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STANDPUNKT/655: Trumps Politik und die Chancen, die sich daraus ergeben (Jürgen Heiducoff)


Trumps Politik und die Chancen, die sich daraus ergeben

Von Jürgen Heiducoff, 26. Mai 2017


Am Feiertag Christi Himmelfahrt posierten zwei Mannes-Persönlichkeiten des modernen Amerika, die unterschiedlicher nicht sein können, in europäischen Metropolen.

Bei aller Differenziertheit - eines haben sie gemeinsam: Sie sind fremd bestimmt. Die strategische Richtung, die sie einzuschlagen haben, wird ihnen vorgegeben. Ihr taktischer Spielraum ist sehr begrenzt.

Der eine, Barack Obama, ließ sich in Berlin feiern, bevor er den deutschen Medienpreis in Baden Baden entgegen nahm. Er ist ein talentierter Schauspieler, der sich zu Beginn seiner Amtszeit als Friedensengel präsentierte und in Wirklichkeit den Einsatz der umstrittenen Drohnenwaffe weltweit verantwortet. Er trug durch diesen Drohnenterror zur Generierung unzählbarer Terroristen bei.

Der andere, Donald Trump, spricht ungefiltert sein undifferenziertes Weltbild aus. Seine Worte stehen für ein künftig wieder "Großes Amerika". Alle anderen, besonders die Europäer, hätten sich unter zu ordnen. Er meint, als Präsident einer atlantisch-pazifischen Großmacht an der Organisation der Vereinten Nationen vorbei Weltpolitik machen zu können.

Den NATO-Staaten schreibt er vor, wie sie ihr Militärbudget zu erhöhen haben.

Eine Strategie, wozu und gegen wen diese Unmengen an Finanzmitteln für Rüstung eingesetzt werden sollen, bleibt er der Welt schuldig.

Vielleicht hat er noch keine Strategie? Doch es existiert eine: bei den Eliten im Hintergrund, die er möglicherweise selbst noch nicht kennt.

Unwichtig: denn mit der Zusicherung, mehr Geld für Rüstung auszugeben, bedient er die Interessen der internationalen Rüstungskonzerne. Denen ist es letztlich egal, wofür, wogegen und wo überhaupt die Waffen gebraucht werden. Wichtig ist, dass deren Verkauf und Einsatz neue Aufträge folgen.

Übertrüge man zwischenmenschliche Empfindungen auf die Brüsseler Schelte gegen die EU und besonders gegen Deutschland, sollte man erwarten, dass sich die Bundesregierung, jetzt auf ihre eigenen Werte und ihren eigenen Stolz stützend, endlich zur Wehr setzen sollte. Aber vielleicht ist es dafür zu spät, nach einer Politik der jahrzehntelangen Unterordnung unter die Interessen der Vereinigten Staaten.

Der profillosen und holprigen Politik Trumps kann man vorsichtig entnehmen, dass er starke Partner schätzt: etwa Saudi-Arabien, vielleicht auch China und Russland. Möglicherweise ist seine Haltung auch von einem gewissen Maß an Respekt bestimmt?

Daraus können durchaus neue, große Chancen entstehen!

Sollte einem Präsidenten der USA, der hochwertige deutsche Waren auf seinem Markt ebenso wie den Exportüberschuss Deutschlands nicht mag, gezeigt werden, dass es anderenorts weitaus ergiebigere Märkte gibt, etwa im Osten unseres europäisch-asiatischen Kontinents?

Das von seriösen Handelsexperten längst als ineffizient betrachtete Embargo gegen Russland sollte nun sein Ende finden. Die deutsch-russischen Beziehungen sollten endlich auf Augenhöhe und nach den Prinzipien der gegenseitigen Achtung gestaltet werden. Und erst recht sollte die militärische Abschreckung gegen Russland durch Kooperation ersetzt werden.


Der Autor Jürgen Heiducoff, Oberstleutnant a.D., war fast 40 Jahre im Dienst deutscher Streitkräfte, zumeist auf dem Gebiet der Abrüstung, Rüstungskontrolle und Vertrauens- und Sicherheitsbildung tätig.

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Quelle:
© 2017 by Jürgen Heiducoff
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2017

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