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USA/1304: Obama-Regierung deckt iranisches "Terrorkomplott" auf (SB)


Obama-Regierung deckt iranisches "Terrorkomplott" auf

Washington betreibt durchsichtige Kriegspropaganda gegen den Iran


Die Vorstellung, führende Mitglieder der gefürchteten Kuds-Brigade der Revolutionsgarden des Irans würden nach dem zufälligen Kontakt eines in Texas lebenden 56jährigen US-Bürgers iranischer Herkunft mit einem mutmaßlichen Mitglied des mexikanischen Drogenkartells Zetas letzteres mit der Ermordung des saudischen Botschafters in Washington und/oder mit der Durchführung eines Anschlages auf die israelische Botschaft in der US-Hauptstadt beauftragen, ist zu abwegig, als daß man sie ernst nehmen könnte. Dennoch verlangt die Regierung von US-Präsident Barack Obama gerade das von der "internationalen Gemeinschaft" und der Weltöffentlichkeit, nachdem am 11. Oktober US-Justizminister Eric Holder eine Anklageschrift gegen die angeblichen Beteiligten an dieser Verschwörung eingereicht hat, welche die Ermittlungsbehörden im Rahmen von "Operation Red Coalition" aufgedeckt haben wollen. Mit der Enthüllung des iranischen "Terrorkomplotts" hat die Obama-Administration die seit dem Sturz des Schahs infolge der Islamischen Revolution 1979 zwischen Washington und Teheran herrschende Konfrontation verschärft und sich damit bewußt für die Eskalation der Gefahr eines großen Krieges am Persischen Golf entschieden.

Im Mittelpunkt des Komplotts steht der Iranisch-Amerikaner Manssor Arbabsiar, der im Mai in der Stadt Corpus Christi einen Mann kennenlernte, von dem er annahm, er gehöre zum mexikanischen Drogenkartell Zetas, der aber ein verdeckter Ermittler der US-Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) mit Codenamen CS-1 war. Wer von den beiden auf die Idee kam, Anschläge in Washington durchführen zu wollen, ist unklar. Nach mehreren Treffen mit CS-1 im Juli in der nordmexikanischen Stadt Renosa reiste Arbabsiar in den Iran, angeblich, um Rücksprache mit Kuds-Mitgliedern, darunter auch mit seinem Cousin Abdul Reza Shahlai, zu halten. Im August überwies er vom Iran aus zweimal 49.000 Dollar auf ein speziell vom FBI eingerichtetes Konto bei einer Bank in Mexiko als Anzahlung für die Ermordung des saudischen Botschafters Adel al Jubeir, wobei man sich bei erfolgreicher Durchführung des Plans auf einen Preis von 1,5 Millionen Dollar geeinigt haben will. Bei seiner Ankunft aus dem Iran wurde Arbabsiar am 28. September auf dem Flughafen von Mexiko Stadt die Einreise verweigert. Statt dessen schob man ihn in die USA ab, wo ihn das FBI am New Yorker Flughafen in Empfang nahm.

Der wichtigste Beweis für die Existenz des Komplotts namens "Chevrolet" sind die Aufzeichnungen der Gespräche zwischen CS-1 und Arbabsiar bzw. ein Telefongespräch zwischen letzterem und einem Mann namens Shakuri, der Shahlais Untergebener bei der Kuds-Brigade sein soll. Aus diesen Gesprächen wurden in der von Holder veröffentlichten Anklageschrift gegen Arbabsiar, Shahlai, Shakuri und zwei weitere angebliche Kuds-Mitglieder, Qasem Soleimani und Hamed Abdollahi, einige Fetzen zitiert. Doch sie deuten nicht gerade auf einen hohen Operationsgrad. An einer Stelle fragt Arbabsiar CS-1, ob er und seine Amigos vom Zetas-Kartell "gut mit Sprengstoff" umgehen könnten. An einer anderen Stelle erklärte der Mittelsmann der ganzen Aktion, ihm wäre es "scheißegal", ob bei dem geplanten Bombenanschlag auf Al Jubeir in einem Washingtoner Restaurant Dutzende unschuldiger Zivilisten oder der eine oder andere US-Senator getötet würden. An einer Stelle soll Arbabsiar gegenüber CS-1 damit geprahlt haben, daß seine Kontakte im Iran "Tonnen von Opium" besorgen könnten.

Es verwundert nicht, daß erfahrene Kenner der geheimdienstlichen Szene im Nahen Osten wie Robert Baer und Philip Giraldi die ganze Inszenierung von Holder, Präsident Obama, dem FBI und Außenministerin Hillary Clinton als surrealen Spuk abgetan haben. In der Onlineversion der Washington Post wurde am 11. Oktober Ex-CIA-Mann Baer mit den Worten zitiert: "Die Kuds-Brigade ist besser als das. Wenn sie einem nach dem Leben trachteten, wäre man längst tot". Am selben Tag erklärte der zweite Ex-CIA-Mann Giraldi gegenüber dem iranischen Nachrichtensender Press TV den Inhalt der großen Enthüllung für "unglaubwürdig". "Ich verstehe nicht, was eine Drogenbande aus Mexiko ... mit einem angeblich ausgeklügelten Komplott zu tun haben soll. Das ergibt doch keinen Sinn."

Für die Obama-Regierung ergibt das Ganze durchaus einen Sinn, treten doch deren monatelangen Bemühungen, mittels "Demokratiebewegung" und gewaltbereiter Salafisten à la Al Kaida die Regierung Bashar Al Assads in Syrien, des wichtigsten Verbündeten des Iran, zu stürzen, auf der Stelle. Zum angeblichen Mordkomplott der Iraner gegen den saudischen Botschafter in Washington fällt einem folgendes ein: Hätte Teheran eine solche Aktion noch vor zehn Jahren erfolgreich durchgeführt, als Prinz Bandar der Vertreter Riads in der US-Hauptstadt gewesen ist, hätte dies vielleicht die Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 verhindert. [1]

Fußnote:

1. Siehe hierzu im Schattenblick unter INFOPOOL - BUCH - SACHBUCH - REZENSION/218: Craig Unger - Die Bushs und die Sauds

12. Oktober 2011