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SYRIEN/001: "Grüße aus Damaskus" (ZLV)


Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek - 10. Mai 2011

»Grüße aus Damaskus«


Im Widerspruch zu der in den bürgerlichen Medien verbreiteten Meldung, daß westliche Journalisten angeblich nicht in Syrien arbeiten dürfen, ist unsere Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld am Wochenende erneut nach Damaskus gereist. In einer ersten Korrespondenz an die Redaktion schreibt sie u.a.:

Meine Akkreditierung in Syrien und der damit verbundene Presseausweis haben mir heute die Wiedereinreise ermöglicht. Es dauerte nur eine halbe Stunde und ein Telefonat mit dem Informationsministerium, dann gaben die beiden zivil gekleideten Herren an der Grenze ihr ok und der Grenzbeamte stempelte mir das Visum in den Paß. Nach der ganzen Medienhetze gegen Syrien hatte ich schon fast nicht mehr damit gerechnet.

Die Grenze war ziemlich leer, der Fahrer, der mich von Beirut nach Damaskus brachte, fährt seit Jahren regelmäßig diese Strecke hin und her. Seit zwei Monaten, so sagte er, sei ich die erste Ausländerin gewesen, die er wieder gefahren hätte.

Vor zwei Monaten, am 8. März, begannen die Demonstrationen in Deraa. Das kleine Hotel, in dem ich seit Jahren wohne, beherbergt zur Zeit außer mir noch ein Touristenpaar, die meisten Mitarbeiter wurden auf unbezahlten Urlaub geschickt. Der 80jährige Herr Ali, der das Familienhotel leitet, meinte, seit Eröffnung 1959 habe es keine so schlechte Saison gegeben. April, Mai und Juni sind normalerweise Hochzeiten für den Tourismus. Die meisten Hotels stehen ganz leer.

... Die Leute sparen nicht mit Kritik an der Regierung, aber auch ausländische Einflußnahme prangern sie an. Weiterhin sind alle Satellitensender zu empfangen. Ich sitze in der Lobby, und während ich das hier schreibe, läuft im Fernsehen Al Jazeera Arabisch im Wechsel mit BBC Arabisch. Facebook, Internet, alles funktioniert. Zumindest ist das so hier in Damaskus, wo es ganz ungewöhnlich ruhig ist, wenig Verkehr, wenige Menschen. In dem alten Eucalyptusbaum im Hof zwitschern sich die Vögel zu, was sie bei ihren heutigen Ausflügen außerhalb der Stadt beobachtet haben. Sicher sind ihre Beobachtungen mehr wert, als das ganze Mediengetwitter.

Karin Leukefeld


Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Zum Thema siehe auch in der morgigen Tagesausgabe (12.05.2011) des Schattenblick unter:
www.schattenblick.de -> Infopool -> Politik -> Meinungen -> Standpunkt
STANDPUNKT/086: Syrien, ein neuerlicher Versuch, einen souveränen Staat zu unterwerfen (Falkenhagen/Queck)


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Quelle:
Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2011