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INTERNATIONAL/053: Argentinien - Schuldenneuverhandlung mit 'Geierfonds' angestrebt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. August 2013

Argentinien: Schuldenneuverhandlung mit 'Geierfonds' angestrebt

von Marcela Valente


Bild: © Marcela Valente/IPS

Die 'Casa Rosada', der Sitz der argentinischen Regierung, die eine Neuverhandlung der Schulden anstrebt, um den von den 'Geierfonds' angestrengten Rechtsstreit beizulegen
Bild: © Marcela Valente/IPS

Buenos Aires, 30. August (IPS) - Als Zeichen der Bereitschaft, den Wertpapierinhabern entgegenzukommen, die sich einem Umschuldungsprogramm des südamerikanischen Landes nach der argentinischen Staatspleite von 2001 verweigert hatten, will die Regierung nun auf der Grundlage eines geplanten Gesetzes ein neues Angebot machen. Gleichzeitig bereitet sie sich auf ein Berufungsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof der USA vor.

2005 und 2010 hatten sich 93 Prozent der argentinischen Wertpapierinhaber auf die Umschuldungen eingelassen, die es Buenos Aires ermöglichten, seine Außenstände in Höhe von 90 Milliarden US-Dollar neu zu verhandeln. Doch die restlichen sieben Prozent der Gläubiger waren nicht bereit, auf 70 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Sie bestanden auf einer vollständigen Rückzahlung ihrer Schulden in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar.

Diese Hedgefonds hatten die Staatsanleihen auf dem Höhepunkt der argentinischen Finanzkrise zu 20 bis 30 Prozent ihres Nominalwerts gekauft und versuchen unter Führung von 'Aurelius Capital Management' und 'NML Capital' die vollständige Rückzahlung gerichtlich zu erzwingen. Am 23. August gab ihnen ein New Yorker Berufungsgericht Recht. Staatspräsidentin Fernández bezeichnete das Urteil als "unfair gegenüber unserem Land", weil es die Umschuldungsabkommen mit 93 Prozent der Wertpapierinhaber ignoriere.

Das New Yorker Gericht vom 23. August hatte den klagenden Hedgefonds Recht gegeben, den vollen Betrag der von ihnen aufgekauften argentinischen Wertpapiere einzufordern.


Erfolgreicher Schuldenabbau gefährdet

Seit Beginn der Umschuldungen hatte Argentinien seinen Schuldendienst pünktlich bedient. Hatten die Schulden bis 2003 noch einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 150 Prozent gehabt, beliefen sie sich Ende 2012 auf nur noch 18,8 Prozent des BIP. Und ab September sollte der Anteil am BIP auf 8,3 Prozent gedrückt werden.

Doch diese Entwicklung wird nun von der kleinen Gruppe Hedgefonds gefährdet, die in Bezirksrichter Thomas Griesa ihren ersten Verbündeten fanden. Griesa kassierte das erste Urteil eines New Yorker Gerichts vom März, das Argentinien entgegengekommen war.

Das jüngste Urteil bedeutet einen schweren Schlag gegen das Umschuldungsprogramm, das Fernández' inzwischen verstorbener Mann Néstor Kirchner eingeleitet hatte, als er seinem Land von 2003 bis 2007 als Staatspräsident diente.

Sollte Argentinien gezwungen werden, die Schulden gegenüber den Umschuldungsverweigerern zu 100 Prozent zu tilgen, könnten die Gläubiger, die der Umschuldung zugestimmt hatten, auf der Grundlage einer Gleichbehandlungsklausel Forderungen stellen. "Argentinien muss alles Erdenkliche unternehmen, damit das letzte Urteil außer Kraft gesetzt wird", meinte Oppositionspolitiker Federico Pinedo. Es sei wichtig, an die Kreditgeber die Botschaft auszusenden, "dass uns an den gleichen Bedingungen für alle Gläubiger gelegen ist. Das ist ein gewichtiges Argument." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.ipsnews.net/2013/08/argentina-seeks-to-restructure-debt-held-by-vulture-funds/
http://www.ipsnoticias.net/2013/08/argentina-procura-reestructurar-deuda-en-manos-de-fondos-buitre/

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IPS-Tagesdienst vom 30. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2013