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AFRIKA/1906: Kenia - Nahrungsmangel für 2010 prognostiziert (SB)


Dürren und geringere Ernten in Kenia im Zeitalter des Klimawandels

Hilfe der Gates-Stiftung ein zweischneidiges Schwert


Im zweiten Quartal des Jahres 2010 wird in Kenia Nahrungsmangel einkehren. Das kündigte das Hunger-Frühwarnsystem FEWS NET (Famine Early Warning Systems Network) nach Analyse der Erntezahlen, die das kenianische Landwirtschaftsministerium ermittelt hat, an. Ab April 2010 werde mit Nahrungsmangel und hohen Maispreisen gerechnet, schrieb die Zeitung "The Nation". FEWS NET wurde 1985 vom US-Entwicklungshilfeministerium ins Leben gerufen. Die Organisation hilft Entscheidungsträgern innerhalb und außerhalb von Regierungen, sich besser auf mögliche Zeiten des Mangels vorzubereiten.

Eine detaillierte Warnung für Kenia besagt, daß in entlegenen ländlichen Gebieten wie beispielsweise Ukambani, in denen 70 Prozent der Maisproduktion durch die kurze Regenzeit gewonnen wird, sich die Ernährungssicherheit nach dem ersten Quartal verschlechtert, sollte der Regen im Januar unterdurchschnittlich ausfallen.

Darüber hinaus hat das Ministerium für Spezielle Programme die Warnung ausgegeben, daß es in zehn Distrikten (u.a. Turkana, West Pokot, Baringo, Teile von Marsabit und Samburu, Kajiado, Narok und Garissa) zu einem schwerwiegenden Nahrungsmangel kommen wird, sollte die bestehende Dürre bis dahin nicht beendet sein.

Herrscht in Kenia bereits in normalen Erntejahren ein struktureller Mangel an Nahrung, der durch Importe ausgeglichen werden muß, so fällt er in der Saison 2009/2010 stärker als sonst aus, da sich die Durchschnittspreise für Getreide von der globalen Preisexplosion im Jahr 2007 noch nicht wieder erholt haben. Experten rechnen damit, daß die Preise im Laufe des kommenden Jahres auf den lokalen Märkten anziehen und für viele Einwohner unerschwinglich werden.

Kenia hat mit Unterstützung des FAO (Food and Agriculture Organization) der Vereinten Nationen und finanziert von der Bill & Melinda Gates Foundation mit "CountrySTAT Kenya" eine eigene Statistik aufgebaut, die über Faktoren wie Nahrungsproduktion, Ernährungssicherheit und Preisentwicklung genaue Auskunft gibt. So begrüßenswert die Unterstützung durch eine so kapitalstarke Stiftung wie die der milliardenschweren Gates auch ist, sollte nicht unerwähnt bleiben, daß sie sich für die Einführung und Verbreitung der Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzt. Wenn aber die Not der Menschen als Türöffner für eine dermaßen umstrittene Technologie instrumentalisiert wird, erhält Entwicklungshilfe einen ziemlich bitteren Beigeschmack. Zumal US-amerikanische und europäische Konzerne die Grüne Gentechnik weitgehend beherrschen und davon profitieren, wenn weitere Länder ihren Widerstand gegen diese über strenge Lizenzen verbreitete Technologie aufgeben.

Darüber hinaus hat die gescheiterte Klimakonferenz von Kopenhagen gezeigt, daß Entwicklungsländer wie Kenia mit den Folgen des Klimaschutzes sowohl von den Industrie- als auch den ihnen nachfolgenden Schwellenländern ziemlich allein gelassen werden. Es ist eine Aussage für sich, daß sich die Vertreter von 193 Nationen auf keine verbindlichen Ziele zum Schutz des Klimas geeinigt haben. Kenia muß mit vermehrten Dürren und somit Mißernten rechnen. Das läßt die Bedenken gegen die Grüne Gentechnik unwichtig erscheinen. Die "natürliche" Entwicklung des Klimawandels spielt den Biotechkonzernen in die Hände.


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Anmerkungen:

[1] "Kenya:Food Crisis Warning in 2010", The Nation, 27. Dezember 2009
http://allafrica.com/stories/200912280094.html

28. Dezember 2009