Nordmosambik sind 11.000 Menschen gestrandet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Mai 2011

Afrika: Endstation Flüchtlingslager - In Nordmosambik sind 11.000 Menschen gestrandet

Von Grit Porsch


Berlin, 17. Mai (IPS) - Zwei Flüchtlingslager im Norden von Mosambik sind für tausende Menschen aus Somalia und Äthiopien zur Endstation geworden. Mit einem Anfang des Jahres geltenden vorläufigen Reiseverbot für neu ankommende Flüchtlinge hat die Regierung in Maputo deren Pläne durchkreuzt, sich nach Südafrika durchzuschlagen und dort Asyl zu beantragen.

Die Polizei bringt sie zur umfassenden Registrierung in der Provinz Nampula im überfüllten Lager von Maratane unter. Für andere Asylbewerber hat das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) in der Küstenstadt Palma an der Grenze zu Tansania eine weitere, provisorische Unterkunft eingerichtet.

Im Lager von Maratane leben seit Jahren 5.500 Flüchtlinge aus Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo. Inzwischen drängen sich hier mehr als 10.000 Menschen. 1.000 Neuankömmlinge aus Äthiopien und Somalia warten in Palma auf den Ausgang ihres Asylverfahrens, das etliche Monate dauern kann.

"Wir tun was wir können, bauen immer mehr Unterstände, bohren Brunnen und versorgen die Menschen, doch es kommen einfach zu viele", berichtete Girma Gebre-Kristos, UNHCR-Beauftragter für Mosambik dem UN-Nachrichtendienst IRIN.

Aderito Matangala, der amtierende Direktor des Instituts für Flüchtlingshilfe (INAR), des nationalen Pendants zum UNHCR, erläuterte: "Unser Gesetz lässt Asylbewerbern noch vor der Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus Bewegungsfreiheit, sobald ihre Registrierung abgeschlossen ist." Mosambik stehe in dem Ruf, Flüchtlinge gut zu behandeln und sei deshalb ein bevorzugtes Ziel für Flüchtlinge aus Somalia und Äthiopien.

Die ortsansässige Polizei scheint diese Reputation wenig zu kümmern. Berichten zufolge ließ der Polizeichef von Palma kürzlich etwa 150 somalische und äthiopische Asylbewerber nach Tansania abschieben. In der Nordprovinz Cabo Delgado erschoss die Küstenpolizei Ende April vier somalische Flüchtlinge.

Auf die an die internationale Gemeinschaft gerichtete Bitte von UNHCR und INAR, sie bei der Versorgung der Neuankömmlinge aus Somalia und Äthiopien zu unterstützen, haben das Welternährungsprogramm (WFP) und das Rote Kreuz von Mosambik die Flüchtlingslager in Maratane und Palma mit weiteren Zelten und Lebensmitteln versorgt. Gebre-Kristos berichtete, man suche auch nach einem besser geeigneten Standort für das Lager in Palma, das an ein sumpfiges, moskitoverseuchtes Gelände grenzt.


Flüchtlinge in Bedrängnis

Die zerstörte Infrastruktur ihrer Heimat in der Provinz Equateuer im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) lässt den etwa 120.000 Menschen, die sich vor zwei Jahren vor ethnischen Konflikten über den Grenzfluss Ubangi in der benachbarten Republik Kongo in Sicherheit gebracht hatten, weiterhin wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr.

Nach Angaben des UNHCR haben sich bislang nur etwa 1.000 Flüchtlinge freiwillig auf den Heimweg gemacht, nachdem die verfeindeten Enyele und Munyaza am 12. März in einem Pakt ihre Bereitschaft zu einem friedlichen Miteinander besiegelt hatten. Die übrigen trauen dem Frieden nicht. Aus Angst vor neuer Gewalt und vor der Präsenz der berüchtigten Streitkräfte der DRC wollen sie in ihrem kleinen Gastland bleiben, auch wenn sich Hilfsorganisationen wie das UNHCR um den Wiederaufbau der einheimischen Infrastruktur bemühen.

Die etwa 120.000 Flüchtlinge sind zu 82 Prozent Frauen und Kinder. Sie haben sich in der Umgebung von Likouala an 104 Orten am Flussufer niedergelassen und sind auf Hilfe angewiesen. Von den 31,5 Millionen US-Dollar, um die UNHCR im Februar gebeten hatten, sind bislang 17 Millionen Dollar zusammen gekommen.

"Wir sorgen vor Ort für Unterkünfte und sanitäre Einrichtungen. Auch Gesundheitsdienste werden benötigt. denn viele Flüchtlinge leiden an Malaria, Darmparasiten und Geschlechtskrankheiten", berichtete die UNHCR-Pressesprecherin Anouk Desgrosseilliers. "Wir brauchen weitere 14,5 Millionen Dollar." Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) verweisen darauf, dass die Lebensmittelvorräte im Mai zu Ende gehen (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.unhcr.org
http://www.acted.org
http://ec.europa.eu/echo/aid/sub.../rdc_en.htm
http://www.irinnews.org/Report.aspx?ReportID=92690
http://www.irinnews.org/Report.aspx?ReportID=92712

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2011