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INTERNATIONAL/194: Migration - Auslandsüberweisungen aus Europa übersteigen 100-Milliarden-Dollar-Grenze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Juni 2015

Migration: Auslandsüberweisungen aus Europa übersteigen die 100-Milliarden-Dollar-Grenze

von Kitty Stapp


Bild: © Ilaria Vechi/IPS

Migranten im italienischen Lampedusa
Bild: © Ilaria Vechi/IPS

NEW YORK (IPS) - In Europa leben und arbeiten rund 50 Millionen Arbeitsmigranten. Nach einem neuen Bericht des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) haben sie im letzten Jahr 109,4 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer überwiesen. Das entspricht einem Viertel der globalen Auslandsüberweisungen.

Die UN-Organisation geht davon aus, dass der Betrag deutlich höher sein dürfte, da große Beträge ihr Ziel über informelle Kanäle erreichen.

"Wir müssen sicherstellen, dass sich die Überweisungskosten für diese hart verdienten Einnahmen möglichst gering halten und, was noch wichtiger ist, dass diese Gelder den Zielfamilien in den ländlichen Gemeinden eine bessere Zukunft ermöglichen", erklärte IFAD-Präsident Kanayo F. Nwanze.

Die meisten Gelder der Migranten werden in Westeuropa und der Russischen Föderation verdient: 20,6 Milliarden Dollar in der Russischen Föderation, 17,1 Milliarden Dollar in Großbritannien, 14 Milliarden Dollar in Deutschland, 10,5 Milliarden Dollar in Frankreich, 10,4 Milliarden Dollar in Italien und 9,6 Milliarden Dollar in Spanien.

Ein Drittel (36,5 Milliarden Dollar) der von Zuwanderern in Europa generierten Gelder sind 2014 in 19 europäischen Staaten verblieben. Zwei Drittel beziehungsweise 72,9 Milliarden Dollar flossen in 50 außereuropäische Länder.

40 Prozent dieser Überweisungen gehen in die ländlichen Gebiete. Hier könnten sie eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der armen Gemeinden spielen. Tatsächlich geht man davon aus, dass die Überweisungen die offizielle Entwicklungshilfe um das Dreifache übersteigen.

"Das enorme Entwicklungspotenzial der Überweisungen wird nicht voll ausgeschöpft. Allerdings liegt es innerhalb unserer Möglichkeiten, jeden hart verdienten Euro, Rubel oder Schweizer Franken, jedes Pfund und jede Krone in der Heimat der Migranten wertsteigernd zu verwenden", bekräftigte Nwanze.


150 Millionen Menschen profitieren

Schätzungen zufolge profitieren weltweit 150 Millionen Menschen von den Überweisungen ihrer Angehörigen aus Europa. Die Gelder werden für Nahrungsmittel, Kleidung, Unterkünfte, Medikamente und Bildung ausgegeben. Studien legen nahe, dass ganze 20 Prozent der Geldsendungen bereitstehen, um Rücklagen zu bilden, Investitionen zu ermöglichen und Kleinunternehmerkredite zurückzuzahlen.

Nach Berechnungen des IFAD könnten weltweit 80 Milliarden Dollar der Auslandsüberweisungen in den Empfängerländern nachhaltig investiert werden. Voraussetzung wäre, den Arbeitsmigranten und ihren Familien die entsprechenden Optionen einzuräumen.

"Die Überweisungen bieten zudem die Chance, Millionen Menschen in den formellen Finanzsektor einzubinden", erklärte Pedro De Vasconcelos, Koautor des Berichts und Koordinator der IFAD-Finanzierungsfazilität für Auslandsüberweisungen. Von der Integration ins Finanzsystem profitierten die Familien in den armen Ländern.

Auch wenn in den letzten Jahren die Überweisungskosten zurückgegangen sind, hält De Vasconcelos eine Senkung der Gebühren auf fünf Prozent für machbar, was sich die G20-Industrie- und Schwellenländer 2009 zum Ziel gesetzt hatten. Auf diese Weise ließen sich weitere 2,5 Milliarden Dollar zum Wohl der Arbeitsmigranten und ihrer Familien generieren.

Der Bericht kommt zu einer Zeit, in der sich Europa großer Kritik wegen seines Umgangs mit Migranten insbesondere mit syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen stellen muss. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind im Mittelmeer 20.000 Zuwanderer umgekommen. Zahlen von 2014 und 2015 deuten darauf hin, dass der Zustrom nach Europa weiter zunehmen wird. Von den Gefahren zu Wasser und zu Lande lassen sich die Migranten offensichtlich nicht abschrecken. (Ende/IPS/kb/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/remittances-from-europe-top-100-billion-dollars/

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IPS-Tagesdienst vom 17. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2015

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