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WISSENSCHAFT/1160: Die Leibniz-Forschungsverbünde IV - "Biodiversität" (idw)


Leibniz-Gemeinschaft - 18.09.2012

Die Leibniz-Forschungsverbünde (IV von V): "Biodiversität"



Wie können wir den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen und nachhaltig schützen? Wie lassen sich die vielfältigen Serviceleistungen der Natur nachhaltig nutzen und mit einer wachsenden Weltbevölkerung in Einklang bringen? Wie lässt sich die unerforschte biologische Vielfalt effizient erfassen und dokumentieren, bevor sie womöglich ausstirbt? Diesen zentralen Fragen und anderen stellt sich der interdisziplinäre Leibniz-Forschungsverbund "Biodiversität" (LVB). Der Verbund vereint 21 Leibniz-Institute und Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft aus den Sektionen Umweltwissenschaften, Lebenswissenschaften sowie Sozial-, Wirtschafts- und Raumwissenschaften.

Die Menschheit befindet sich inmitten einer dramatischen Zeitenwende - vom Holozän hin zum Anthropozän*. Der Mensch hat seit Beginn der industriellen Revolution, besonders aber seit Mitte des letzten Jahrhunderts, die Geo-, Hydro-, Bio- und Atmosphäre global, langfristig und oftmals unumkehrbar verändert. Besonders betroffen von diesen Veränderungen ist die Biosphäre. Heute sind mehr als 75 Prozent der eisfreien Landoberfläche durch den Menschen "überprägt". Bis zum Jahre 2050 muss mit einem Verlust von bis zu 50 Prozent der globalen Biodiversität gerechnet werden. Als wesentliche Ursachen für den rapiden Rückgang der Biodiversität gelten der Verlust an Lebensraum, die rapide Ausbreitung gebietsfremder Arten, der Klimawandel sowie die Überdüngung von Land- und Wasserökosystemen. Andererseits warten noch rund 90 Prozent aller Arten auf ihre Entdeckung - und verschwinden daher womöglich, bevor sie überhaupt erfasst werden. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt zählt daher zu den zentralen globalen Herausforderungen der Menschheit. Wie fast kein zweiter Forschungszweig erfordert die Biodiversitätsforschung eine integrative und transdisziplinäre Herangehensweise: Forschung und Praxis hängen eng zusammen. Schutz und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt erfordern innovative Maßnahmen und sind zugleich eng an die sozio-ökonomische und demographische Entwicklung, Armutsbekämpfung, soziale Gerechtigkeit und Sicherung der menschlichen Gesundheit gekoppelt.

Der Leibniz-Verbund Biodiversität (LVB) bündelt die Kompetenzen von 21 Leibniz-Einrichtungen aus den Sektionen Umweltwissenschaften, Lebenswissenschaften sowie Sozial-, Wirtschafts- und Raumwissenschaften im Bereich Biodiversitätsforschung. Das Ziel des LVB ist es, einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis, zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu leisten. Um dies zu erreichen, betreibt der LVB Forschung an den Schnittstellen zwischen Sozial-, Wirtschafts-, und Naturwissenschaften, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und unterstützt die Politik bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Biodiversitätsziele.

Dabei fokussiert sich der LVB auf die Nutzungskonflikte zwischen Biodiversitätserhaltung, Klimaschutz, nachhaltiger Energieversorgung, Ernährungssicherung und Gesundheitsvorsorge, um Synergien für neue innovative und konfliktvermeidende Lösungen zu schaffen. Das Forschungsprogramm 2012 - 2016 des Leibniz-Verbund Biodiversität (LVB) gliedert sich in vier themenübergreifende Schwerpunkte:

  • Neue Methoden zur Erfassung, Monitoring und Prognose der biologischen Vielfalt
  • Entwicklung eines Ökosystemleistungsrechners
  • Entwicklung innovativer Managementstrategien
  • Aufbau einer "Bürgerwissenschaft" ("citizen science": Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements in die Forschung)

*) http://de.wikipedia.org/wiki/Anthropoz%C3%A4n


Leibniz-Institute im Leibniz-Verbund Biodiversität:
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) an den Instituten in Frankfurt, Dresden, Görlitz, Müncheberg, Wilhelmshaven sowie weiteren Forschungstationen in Weimar, Hamburg, Gelnhausen, Messel und Tübingen
  • Museum für Naturkunde Berlin - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN)
  • Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König (ZFMK), Bonn
    Leibniz-Institut - DSMZ Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig
  • Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), Gatersleben
  • Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Berlin
  • Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), Halle
  • Forschungszentrum Borstel - Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB)
  • Heinrich-Pette-Institut - Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI), Hamburg
  • Deutsches Primatenzentrum - Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ), Göttingen
  • Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin
  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg
  • Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT), Bremen
  • Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) bei Rostock
  • Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
  • Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), Großbeeren und Erfurt
  • Leibniz-Institut für Agrartechnik (ATB), Potsdam-Bornim
  • Akademie für Raumforschung und Landesplanung - Leibniz-Forum für Raumwissenschaften (ARL), Hannover
  • Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), Halle
  • Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW)
  • Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden

Sprecher des Forschungsverbundes "Leibniz-Verbund Biodiversität" ist Prof. Dr. Klement Tockner, Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin.


Hintergrund:

Leibniz-Forschungsverbünde sind angelegt als fächergruppenübergreifende und für weitere Kooperationspartner offene, auf ein aktuelles Wissenschaftsproblem ausgerichtete, zeitlich befristete Zusammenschlüsse von Instituten. Die Leibniz-Forschungsverbünde sind damit das Instrument der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Forschung strategisch weiter zu entwickeln und die Kompetenzen von Leibniz-Einrichtungen und weiteren Partnern zu bündeln. Leibniz-Forschungsverbünde sollen wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuelle Aufgabenkomplexe aufgreifen und mit einem interdisziplinären Ansatz bearbeiten, der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften mit Geistes- und Sozialwissenschaften verbindet.


Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, und Sozialwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, wissenschaftlicher Infrastrukturen und forschungsbasierter Dienstleistungen. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegt intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. über gemeinsame Wissenschaftscampi, und mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Ihre Einrichtungen unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und externalisierten Begutachtungsverfahren. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Daher fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.800 Personen, davon sind ca. 7.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, einschließlich der 3.300 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr.

Weitere Informationen unter:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution390

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Gemeinschaft, Dipl. Pol. Christian Walther, 18.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. September 2012