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WISSENSCHAFT/1417: Ergebnisse der Sommersitzungen des Wissenschaftsrats in München (idw)


Wissenschaftsrat - 09.07.2018

Ergebnisse der Sommersitzungen in München (04.-06. Juli 2018)


Auf seinen diesjährigen Sommersitzungen in München (04.-06. Juli 2018) hat sich der Wissenschaftsrat intensiv mit den Folgen globaler Entwicklungen für die grenzüberschreitende Wissenschaft beschäftigt. Zudem wurden drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung, darunter die Universität Witten/Herdecke, die EBC Hochschule, Hamburg, sowie die Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, beraten. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Wissenschaft und Hochschulen in Deutschland sehen sich einer veränderten weltpolitischen Lage gegenüber: Aufstrebende Wissenschaftsnationen bieten neue Partner und zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten in Lehre und Forschung. Gleichzeitig erschwert eine zunehmende Wissenschaftsskepsis bis hin zu Wissenschaftsfeindlichkeit in Staaten innerhalb und außerhalb Europas den grenzüberschreitenden Austausch und die internationale Zusammenarbeit. "Alle Akteure in der Wissenschaft sollten sich bewusst sein, dass sie sich immer in einem politischen Umfeld bewegen. Die Spannungen und Zielkonflikte von Partnern, die in Bezug auf Leistung und Ressourcen sehr ungleich sein können, muss man im Blick behalten, aber auch die unterschiedlichen Motive und Werthaltungen können wir nicht ignorieren", kommentiert Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, die aktuelle Situation.

Um die deutschen Hochschulen für Chancen und Risiken im Umgang insbesondere mit neuen Partnerstaaten zu sensibilisieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat, eine zentrale Beratungsstelle beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu schaffen. "Wir müssen in allen internationalen Konstellationen klar für unsere Werte und Qualitätsansprüche eintreten und als Botschafter für die freie Ausübung von Wissenschaft, die wissenschaftliche Integrität und den Schutz geistigen Eigentums in die Welt gehen", so Martina Brockmeier.

Die vorliegenden Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Internationalisierung der Hochschulen sind vorrangig aus einer systemischen Perspektive entwickelt und auf Institutionen fokussiert. Sie schlagen eine Brücke zwischen den weltpolitischen Rahmenbedingungen und der Entwicklung institutioneller Strategien. Adressaten sind die politischen Akteure und die wissenschaftlichen Förderorganisationen, die die Rahmenbedingungen für die Internationalisierung von Hochschulen verbessern können, und natürlich die Hochschulen selbst.

Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat zudem drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die Universität Witten/Herdecke wird vom Wissenschaftsrat mit Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert. Dem Land Nordrhein-Westfalen wird ferner empfohlen, der Universität Witten/Herdecke - bis auf ihre Fakultät für Kulturreflexion in ihrem gegenwärtigen Zuschnitt - die Ausübung des Promotionsrechts weiterhin zu gewähren. Reakkreditiert mit Auflagen werden die EBC Hochschule, Hamburg, für die Dauer von drei Jahren, die Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, für die Dauer von fünf Jahren.

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Wissenschaftsrat - 09.07.2018

Wissenschaftrat | Internationalisierung von Hochschulen: Jetzt erst recht!


Die weltpolitische Lage und die wissenschaftspolitische Landkarte verändern sich in den letzten Jahren dynamisch: Aufstrebende Wissenschaftsnationen bieten neue Kooperationsmöglichkeiten in Lehre und Forschung, der internationale Wettbewerb nimmt zu. Gleichzeitig erschwert eine zunehmende Wissenschaftsskepsis bis hin zu Wissenschaftsfeindlichkeit in Staaten innerhalb und außerhalb Europas den grenzüberschreitenden Austausch und die internationale Zusammenarbeit.

Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, weist darauf hin: "Alle Akteure in der Wissenschaft sollten sich bewusst sein, dass sie sich immer in einem politischen Umfeld bewegen. Die Spannungen und Zielkonflikte von Partnern, die in Bezug auf Leistung und Ressourcen sehr ungleich sein können, muss man im Blick behalten, aber auch die unterschiedlichen Motive und Werthaltungen können wir nicht ignorieren." Um die deutschen Hochschulen für Chancen und Risiken im Umgang insbesondere mit neuen Partnerstaaten zu sensibilisieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat, eine zentrale Beratungsstelle beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu schaffen. "Wir müssen in allen internationalen Konstellationen klar für unsere Werte und Qualitätsansprüche eintreten und als Botschafter für die freie Ausübung von Wissenschaft, die wissenschaftliche Integrität und den Schutz geistigen Eigentums in die Welt gehen", so Martina Brockmeier.

Besondere Chancen erkennt der Wissenschaftsrat in der Idee einer Europäischen Hochschule, die Anregungen für viele Hochschulen unterschiedlichen Typs für alle ihre Leistungsdimensionen geben kann. Mit einem solchen Profil kann überzeugend für die Werte des europäischen Hochschulraums geworben werden, gleichzeitig mit dem Einstehen für Wissenschaftsfreiheit, Weltoffenheit, Verantwortung und kulturelle Vielfalt ein Gegenentwurf zu nationalistischen und wissenschaftsskeptischen Tendenzen gesetzt werden. Die Studierenden könnten von Mehrsprachigkeit, interkulturellen Erfahrungen und Doppelabschlüssen profitieren. Um die innereuropäische Kooperation in der Forschung und die Mobilität von wissenschaftlichem Personal zu fördern, empfiehlt der Wissenschaftsrat den politischen Akteuren, ihre Programme so zu gestalten, dass auch unterschiedlich starke Partner zusammenarbeiten und Drittmittel grenzüberschreitend verwendet werden können.

Die Hochschulen verzeichnen steigende Anteile ausländischer Studierender und Beschäftigter und verfügen damit über einen wachsenden internationalen Erfahrungsschatz und kulturelle Vielfalt. Um diesen Schatz zu heben und die "Internationalisierung zu Hause" zu intensivieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat den Hochschulen eine zu ihrem Profil passende Sprachenpolitik, die auch die Verwaltung einbezieht. Sie sollten Einzelmaßnahmen für die Internationalisierung in ein institutionelles Gesamtkonzept zusammenführen, die Strategie auf ihr fachliches Profil abstimmen, aber auch entsprechend der dynamischen Veränderungen immer wieder adjustieren. Internationalisierung wird derzeit stark über Drittmittel finanziert. Die Ausstattung der bewährten Fördereinrichtungen, insbesondere des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung, sollte verbessert werden. "Um ihre Strategien langfristig zu verfolgen, benötigen die Hochschulen aber auch für die Internationalisierung eine auskömmliche Grundfinanzierung", so Brockmeier.


Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7118-18.pdf
Empfehlungen zur Internationalisierung von Hochschulen (Drs. 7118-18)

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Wissenschaftsrat - 09.07.2018

Wissenschaftsrat | Drei Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung


Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten: Universität Witten/Herdecke, EBC Hochschule, Hamburg, sowie Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die Universität Witten/Herdecke wird vom Wissenschaftsrat mit Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert. Ferner empfiehlt der Wissenschaftsrat dem Land Nordrhein-Westfalen, der Universität Witten/Herdecke - mit Ausnahme ihrer Fakultät für Kulturreflexion in ihrem gegenwärtigen Zuschnitt - die Ausübung des Promotionsrechts weiterhin zu gewähren.

Die Universität Witten/Herdecke wurde 1982 gegründet und vom Land Nordrhein-Westfalen als Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht unbefristet staatlich anerkannt. Die Erstakkreditierung durch den Wissenschaftsrat erfolgte 2005 und die Reakkreditierung 2011 für sieben Jahre. Die Universität Witten/Herdecke gliedert sich in die drei Fakultäten für Gesundheit, für Wirtschaftswissenschaft und für Kulturreflexion. Sie verfolgt einen interdisziplinären Profilanspruch, der unter anderem mit dem sogenannten Studium fundamentale gleichermaßen die Persönlichkeitsentwicklung und die fachliche Qualifikation als Ziel hat. Zum Wintersemester 2017/2018 hatte die Universität ca. 2.000 Studierende und 69 hauptberufliche Professorinnen und Professoren.

Der Wissenschaftsrat würdigt das besondere Profil der Universität Witten/Herdecke mit ihrem partizipativen Studienkonzept und dem in allen Fakultäten obligatorischen Studium fundamentale. Die Leistungen in der Forschung und in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bewegen sich im Ganzen auf einem dem institutionellen Anspruch einer Universität angemessenen Niveau. Als kritisch erachtet es der Wissenschaftsrat jedoch, dass der personelle Aufwuchs im Department für Humanmedizin und in der Fakultät für Kulturreflexion dauerhaft hinter dem im Rahmen der letzten Reakkreditierung geforderten Umfang zurückgeblieben ist. Ungeachtet einzelner herausragender Leistungen fehlt der Fakultät für Kulturreflexion angesichts der Vielzahl der vertretenen Disziplinen zudem die für qualitätsgesicherte Promotionen nötige fachliche Binnendifferenzierung der jeweiligen Disziplinen. Die in Absprache mit dem Land Nordrhein-Westfalen avisierte Verdopplung der Studienanfängerplätze in der Humanmedizin, mit der die ambulante Versorgung auf dem Land gefördert werden soll, ist nach Ansicht des Wissenschaftsrates nur dann zu verantworten, wenn die erforderlichen personellen, räumlichen und finanziellen Kapazitäten für Forschung und Lehre in der stationären und der ambulanten Ausbildung sichergestellt sind. Der Wissenschaftsrat verbindet seine Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Restrukturierung des Bereichs Kulturreflexion, zur Hochschulgovernance, zur Absicherung der nötigen Personalausstattung und zum Anteil der hauptberuflichen professoralen Lehre.

Die EBC Hochschule, Hamburg, wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von drei Jahren mit Auflagen reakkreditiert.

Die EBC Hochschule ist seit dem Jahr 2008 befristet staatlich anerkannt. Die institutionelle Erstakkreditierung erfolgte 2014. Die Hochschule verfügt neben dem Standort Hamburg über Dependancen in Berlin und Düsseldorf. Derzeit sind an der Hochschule knapp 800 Studierende in vorwiegend betriebswirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Zum Wintersemester 2017/2018 hat die Hochschule einen zusätzlichen Schwerpunkt im sozialwirtschaftlichen Bereich eingerichtet und baut zu diesem Zweck derzeit eine zweite Fakultät auf.

Der Wissenschaftsrat würdigt zwar, dass die EBC Hochschule die Auflagen aus der Erstakkreditierung erfüllt hat, indem der akademische Bereich im Präsidium deutlich gestärkt wurde und die Hochschule Maßnahmen zum Ausbau des Forschungsbereichs ergriffen hat. Zudem wurde durch die Schließung der Standorte Leipzig und Stuttgart die Konsolidierung abgeschlossen, sodass nunmehr ein hinreichend großer akademischer Kern an allen Standorten gewährleistet ist. Bedingt durch die Gründung einer fachlich deutlich anders ausgerichteten Fakultät befindet sich die Hochschule allerdings derzeit in einem tiefgreifenden Umbruchprozess. Das bisher klar definierte Hochschulprofil droht in diesem Zusammenhang, an Kohärenz zu verlieren. Der Aufbau der neuen Fakultät ist des Weiteren mit erheblichen Kosten verbunden, so dass sich die wirtschaftliche Lage der Hochschule derzeit defizitär darstellt. Schließlich wird die Lehre nicht an allen Standorten und in allen Studiengängen mehrheitlich durch hauptberufliche Professorinnen und Professoren erbracht. Die Ordnungen der Hochschule sind unter anderem mit Blick auf die sich ändernde Hochschulstruktur überarbeitungsbedürftig. Der Wissenschaftsrat verbindet die Reakkreditierung mit Auflagen zur Steigerung des Anteils hauptberuflicher professoraler Lehre, zur Bibliotheksausstattung sowie zur Governance der Hochschule.

Die Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen reakkreditiert.

Die Fachhochschule der Diakonie - University of Applied Sciences, Bielefeld (FHdD), wurde im Jahr 2006 gegründet und erhielt im selben Jahr die befristete staatliche Anerkennung als kirchliche Fachhochschule. Die Erstakkreditierung durch den Wissenschaftsrat erfolgte im Oktober 2013 für fünf Jahre unter Auflagen zu den Leitungsstrukturen.

Der Wissenschaftsrat würdigt, dass die FHdD nicht-traditionellen Studierenden besondere Unterstützungsleistungen zukommen lässt und somit einen wichtigen Beitrag zur Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung leistet. Das im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich angesiedelte Studienangebot fügt sich stimmig in das Profil der Hochschule ein. Die im Rahmen der Praxisphasen stattfindende Zusammenarbeit mit den Praxispartnern ist vorbildlich organisiert. Verbesserungswürdig ist hingegen die Informations- und Literaturversorgung der Hochschulangehörigen, der es an einem systematischen Beschaffungswesen mangelt. Anpassungsbedarf gibt es ferner mit Blick auf die Grundordnung der Hochschule. Die Reakkreditierung ist mit Auflagen zu den Leitungsstrukturen und zur Bibliotheksausstattung verbunden.


Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7082-18.pdf - UWH
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7080-18.pdf - EBC-Hochschule
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7084-18.pdf - FHdD

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution415

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, 09.07.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2018

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