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WISSENSCHAFT/944: DFG-Präsident Matthias Kleiner wiedergewählt (idw)


Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 01.07.2009

DFG-Präsident Matthias Kleiner wiedergewählt

Ingenieurwissenschaftler von Mitgliederversammlung für drei Jahre im Amt bestätigt


Matthias Kleiner steht für weitere drei Jahre an der Spitze der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der 54-jährige Professor für Umformtechnik und Leichtbau wurde am Mittwoch, dem 1. Juli 2009, von der Mitgliederversammlung der DFG in Leipzig wiedergewählt. Kleiner ist seit 2007 Präsident von Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation und der erste Ingenieurwissenschaftler in diesem Amt. Seine zweite Amtszeit beginnt am 1. Januar 2010.

Kleiners bisherige Präsidentschaft stand zum einen im Zeichen der Exzellenzinitiative. Unter seinem Vorsitz fielen 2007 in der Gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat und im Bewilligungsausschuss für die Exzellenzinitiative die Entscheidungen in der zweiten Runde des Wettbewerbs. Bereits frühzeitig machte sich Kleiner für die Fortsetzung und finanzielle Aufstockung des Programms stark. Nach dem entsprechenden Beschluss der Regierungschefs des Bundes und der Länder von Anfang Juni dieses Jahres wird die Durchführung der neuen Phase der Exzellenzinitiative nun auch ein zentrales Thema der zweiten Amtsperiode des DFG-Präsidenten sein.

Darüber hinaus setzte sich Kleiner insbesondere für die Weiterentwicklung und Flexibilisierung des DFG-Programmportfolios ein, ebenso für eine bessere Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und für die Gleichstellung in der Wissenschaft, die mit den 2008 auf der DFG-Mitgliederversammlung in Berlin verabschiedeten "Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards" einen wichtigen Impuls erhielt. Auch die internationalen Aktivitäten der DFG und ihr Einsatz bei der Realisierung des "Europäischen Forschungsraums" wurden in der ersten Amtszeit intensiviert. Ein weiteres wichtiges Anliegen war Kleiner die Politikberatung mit der DFG als einer starken, sachorientierten Interessensvertretung der Wissenschaft.

Ein beherrschendes Thema der jüngsten Zeit war der Beitrag der Wissenschaft zur Überwindung der globalen Wirtschaftskrise. Hier appellierte Kleiner mit Nachdruck und Erfolg an Politik und Wirtschaft, gerade in der Krise verstärkt in Wissenschaft und Forschung zu investieren - sie seien die beste Grundlage für Innovationen und für Wissen, Wachstum und Wohlstand. Das damit verbundene Vertrauen sieht Kleiner auch als Verpflichtung für die Wissenschaft. Dieser Verpflichtung will er in seiner zweiten Amtszeit etwa durch eine stärkere Betonung des Erkenntnistransfers von der Grundlagenforschung in die Anwendung gerecht werden. Dabei lautet sein Motto: "Wissenschaft trägt die Gesellschaft."

Matthias Kleiner wurde am 24. Mai 1955 in Recklinghausen geboren. Er ist verheiratet mit der Pfarrerin Christine Burkhardt und hat drei Kinder. Kleiner studierte Maschinenbau an der Universität Dortmund, wo er 1987 auch promoviert wurde und sich 1991 für das Fach "Umformtechnik" habilitierte. Ab 1994 baute er den Lehrstuhl "Konstruktion und Fertigung" an der neu gegründeten Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus auf und war dort 1995/96 auch Prorektor. 1998 übernahm er den Lehrstuhl für Umformtechnik an der Universität Dortmund, 2004 die Leitung des neu gegründeten "Instituts für Umformtechnik und Leichtbau", von der er während seiner Amtszeit als DFG-Präsident beurlaubt ist.

Für seine Forschungsarbeiten erhielt Matthias Kleiner 1997 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Als Fachwissenschaftler war er an mehreren DFG-geförderten Forschungsverbünden beteiligt, unter anderem als Sprecher des Sonderforschungsbereichs "Flexible Fertigung leichter Tragwerkstrukturen" und als Koordinator des Schwerpunktprogramms "Wirkmedienbasierte Blechumformung". Zudem ist er Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Akademien und Wissenschaftseinrichtungen, darunter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Academia Europaea, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und der International Academy for Production Engineering.

Im Jahr 2002 wurde Kleiner in den DFG-Senat, den Hauptausschuss und den Bewilligungsausschuss für die Allgemeine Forschungsförderung gewählt, ein Jahr später auch in den Senatsausschuss "Perspektiven der Forschung". Ab 2005 war er DFG-Vizepräsident, bevor er Ende Mai 2006 von der Mitgliederversammlung in München zum Nachfolger des Biochemikers Professor Ernst-Ludwig Winnacker ins Präsidentenamt gewählt wurde.


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Elisabeth Knust zur neuen Vizepräsidentin der DFG gewählt

Dresdener Entwicklungsgenetikerin ist vierte Frau im Leitungsgremium der Förderorganisation Vorgänger Jörg Hacker verabschiedet: "Herausragender Wissenschaftler und Moderator"


Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat eine weitere Vizepräsidentin: Die Dresdener Entwicklungsgenetikerin und Leibniz-Preisträgerin Professor Elisabeth Knust wurde am Mittwoch, dem 1. Juli 2009, von der Mitgliederversammlung der DFG in Leipzig in das Präsidium von Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation gewählt. Sie übernimmt im Bereich Biologie das Vizepräsidentenamt von Jörg Hinrich Hacker, der nach sechsjähriger Amtszeit turnusgemäß ausscheidet.

Elisabeth Knust ist die vierte Wissenschaftlerin im zehnköpfigen Präsidium der DFG. Dort will sie sich vor allem in die "Diskussion nach den bestmöglichen Instrumenten der Forschungsförderung" einbringen. Dabei will sie Förderung in Verbünden, wie sie durch die Exzellenzinitiative nochmals an Bedeutung gewonnen hat, ebenso in den Blick nehmen wie die Einzelförderung der DFG, die sie als "Nährboden für kreative wissenschaftliche Ideen" betrachtet. "Zwischen diesen Förderformen die Balance zu halten, ist mir ein besonderes Anliegen", unterstreicht Knust.

DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner begrüßte die neue Vizepräsidentin als "hervorragende Wissenschaftlerin und engagierte Verfechterin der Selbstverwaltung der Wissenschaft". In der DFG habe sie sich bereits in verschiedensten Gremien große Verdienste erworben. "Umso mehr freue ich mich, dass wir Elisabeth Knust nun auch für das Präsidium gewinnen konnten", sagte Kleiner.

Elisabeth Knust ist seit 2007 Direktorin am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Knust wurde 1951 in Leverkusen geboren und studierte ab 1969 Biologie an der Universität Düsseldorf, wo sie 1979 auch promovierte. Nach Stationen als Wissenschaftliche Angestellte an den Universitäten Nürnberg-Erlangen und Köln habilitierte sie sich 1988 im Fach Entwicklungsbiologie in Köln. Anschließend forschte sie als Heisenberg-Stipendiatin der DFG in Köln und an der University of Colorado in Boulder/USA, bevor sie 1990 zur Professorin am Institut für Entwicklungsbiologie der Universität Köln berufen wurde. 1996 wechselte Knust als Lehrstuhlinhaberin an das Institut für Genetik der Universität Düsseldorf, von wo sie 2007 an das Dresdener MPI ging.

Die Forschungsschwerpunkte von Elisabeth Knust liegen im Bereich der Zell- und Entwicklungsbiologie. Dort beschäftigt sie sich vor allem mit der räumlichen Differenzierung von Zellen, der als "Zellpolarität" zentrale Bedeutung bei der Entwicklung von Organismen zukommt. Am Modellorganismus der Drosophila untersucht Knust unter anderem die Proteine Crumbs und Stardust, die bei der Taufliege die Zellpolarität organisieren - und die beim Menschen in sehr ähnlicher Form vorkommen. Dabei konnte sie zeigen, dass der Ausfall dieser Proteine bei der Fliege zur Degeneration der Netzhaut führt und somit dieselbe Auswirkung hat wie der Verlust dieser Gene beim Menschen, der zur völligen Erblindung führt. Für ihre Arbeiten wurde die Wissenschaftlerin bereits mehrfach ausgezeichnet, allen voran mit dem Leibniz-Preis der DFG, dem renommiertesten Förderpreis für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland, den sie 1997 erhielt. 2003 wurde Elisabeth Knust zum Ordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

Parallel zu ihrer Forschungsarbeit engagiert sie seit langem in der Forschungsförderung und der wissenschaftlichen Selbstverwaltung, etwa in Auswahlausschüssen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seit 2007 ist Knust Mitglied im Ausschuss für Forschungsbauten des Wissenschaftsrates.

In der DFG gehörte Knust von 2000 bis 2006 dem Senat, dem wichtigsten wissenschaftspolitischen Gremium, an. Hier und im Senatsausschuss "Perspektiven der Forschung" wirkte sie unter anderem an der Etablierung der DFG-Forschungszentren mit, die als wissenschaftliche Aushängeschilder und strategische Instrumente gleichermaßen hohe Bedeutung haben. Zugleich betonte sie jedoch bereits auch hier die Bedeutung der Einzelförderung. Darüber hinaus war Knust auch Mitglied im DFG-Ausschuss zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens.

Im Präsidium der DFG folgt Knust nun auf Jörg Hinrich Hacker, der auf der Leipziger Mitgliederversammlung mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet wurde. DFG-Präsident Kleiner würdigte den nach sechs Jahren turnusgemäß ausscheidenden Infektionsbiologen als "hervorragenden Wissenschaftler, aufmerksamen Beobachter und erfolgreichen Moderator". Als Fachgutachter, Vorsitzender der Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung und Vizepräsident habe er sich stets beharrlich für "eine Balance zwischen der ethischen Verantwortung und der Freiheit der Forschung" eingesetzt, sei es beim Einsatz embryonaler humaner Stammzellen in der Forschung oder bei den Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik und der Synthetischen Biologie. "Mit alledem hat Jörg Hacker der Wissenschaft und ihrer Selbstverwaltung unschätzbare Dienste erwiesen", sagte Kleiner.

Nach der Wahl von Elisabeth Knust zur Vizepräsidentin und der vorangegangenen Wiederwahl von DFG-Präsident Matthias Kleiner gehören dem Präsidium der DFG damit die folgenden Personen an: DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner sowie als Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten Professor Elisabeth Knust (Entwicklungsgenetik), Professor Konrad Samwer (Physik), Professor Jürgen Schölmerich (Klinische/Innere Medizin), Professor Bernd Scholz-Reiter (Ingenieurwissenschaften), Professor Luise Schorn-Schütte (Geschichte), Professor Ferdi Schüth (Chemie), Professor Dorothea Wagner (Informatik), Professor Christine Windbichler (Rechtswissenschaften). Der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Dr. Arend Oetker, ist ständiger Gast im Präsidium. Das Präsidium ist verantwortlich für die Führung der laufenden Geschäfte, die von der Geschäftsstelle der DFG unter der Leitung von Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek erledigt werden.


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Neue Gesichter im DFG-Senat

Mitgliederversammlung in Leipzig wählt sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler


Neue Gesichter im wichtigsten politischen Gremium von Deutschlands größter Forschungsförderorganisation. Die Mitgliederversammlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wählte am heutigen Mittwoch in Leipzig sieben neue Mitglieder für den Senat der DFG. Von den sieben Senatsplätzen waren je zwei in den Bereichen Biologie/Medizin/Agrarwissenschaften und Mathematik/Naturwissenschaften sowie je einer in den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften und Ingenieurwissenschaften zu besetzen; zudem war für einen der beiden Industrieplätze im Senat ein neuer Vertreter zu wählen.

Zwei der neuen Senatsmitglieder sind Frauen. Mit ihnen gehören dem 39-köpfigen Senat nunmehr 15 Wissenschaftlerinnen an, eine mehr als bislang.

Folgende sieben Mitglieder wurden für zunächst drei Jahre in den Senat der DFG gewählt: Professor Andreas Gutsch, Verfahrens- und Prozesstechnik, Degussa AG, Hanau; Professor Jürgen Heinze, Biologie, Universität Regensburg; Professor Gerhard Hirt, Werkstofftechnologie, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen; Professor Ingrid Kögel-Knabener, Bodenwissenschaften, Technische Universität München; Professor Detlev Leutner, Bildungswissenschaften, Universität Duisburg/Essen; Professor Antje Schwalb, Geologie/Paläontologie, Universität Braunschweig; Professor Clemens Simmer, Meteorologie, Universität Bonn.

Vier Senatsmitglieder wurden für eine zweite Amtszeit von drei Jahren wiedergewählt: Professor Regine Kahmann, Entwicklungs- und Zellbiologie, Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, Marburg; Professor Katharina Krause, Kunstgeschichte/Philosophie, Universität Marburg; Professor Daniela N. Männel, Theoretische Medizin, Universität Regensburg; Professor Peter Westhoff, Pflanzenwissenschaften, Universität Düsseldorf.

Nach zwei Amtsperioden ausgeschieden sind: Professor Bertram Brenig, Agrarwissenschaften, Universität Göttingen; Professor Martin Claußen, Atmosphärenforschung, Max-Planck-Institut für Meterologie, Hamburg; Dr. Siegfried Dais, Fahrzeugindustrie/Zulieferindustrie, Robert Bosch GmbH, Stuttgart; Professor Monika Hilker, Tierphysiologie, Freie Universität Berlin; Professor Detlef Löhe, Werkstoffwissenschaften, Universität Karlsruhe; Professor Roland Mäusbacher, Geowissenschaften, Universität Jena; Professor Manfred Prenzel, Erziehungswissenschaften, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel.

Der Senat ist das wissenschaftspolitische Gremium der DFG. Er nimmt übergeordnete Anliegen der Forschung wahr, fördert ihre Zusammenarbeit und berät Regierungen, Parlamente und Behörden durch wissenschaftlich begründete Stellungnahmen. Durch die Einrichtung von Schwerpunktprogrammen und Forschergruppen setzt er Akzente in der Forschungsplanung. Der Senat besteht aus 39 wissenschaftlichen Mitgliedern, von denen 36 von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Kraft Amtes gehören die Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Max-Planck-Gesellschaft dem Senat an. Die Präsidenten der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und der Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Vorsitzende des Wissenschaftsrates sind ständige Gäste.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution306


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Marco Finetti, 01.07.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2009