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LATEINAMERIKA/2175: Überfall auf Synagoge in Caracas aufgeklärt (SB)


Vorwurf des Antisemitismus gegen Präsident und Regierung haltlos


Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat stets deutlich gemacht, daß er nicht das jüdische Volk, sondern die israelische Regierung für eine Politik der Gewalt gegenüber den Palästinensern verantwortlich macht. Nach dem Angriff auf den Gazastreifen, der dort mehr als 1.400 Menschen das Leben gekostet und materiellen Schaden in Milliardenhöhe angerichtet hat, verurteilte er dieses Vorgehen scharf und verwies den israelischen Botschafter des Landes. Prüft man unvoreingenommen die Fakten und Stellungnahmen, kann man unmöglich die Bezichtigung teilen, die venezolanische Regierung mache sich des Antisemitismus schuldig.

Nach dem Überfall auf eine Synagoge in Caracas am 31. Januar, bei dem die Angreifer die beiden Wachleute überwältigten, religiöse Gegenstände und Bücher zerstörten, Hetzparolen an die Wände sprühten und Computerdaten mit Namen und Adressen jüdischer Bürger stahlen, zitierte die israelische Tageszeitung Ha'aretz vom 2. Februar einen Sprecher der Anti-Defamation League, der von einer "modernen Kristallnacht" sprach, die an die "finstersten Tage, die zur Shoah geführt haben", erinnere.

Dieser Vorwurf ignorierte die umgehende Reaktion des venezolanischen Staatschefs, der bereits am 1. Februar den Überfall verurteilt und Gewalt in jeder Form abgelehnt hatte. Chávez wies die Vorwürfe privater Massenmedien seines Landes zurück, die sofort die Regierung für den Anschlag verantwortlich gemacht hatten, ohne den geringsten Beweis für diese Behauptung vorlegen zu können. Der Präsident warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, wem solche gewaltsamen Ausschreitungen nützten. Sie nützten weder der Regierung noch dem Volk oder der Revolution und zielten darauf ab, das Klima im Land vor dem am 15. Februar anstehenden Referendum zu vergiften.

Die venezolanische Regierung hat keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit gelassen, den Überfall auf die Synagoge Tiferet Israel rückhaltlos aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Dies bestätigt nun die Mitteilung der Staatsanwaltschaft in der venezolanischen Hauptstadt, sie habe in Zusammenhang mit dem Einbruch und Vandalismus in der größten Synagoge von Caracas Anklage gegen acht Polizisten und drei weitere Personen erhoben. (New York Times vom 27.03.09)

Wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Stellungnahme erklärte, habe sie bei Gericht beantragt, die Klage wegen Raubes, herabwürdigender Handlungen gegen eine Religion und weiterer Straftatbestände anzunehmen. Unter den Verdächtigen befindet sich demnach auch ein Polizist, der als Leibwächter für einen Rabbi gearbeitet hatte, sowie einer der beiden Wachmänner, die zum Zeitpunkt des Überfalls im Dienst waren. Letzterer steht im Verdacht, die Alarmanlage und einen Elektrozaun, der das Gebäude umgibt, deaktiviert zu haben. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, daß die Täter geplant hatten, eine große Summe Geldes zu stehlen, die sie in der Synagoge vermuteten.

27. März 2009