Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 05.07.2016
Acht neue Forschergruppen, eine neue Klinische Forschergruppe
Themen von Niedertemperatur-Verbrennung bis Darmkrebsforschung / 23 Millionen Euro Fördermittel für drei Jahre
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sieben neue Forschergruppen und eine neue Klinische Forschergruppe ein. Dies beschloss der Senat der DFG in seiner Sommersitzung im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Mainz. Zusätzlich zu den jetzt eingerichteten Verbünden kann eine weitere Forschergruppe die Arbeit aufnehmen, die von der DFG gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert wird. Der DFG-Senat hatte diesen Verbund bereits im März 2016 befürwortet, inzwischen ist auch die Bewilligung durch die österreichische Partnerorganisation erfolgt.
Die Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschergruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Die maximale Förderdauer von Forschergruppen wie auch von Klinischen Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre. In der ersten Förderperiode erhalten die neun neuen Einrichtungen insgesamt rund 23 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 190 Forschergruppen sowie 19 Klinische Forschergruppen.
Wie sieht der Motor der Zukunft aus? Die mobilen Antriebe von morgen
sollen bei der Verbrennung weniger Kohlendioxid produzieren, und auch die
Schadstoffemissionen wie Stickoxide und Ruß sollen insgesamt deutlich
verringert werden. Die Forschergruppe "Optimierungsbasierte
Multiskalenregelung motorischer Niedertemperatur-Brennverfahren" erforscht
das Verfahren der Niedertemperatur-Verbrennung, um die genannten Ziele zu
erreichen. Es kann sowohl auf Ottomotoren als auch auf Dieselmotoren
angewendet werden. Der Vorteil des Verfahrens: Emissionen werden bereits
innermotorisch reduziert.
(Sprecher: Dr.-Ing. Thivaharan Albin, Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule Aachen)
Die Forschergruppe "Journalliteratur: Formatbedingungen, visuelles Design,
Rezeptionskulturen" untersucht Text- und Bildformen, die nicht zuerst als
Buch, sondern im Medium Zeitschrift oder Zeitung im 19. Jahrhundert
publiziert wurden. Durch ihre Untersuchungen wollen die Forscherinnen und
Forscher darauf aufmerksam machen, dass die Buchform für literarische
Gattungen nur eine von mehreren damaligen medialen Optionen ist und dass
alternative Publikationsformate es verdienen, ebenso ernst genommen zu
werden. Ziel der Forschergruppe ist es, die Grundlagen für eine
Medienliteraturgeschichte zu erarbeiten, die Journalliteratur und
Buchliteratur gemeinsam in den Blick nimmt und ihre Wechselwirkungen
analysiert.
(Sprecherin: Professor Dr. Nicola Kaminski, Ruhr-Universität Bochum)
In Brennstoffzellen oder Katalysatoren sind sie enthalten und spielen eine
zentrale Rolle für die dort ablaufenden elektrochemischen Prozesse:
Gasdiffusionselektroden, kurz GDE. Die Forschergruppe "Multiskalen-Analyse
komplexer Dreiphasensysteme" untersucht insbesondere GDE, die für die
Sauerstoffreduktion in Silber-Katalysatoren sorgen. Sie will dabei die
komplexe Interaktion von Reaktions- und Transportprozessen in den
Gasdiffusionselektroden und ihren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der
Elektroden insgesamt verstehen und beschreiben.
(Sprecher: Professor Dr.-Ing. Thomas Turek, Technische Universität
Clausthal)
Diagnose und Therapie von Darmkrebs haben sich in den letzten Jahrzehnten
verbessert, dennoch schlagen neuartige, gezielte Krebstherapien bei
Darmkrebs weniger gut an als bei anderen Tumoren. Die Forschergruppe "Cell
Plasticity in Colorectal Carcinogenesis" rückt das Milieu für Immunzellen
im Darm stärker ins Blickfeld, da ein direkter Zusammenhang zwischen
Entzündungen und Krebs angenommen wird. Die Forscherinnen und Forscher
wollen das komplexe Signalnetzwerk in der unmittelbaren Umgebung des
Darmkrebses analysieren und besser verstehen.
(Sprecher: Professor Dr. Florian Greten, Georg-Speyer-Haus, Institut für
Tumorbiologie und experimentelle Therapie, Frankfurt/Main)
Die von der DFG und dem österreichischen Fonds zur Förderung der
wissenschaftlichen Forschung (FWF) gemeinsam geförderte Forschergruppe
"From Few to Many-Body Physics with Dipolar Quantum Gases" will die
dipolare Quantengasphysik im Bereich ultrakalte Gase weiterentwickeln.
Dipolare Kräfte wirken zwischen Molekülen und Atomen mit Dipolmomenten.
Durch die Dipol-Dipol-Wechselwirkung können sich die Eigenschaften
ultrakalter Gase dramatisch ändern. Die Forschergruppe arbeitet an
Techniken zur Herstellung und gezielten Manipulation ultrakalter dipolarer
Atom- und Molekülgase und untersucht deren Kollisionseigenschaften.
(Sprecherin: Professor Dr. Silke Ospelkaus, Gottfried Wilhelm Leibniz
Universität Hannover)
Wie wirken medizintechnische Verfahren bei Herz- und Lungenversagen? Die
Klinische Forschergruppe "(Prä-)Terminales Herz- und Lungenversagen:
Mechanische Entlastung und Reparatur" will die Effekte mechanischer
Entlastung bei (prä-)terminalem Herz- und Lungenversagen entschlüsseln, um
neue Therapiestrategien zu entwickeln. Ziel ist es, stark geschädigte
Organe wie Herz oder Lunge mithilfe hochmoderner Medizintechnik durch
intra- und extrakorporale Behandlungsverfahren kurz- oder langfristig zu
entlasten oder zu ersetzen, um eine Reparatur zu ermöglichen. Die
Wirkmechanismen entsprechender Entlastungsverfahren sind bislang nur
unzureichend verstanden.
(Sprecher: Professor Dr. Johann Bauersachs, Medizinische Hochschule
Hannover)
Die Forschergruppe "Reduzierte Penetranz bei erblichen Bewegungsstörungen:
Aufklärung von Mechanismen endogener Krankheitsprotektion" stellt vererbte
Bewegungsstörungen, etwa die fehlende Kontrolle von Bewegungsabläufen,
Gleichgewichtsstörungen oder Spastik der Muskulatur, wie sie zum Beispiel
bei Parkinson oder Dystonien entstehen, in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Der Verbund untersucht die sogenannte Penetranz dieser Erbkrankheiten: Wie
kommt es, dass gleiche genetische Defekte bei manchen Betroffenen stärkere
Bewegungsstörungen auslösen als bei anderen? Gibt es körpereigene
Mechanismen, die der Ausprägung dieser erblichen Krankheiten
entgegenwirken?
(Sprecherin: Professor Dr. Christine Klein, Universität zu Lübeck)
Von Hochenergiephysik bis zu Festkörperphysik bilden sogenannte Eichfelder
ein zentrales Hilfsmittel, um physikalische Phänomene erfolgreich zu
beschreiben. In ultrakalten atomaren Gasen können künstliche Eichfelder
durch Einstrahlung von Laserfeldern erzeugt werden. Mithilfe dieser
kontrollierbaren künstlichen Felder untersucht die Forschergruppe
"Artificial Gauge Fields and Interacting Topological Phases in Ultracold
Atoms" die Dynamik von Vielteilchensystemen und topologische
Vielteilchenphasen.
(Sprecher: Professor Dr. Immanuel Bloch, Ludwig-Maximilians-Universität
München)
Mediziner und Lehrkräfte müssen zutreffende Diagnosen stellen können. Das
wissenschaftliche Verständnis darüber, wie sich Diagnosekompetenzen messen
lassen, ist in den letzten Jahren stetig verbessert worden. Doch wie
können diese Kompetenzen bereits in der universitären Ausbildung gefördert
werden? In der Forschergruppe "Förderung von Diagnosekompetenzen in
simulationsbasierten Lernumgebungen an der Hochschule" arbeiten
Forscherinnen und Forscher der Didaktik der Medizin, der Didaktiken der
Mathematik, Physik und Biologie sowie der pädagogisch-psychologischen
Lehr-Lern-Forschung mit simulationsbasierten Lernumgebungen. Sie
untersuchen, wie diese optimal zu gestalten sind, um diagnostisches
Handeln einzuüben.
(Sprecher: Professor Dr. Frank Fischer, Ludwig-Maximilians-Universität
München)
Zu den Forschergruppen und Klinischen Forschergruppen der DFG:
www.dfg.de/for
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution306
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Magdalena Schaeffer, 05.07.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang