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PROPAGANDA/1449: Wenn wir die Akws abschalten, gehen in Deutschland die Lichter aus ... (SB)



Wenn wir die Atomkraftwerke abschalten, gehen in Deutschland die Lichter aus, warnten die Lobbyisten der nuklearen Energieproduktion schon vor dreißig Jahren und tun es auch noch heute. Andere halten seitdem dagegen: Nein, das werden sie nicht, denn mittels eines intelligenten Stromleitungssystems und erneuerbaren Energien kann ausreichend viel elektrischer Strom bereitgestellt werden.

Ob letzteres zutrifft, muß erst noch die Praxis zeigen - doch was wäre so schlimm daran, wenn die Lichter ausgingen? Nicht aus der Not geboren wie in Japan, wo nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März 2011 gegenwärtig nur noch drei von zuvor 54 Atomkraftwerken Strom liefern und tatsächlich großflächig die Lichter ausgeschaltet wurden. Aber "Lichter aus" verstanden als Beginn einer entschiedenen Abkehr von den wachstumsgestützten Produktionsverhältnissen, in denen Verbrauch und Verschleiß zu Triebkräften des Fortschritts verklärt werden, erstritte womöglich erst den Platz, den sich abzeichnenden multiplen Krisen wie Klimawandel und Rohstoffknappheit anders als mit "adaptation and mitigation", Anpassung und Linderung, zu begegnen.

So verstanden handelt es sich bei der eingangs erwähnten Warnung vor der Lichtlosigkeit um eine tiefergreifende Propaganda, die den Menschen sagt: Bleibt auf dem rechten Weg. Euch droht schlimmstes Unheil, solltet ihr auch nur daran denken, euch von ihm zu verabschieden. So verstanden wird gleichfalls offensichtlich, daß das Bemühen der Vertreter des ganz gewöhnlich auf Profit und Kapitalakkumulation abhebenden Wirtschaftszweigs der erneuerbaren Energien um gleichwertigen Ersatz für elektrischen Strom aus hochrisikobehafteten Atom- und Treibhausgase emittierenden Kohlekraftwerken allenfalls zu einer Weggabelung im gleichen Verkehrssystem führt. Möglicherweise handelt es sich sogar um keinen Abzweig, sondern um einen Wechsel auf die Überholspur derselben Bahn einer sich stetig qualifizierenden Verfügungsgewalt, deren Sachwalter sich selbstverständlich auch grüner Technologien und Ideologie zu bedienen verstehen.

Davor zu warnen, den Sicherheit versprechenden Weg und seine alternative Streckenführung zu verlassen, haben die Profiteure der gesellschaftlichen Ordnung, ob sie sich auf die Tradition des New Deal oder die Perspektive des Green New Deal berufen, allen Grund, stellte das doch ihren Anspruch auf eine privilegierte Position am wärmenden Feuer der Verwertung menschlicher Produktivkraft und Physis fundamental in Frage.

4. Januar 2012