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MELDUNG/028: Warum die Politik (nicht) macht, was das Volk will (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 25.10.2011

Warum die Politik (nicht) macht, was das Volk will

Internationale Tagung der Universität Jena zum Verhältnis von Politikern und Bevölkerung


Die Bevölkerung bewertet politische Fragen häufig anders als ihre Politiker. Dagegen herrscht in Öffentlichkeit und Wissenschaft Einigkeit darüber, dass in repräsentativen Demokratien die Haltung der politischen Eliten die Interessen der Bevölkerung widerspiegeln sollte. Um das Ausmaß dieser Übereinstimmung und auch die Ursachen und Konsequenzen mangelnder Einigkeit zu untersuchen, treffen sich Politologen und Soziologen aus mehreren europäischen Ländern am 28./29. Oktober im Tagungszentrum der Universität Jena in Dornburg.

"Der Vergleich diverser politischer Systeme soll uns helfen zu verstehen, wie die unterschiedlichen institutionellen, sozioökonomischen und historischen Gegebenheiten das Verhältnis von Politikern und Bevölkerung prägen", führt Prof. Dr. Heinrich Best von der Universität Jena aus. Sein Forschungsprojekt "Parlamentarische Führungsgruppen", das zum Sonderforschungsbereich 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" gehört, ist Gastgeber der internationalen Tagung "Issue-Congruence and Political Communication".

Doch nicht nur die Unterschiede zwischen den Staaten haben die Jenaer Forscher zu der Tagung veranlasst: "So naheliegend die Vorstellung eines Mindestmaßes an Übereinstimmung zwischen Politikern und Bevölkerung ist, so kontrovers wird seine Erforschung diskutiert", ergänzt Tagungs-Koordinator Lars Vogel. Beispielsweise gibt es keinen Konsens darüber, führt der Politikwissenschaftler Vogel aus, wie viel Einigkeit in einer funktionierenden repräsentativen Demokratie vorherrschen sollte. Umstritten ist auch, wer verglichen werden sollte: die politischen Eliten mit der gesamten (Wahl-)Bevölkerung oder doch lieber einzelne Parlamentsabgeordnete mit ihren Wahlkreisen?

Der meiste Aufklärungsbedarf besteht aber bei den Mechanismen, die Issue-Kongruenzen - der Fachausdruck für die Übereinstimmung von Politikern und Bevölkerung - erzeugen. So gibt es nur wenige empirische Studien zur Frage, ob Issue-Kongruenzen entstehen, indem die Politiker "dem Volk aufs Maul schauen" oder indem sie die Bevölkerung von ihren Ansichten überzeugen, also politische Führung ausüben. Da der politische Alltag aus Kommunikationsprozessen zwischen Bevölkerung und Abgeordneten besteht, versammelt die Tagung Vertreter der bisher weitgehend getrennt arbeitenden Repräsentations- und Kommunikationsforschung. "Wir versprechen uns davon Antworten auf die Frage, unter welchen Umständen Kommunikation die Politiker und ihre Bevölkerung näher zueinander bringen kann", skizziert Heinrich Best ein zentrales Anliegen der Tagung.

Weitere Informationen unter:
http://www.sfb580.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt, 25.10.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2011