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ARBEIT/648: Live-In-Careworkers müssen besser geschützt und begleitet werden (Caritas)


Caritas Pressemitteilung vom 29. November 2019

Live-In-Careworkers müssen besser geschützt und begleitet werden


Deutscher Caritasverband fordert klare Regeln für die Arbeitsmigration von Live-In-Careworkers, die Menschen zu Hause betreuen und pflegen. Agenturen, die Live-In-Kräfte vermitteln, müssen Qualitätsstandards erfüllen; Sozialversicherung und Arbeitsschutz müssen gewährleistet sein.

Berlin - In Westeuropa, gerade auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sind geschätzt zwischen ein und zwei Millionen Menschen, meist Frauen aus Mittel- und Osteuropa, als sogenannte Live-In-Careworkers tätig: Sie leben im Haushalt pflegebedürftiger Menschen und ermöglichen ihnen, ihren Lebensabend in der vertrauten Umgebung zu verbringen. Der Deutsche Caritasverband fordert von der Politik ein Konzept zur "Fair Care Migration" und die Definition von Mindeststandards, unter anderem Qualitätsstandards für Agenturen, die Live-In-Careworkers vermitteln.

Wie diese Arbeitskräfte angeworben werden, welche Rechte ihnen zustehen und wie ihre Beschäftigung in ihrer späteren beruflichen Laufbahn anerkannt werden kann, wird nämlich im politischen Diskurs vernachlässigt. Viele von ihnen haben unklare Arbeitszeiten und eine unzureichende soziale Absicherung.

"Wer betreut die Älteren in unserer Gesellschaft und unter welchen Bedingungen: Diese Frage stellt sich akut nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa aber die Beschäftigung von Live-In-Careworkers, auf die viele Familien zurückgreifen, liegt bis jetzt in einer gesetzlichen Grauzone", so Eva Welskop-Deffaa, Vorstand Sozialpolitik des Deutschen Caritasverbandes. "Wir erwarten von der neuen EU-Kommission, dass sie im für Sommer 2020 angekündigten Grünbuch zur Demographie der Care Migration, insbesondere der Pendelmigration der Live-In-Careworkers, vorrangig Aufmerksamkeit schenkt."

Live-In-Careworkers müssen die gleichen Arbeitsrechte haben wie andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zielland. Sie brauchen den Schutz der Sozialversicherungen und sie müssen vor Ort verlässlich begleitet werden. Ihre Arbeit bringt besondere Belastungen mit sich, mit denen sie nicht allein gelassen werden dürfen, so Welskop-Deffaa weiter.

"Fair Care Migration" heißt auch, dass die Perspektive der Herkunftsländer einbezogen wird. "Wir haben vor Ort Strukturen aufgebaut, um den Pflegebedürftigen eine menschenwürdige Versorgung zu gewährleisten, aber wir können diese Strukturen nicht aufrecht erhalten, wenn die Mitarbeiterinnen scharenweise weggehen", so András Márton, Caritas-Direktor in der rumänischen Erzdiözese Alba Iulia anlässlich eines Seminars der Caritas zu diesem Thema in Berlin. "Wir brauchen dringend europäische Lösungen".

Caritas-Organisationen in Ziel- und Herkunftsländern arbeiten seit 2012 zusammen, um geeignete Modelle der Vermittlung, Unterstützung und Qualifizierung von migrierenden Live-In-Careworkers erfolgreich zu erproben, zum Beispiel in Form von Ost-West-Partnerschaften zwischen Caritas-Organisationen.


Mehr zum Thema:
Abschlusserklärung des Caritas Workshops Fair Care Migration
https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/pressemeldungen/caritas-workshop-fai/abschlusserklaerung_fair_care_migration_workshop_29112019.pdf?d=a&f=pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. November 2019
Deutscher Caritasverband, Pressestelle
Reinhardtstraße 13, 10117 Berlin
Telefon: 030 30 284447-42, Telefax: 030 284447-55
E-Mail: pressestelle@caritas.de
Internet: www.caritas.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2019

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