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INTERNATIONAL/115: Argentinien - Großer Bedarf an Beratungsstellen für die städtischen Armen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. September 2012

Argentinien: Beratungsstellen für die städtischen Armen - Bedarf groß

von Marcela Valente



Buenos Aires, 20. September (IPS) - Damit in Argentinien auch die ärmsten Bevölkerungsgruppen ihre Bürgerrechte wahrnehmen können, hat die Regierung Beratungsstellen in den Elendsquartieren der großen Städte etabliert. Sie leisten den Menschen vor Ort in quasi allen Lebenslagen und -bereichen wertvolle Hilfe.

Oft lassen sich Probleme bereits telefonisch lösen, wie Ariel Pereira vom Beratungszentrum Bajo Flores im Süden von Buenos Aires berichtet. "Die Menschen brauchen Hilfe bei der Beantragung von Sozialleistungen, Renten und Ausweisdokumenten." Das größte Klientel - 63 Prozent - sind Frauen. In Fällen häuslicher Gewalt stellen ihnen die Berater Anwälte, Sozialarbeiter und Psychologen zur Seite. Entscheidet sich ein Opfer, rechtlich gegen seinen Peiniger vorzugehen, wird es vor Gericht vertreten.

Ausländer vor allem aus Bolivien, Peru und Paraguay stellen mit 45 Prozent die zweitgrößte Gruppe, die die Beratungszentren aufsucht. Ihr Problem besteht meist darin, dass sie den Ausländerämtern keinen Nachweis ihres Wohnsitzes beibringen können. Für die Ausstellung des Papiers ist die Bundespolizei zuständig, die den Armenvierteln jedoch in aller Regel fernbleibt. In solchen Fällen intervenieren die Rechtsberatungszentren.


Prozessbegleitung für misshandelte Frauen

Im innenstädtischen Viertel Retiro warten etwa 15 Personen darauf, von einem der drei Berater vorgelassen zu werden. Dem Zensus von 2009 zufolge zählt Retiro 26.200 Einwohner. Der Ausländeranteil liegt bei 51 Prozent, 20 Prozent der Bevölkerung sind aus anderen Teilen Argentiniens zugezogen.

Sandra, eine 31-jährige Peruanerin, hat sich hier eingefunden, um sich rechtlich beraten zu lassen, wie sie das Sorgerecht für ihre Tochter bekommen kann. Für Reisen nach Peru braucht sie die Zustimmung des Kindsvaters, den sie jedoch nie zu Gesicht bekommt, wie sie sagt.

Seit der Einrichtung der ersten fünf Beratungszentren 2008 hat sich die Palette der angebotenen Dienstleistungen erweitert. Außerdem sind 33 weitere Zentren hinzugekommen. Kooperationsabkommen mit Universitäten, öffentlichen Organisationen und ausländischen Konsulaten sorgen für den Nachschub an Beratern.

Florencia Carignano leitet die nationale Behörde, die normalen Bürgern den Zugang zur Justiz erleichtern soll. Wie sie betont, sind es oftmals wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geographische Hindernisse, die verhindern, dass Menschen zu ihrem Recht kommen.

Zu den Aufgaben der Beratungszentren gehört auch, entlassenen Sträflingen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz behilflich zu sein. In Einzelfällen vermitteln die Zentren Bürgern Impfungen und zahnärztliche Behandlungen. Die Zahl der seit Gründung geleisteten Beratungen liegt bei über 152.000. Um den wachsenden Bedarf zu decken, wurden in Buenos Aires in diesem Jahr neun weitere mobile Beratungseinheiten geschaffen. (Ende/IPS/bs/2012)


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http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101561
http://www.ipsnews.net/2012/09/taking-justice-to-the-neighbourhoods-in-argentina

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 20. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2012