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KOLLATERAL/001: Zentralafrikanische Republik - Im Norden terrorisieren Rebellen die Bevölkerung (IPS)



IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Januar 2012

Zentralafrikanische Republik: Im Norden terrorisieren Rebellen die Bevölkerung

von Grit Porsch

Berlin, 12. Januar (IPS) - Die jüngsten Angriffe der seit Jahren im Norden der Zentralafrikanischen Republik operierenden tschadischen Rebellengruppe 'Front Populaire Pour le Redressement' (FPR) auf die einheimische Bevölkerung haben den UN-Sicherheitsrat alarmiert. Durch die fehlende Präsenz der regulären Streitkräfte sei in der Region ein gefährliches Sicherheitsvakuum entstanden, warnt ein Bericht des UN-Generalsekretärs an den Sicherheitsrat.

Presseberichten zufolge rekrutiert die FPR trotz ihres angekündigten Rückzugs in den Tschad Kämpfer aus der Ethnie der Peul mit der Begründung, man wolle die Volksgruppe vor kriminellen Banden schützen. Der UN-Informationsdienst IRIN berichtet, dass die tschadischen Rebellen auch die bei Verhandlungen gegebene Zusage, ihre Waffen abzuliefern, nicht eingehalten hätten.

Für Instabilität in der Region sorgen zudem Zusammenstöße der FPR mit zentralafrikanischen FDPC-Rebellen. Nach Angaben des 'Humanitarian Development Partnership Team', das alle zivilen Hilfskräfte vereinigt, die in der Zentralafrikanischen Republik aktiv sind, wurden kürzlich im Norden bei einer Schießerei an der Straße zwischen Kabo und Batafongo zwei FPR-Kämpfer getötet.

Nach unbestätigten Berichten überfielen wenige Tage später 300 FPR-Milizen die Stadt Kabo, brannten Häuser nieder und töteten vier Zivilisten. Die Kriminellen hätten eines ihrer Opfer bei lebendigem Leibe verbrannt, wird Philippe Gonzay, Vizebürgermeister der Stadt, zitiert. "Die in Angst und Schrecken versetzte Bevölkerung kann ihren Tagesgeschäften nicht mehr nachgehen", klagte er und kritisierte die Tatenlosigkeit der in der Region stationierten Sicherheitskräfte.

In einer Resolution verurteilte der Sicherheitsrat die von der FPR begangenen Menschenrechtsverletzungen und forderte die Regierung Zentralafrikas auf, die Verhandlungen mit der 400 bis 500 Mann starken tschadischen Rebellengruppe fortzusetzen. Die Gespräche waren wegen der Forderung nach Sicherheitsgarantien für FPR-Chef Baba Laddé ins Stocken geraten.

Während im Bericht des UN-Generalsekretärs von 'deutlichen Fortschritten' bei der Entwaffnung ehemaliger Kämpfer in der Zentralafrikanischen Republik die Rede ist, warnte die Leiterin des UN-Büros für Frieden schaffende Maßnahmen in der Zentralafrikanischen Republik, Margaret Vogt, bei diesen Bemühungen zu sparen. "Wenn es nicht gelingt, die Sicherheit in der Zentralafrikanischen Republik wieder herzustellen, wird das Land immer mehr zu einem sicheren Hafen für regionale Rebellen- und Kämpfergruppen", sagte die UN-Beamtin.

Wenig friedlich klingt die Reaktion des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, François Bozizé, auf den UN-Bericht. "Wir werden wieder mit der FPR über deren Rückkehr in den Tschad verhandeln", erklärte er. "Wenn dieser Dialog jedoch scheitert, werden wir die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen." (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2012