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INTERNATIONAL/057: Arabische Welt - Reiche Länder helfen armen Ländern, Süd-Süd-Zusammenarbeit boomt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Februar 2014

Arabische Welt: Reiche Länder helfen armen Ländern - Süd-Süd-Zusammenarbeit boomt

von Thalif Deen


Bild: © Norman Foster/cc by 2.0

Masdar ist eine in den Vereinigten Arabischen Emiraten geplante 'grüne' Modellstadt, die vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt werden soll
Bild: © Norman Foster/cc by 2.0

New York, 24. Februar (IPS) - Während die Süd-Süd-Zusammenarbeit immer mehr an Boden gewinnt, sind einige der reichsten arabischen Länder dazu übergegangen, den ärmsten zu Hilfe zu eilen. Dies geschieht vorwiegend in Form von weichen Krediten, Investitionen, Schuldenerleichterungen, Infrastrukturmaßnahmen sowie einer technischen und technologischen Zusammenarbeit.

Derzeit investieren mindestens drei Mechanismen - der Saudische Entwicklungsfonds, der Kuwaitische Fonds für arabische Wirtschaftsentwicklung und der Abu-Dhabi-Entwicklungsfonds - in Projekte oder in den Schuldenabbau etlicher Länder vor allem in Afrika.

In ihrem letzten Bericht über die Süd-Süd-Zusammenarbeit verweisen die Vereinten Nationen auch auf die Islamische Entwicklungsbank der Organisation für islamische Zusammenarbeit (OIC), die mit 44 Milliarden US-Dollar ausgestattet ist. Diese Bank hat bereits in zahlreichen islamischen Ländern Afrikas und Asiens Kredite vergeben und Investitionen getätigt. Parallel dazu vergibt der Arabische Fonds für wirtschaftliche und soziale Entwicklung weiche Kredite an Regierungen sowie öffentliche und private Unternehmen.


Süd-Süd-Ausstellung in Katar

Der bedeutende Zuwachs in der Süd-Süd-Zusammenarbeit wurde zuletzt auf der ersten Regionalausstellung der Süd-Süd-Zusammenarbeit in der katarischen Hauptstadt sichtbar, wo einige der größten Erfolgsgeschichten der Kooperation der Entwicklungsländer untereinander vorgestellt wurden. Dort hatten mehr als 500 Delegierte aus 45 Ländern Gelegenheit zum Informations- und Erfahrungsaustausch.

Zu der Expo hatte Katar eingeladen, organisiert worden war sie vom UN- Büro für Süd-Süd-Zusammenarbeit und vom Regionalbüro für arabische Staaten des UN-Entwicklungsprogramms (UNAIDS). Wie Yiping Zhou, Leiter des UN-Büros für Süd-Süd-Zusammenarbeit mit Sitz in New York, gegenüber IPS erklärte, war die Expo vom 18. bis 20. Februar in Katar auf Anfragen von Mitgliedstaaten und institutionellen Partnern zustande gekommen, südliche Lösungen in einen regionalen Zusammenhang zu stellen.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Zuwendungen reicher arabischer Staaten für arme arabische Länder erheblich zugenommen haben. 40 Prozent der gesamten arabischen Finanzhilfe gehen an Empfänger des Internationalen Entwicklungshilfeprogramms der Weltbank, wie aus einem Bericht hervorgeht, den das UNDP-Regionalbüro für arabische Staaten mit Sitz in Kairo veröffentlicht hat.

Darüber hinaus gingen 20 Prozent der arabischen Finanzhilfen an Länder, die sich für die Initiative der hochverschuldeten armen Länder (HIPC) qualifizieren konnten. Dazu gehören Afghanistan, Ghana, Kamerun, Mali und Senegal.

Als die UN im letzten Monat eine Geberkonferenz für Syrien veranstaltete, sagte die Regierung von Kuwait dem Bürgerkriegsland 500 Millionen Dollar zu - mehr als die USA, die 380 Millionen Dollar in Aussicht stellten. Saudi-Arabien und Katar waren mit jeweils 60 Millionen Dollar weitere wichtige Beitragsgeber.

"Kein einziges Land und keine Gemeinschaft kann die Probleme allein lösen", meinte dazu Mourad Wahba, Vize-Regionaldirektor des UNDP-Regionalbüros für arabische Staaten und fügte hinzu, dass die Bedeutung der Expo auch darin bestand, "dass sie die Kreativität in unserer Region offenbarte".


Innerregionale Innovationen nutzen

Die Expo habe viele führende Akteure der Entwicklungszusammenarbeit und Technologieexperten zusammengebracht, die mit ihren Ideen die Lebensbedingungen in den Länden des Südens zugunsten eines ausgeglichenen Wachstums und einer nachhaltigen Entwicklung verbessert hätten. Auch seien von der Expo Impulse ausgegangen, die reichhaltigen Erfahrungen der arabischen Welt besser zu nutzen, um nachhaltige Entwicklungsergebnisse in der Region zu erzielen, betonte er.

Das UN-System ist bereits damit befasst, Süd-Süd-Ansätze in die nationalen und regionalen Entwicklungspläne und -programme vor allem in Ägypten, Jordanien und Tunesien aufzunehmen.

Nach Erkenntnissen des UNDP-Regionalbüros für arabische Staaten haben 16 arabische Staaten von mehr als der Hälfte der fast 800 Kredite und den 230 Programmen für technische Zusammenarbeit des Kuwaitischen Fonds für wirtschaftliche Zusammenarbeit profitiert. Die Mehrheit der Kreditabkommen, die zwischen 2010 bis 2011 mit sieben arabischen Ländern unterzeichnet wurden, war für den Energiesektor bestimmt.

Außerdem finanzierte der Saudische Entwicklungsfonds im Jahr 2011 Energieanlagen in Ägypten und Syrien sowie Dämme im Sudan. Der Abu-Dhabi-Fonds für Entwicklung wiederum stattete Bahrain mit den Mitteln zur Finanzierung des Baus von Regierungs- und Verwaltungsgebäuden aus. Darüber hinaus kooperiert Kuwait mit der Golf-Organisation für Forschung und Entwicklung in Katar, um den Wissenstransfer für nachhaltiges Bauen und die nachhaltige Entwicklung voranzubringen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind im Bereich der erneuerbaren Energien und sauberer Energien aktiv. 'Masdar', ein Ableger des 'Mubadala'-Entwicklungsunternehmens in Abu Dhabi, ist Veranstalter des alljährlichen Weltzukunftsgipfels, der für viele Länder des Südens zu einer unverzichtbaren Plattform geworden ist, ihr Wissen auszutauschen. Die VAE haben ferner die Süd-Süd-Plattform für die hochrangige Konferenz über Wissenschaft und Technologie wiederbelebt. Sie ist ein wichtiges Forum für den Süd-Süd-Wissensaustausch.


Technische Zusammenarbeit

Ägypten hat über den Ägyptischen Fonds für technische Zusammenarbeit mit Afrika mehr als 250 Experten in 30 afrikanische Länder entsandt, die über einen kurzen oder einen längeren Zeitraum ihr Wissen in Bereichen wie Wassermanagement, Gesundheit, Landwirtschaft und Bildung weitergeben sollen, heißt es in dem Bericht. Das nordafrikanische Land, das zudem mehr als 1.200 Studierende aus Kasachstan fortgebildet hat, ist mit einem Zentrum für Süd-Süd-Industrieentwicklung an den Start gegangen, das den Technologietransfer und die industrielle Entwicklung der afrikanischen Staaten untereinander mit Hilfe von Innovationen voranbringen soll.

Marokko wiederum ermutigt junge Bürger, die ihr Ingenieursstudium abgeschlossen haben, an Elektrifizierungs- oder Wassermanagementprojekten insbesondere in Afrika teilzunehmen.

Die Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Stiftung in Dubai ist mit zehn Milliarden Dollar die größte Hilfsorganisation in der arabischen Welt. 'Dubai Cares' wiederum ist mit einer Milliarde Dollar - ein ebenfalls bemerkenswert hoher Betrag - ausgestattet. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/02/south-south-cooperation-takes-arab-world/

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IPS-Tagesdienst vom 25. Februar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2014