Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → TICKER

WESTJORDANLAND/002: Tausende zu Gedenkfeierlichkeiten für ermordeten Theaterleiter erwartet (Ma'an)


Ma'an News Agency - 5. April 2011, 15:16 Uhr

Tausende werden zu Gedenkfeierlichkeiten für ermordeten Theaterleiter erwartet


RAMALLAH (Ma'an) - Der Leiter des Freedom Theatre, Juliano Mer-Khamis, wird nach den am Dienstag in Dschenin, Haifa und in Ramallah stattfindenden drei Trauermärschen am Mittwoch im Kibbuz Ramot Menashe beigesetzt.

Wenige Stunden, nachdem der Künstler in seinem Auto außerhalb des Theaters im Flüchtlingslager Dschenin niedergeschossen worden war, versammelten sich rund 50 palästinensische Künstler und Schauspieler auf dem zentralen Platz Ramallahs, um gegen den Mord zu protestieren. Sie trugen Schilder mit den Worten, der Mord an Mer-Khamis "ist ein Verlust für Palästina".

Theaterstudenten veröffentlichten am Dienstag Morgen die folgende Erklärung: "Juliano, die Kinder deiner Mutter sind von uns gegangen, deine Mutter Arna ist von uns gegangen, und du bist es auch - aber deine Kinder werden bleiben und deinem Weg im Kampf um die Freiheit folgen, und wir werden das Versprechen deiner Revolution, der Jasmin-Revolution, weiter vorantreiben.

Die revolutionäre Botschaft jedoch wird nicht von uns gehen. Sie wird die gelben Sande erstürmen und die von Mandelbäumen bewachsenen Berge, indem sie die Jasminene Revolution aus den Händen des Freiheitskämpfers von hier aus, von der Bühne des Freedom Theatre aus, herbeiweht, das Menschen befreite und weiter befreit und für die kulturelle, revolutionäre Schlacht um die Freiheit aktiviert.

Bei tausendfachem Schweigen spielt nur eine Violine, und bei tausendfachem Schweigen erhebt sich eine einzige Stimme; es ist die Stimme der Friedenskämpfer, denen du beigebracht hast, wie man die kulturelle Waffe über der Schulter trägt."

Die Erklärung war unterschrieben mit: "Julianos Kinder".


Mer-Khamis war der Sohn Arna Mers, einer jüdisch-israelischen Aktivistin, die das erste Theater im Flüchtlingslager, das Stones Theatre, gründete, das während der ersten Intifada in den späten Achtziger Jahren seine Türen öffnete und sie zur Zeit der zweiten Intifada wieder schloß. 2006 eröffnete Mer-Khamis, dessen Vater ein Palästinenser aus Nazareth war, das Freedom Theatre, nachdem er den Dokumentarfilm 'Arnas Kinder' gedreht hatte, der den Kampf seiner Mutter für die Eröffnung und Weiterführung des Projekts thematisierte.


Weitere Verurteilungen, Attentat wird als 'feige' bezeichnet

"Durch ihre feige Tat haben sie uns eines führenden Lichts des palästinensischen Theaters beraubt, eines Friedensverfechters und eines wahren Freundes aller Menschen, die guten Willens sind", erklärte ein Sprecher des britischen Außenministeriums.

"Juliano war ein guter Freund des Konsulats und eine Inspiration für die Menschen weit über die palästinensischen Territorien hinaus. Er war ein mutiger Mann, der für Toleranz und freie Meinungsäußerung einstand. Durch ihre feige Tat haben sie uns eines führenden Lichts des palästinensischen Theaters, eines Friedensverfechters und eines treuen Freundes aller Menschen, die guten Willens sind, beraubt. Wir hoffen ernstlich, daß man die Verantwortlichen faßt und für diese verdammenswerte Tat zur Rechenschaft zieht."

Ein Zusammenschluß öffentlicher Komitees, die wöchentliche Proteste gegen Israels Trennmauer organisieren, veröffentlichte eine Erklärung, die angesichts des Todesfalles "unsere tiefe Trauer zum Ausdruck bringt" und die Tat als einen "Teil der Eskalation, die von der israelischen Besatzung betrieben wird," bezeichnete und der angespannten politischen Lage die Schuld daran gab: "Das ermöglicht dann solche furchtbaren Taten."

Die Erklärung lautete, die Gruppe "halte die israelische Besatzung für verantwortlich" für den Todesfall. Sie fuhr fort mit den Worten: "Wir sind nicht gegen die Juden in der Welt. Wir sind gegen die Besatzung. Und unser Ziel ist, in Freiheit und Würde zu leben, wie der Rest der Welt."

Die Gruppen erklärten weiter, ihrer Meinung nach "dient der Mord an Juliano allein israelischen Interessen".

Der Ministerpräsident der Westbank, Salam Fayyad, beauftragte palästinensische Ermittler, rund um die Uhr daran zu arbeiten, die Schützen aufzuspüren. Erste Berichte waren unklar dahingehend, ob einer oder zwei Bewaffnete das Attentat durchgeführt hatten.

Vertreter des Freedom Theatre erklärten, Mer-Khamis habe sich zusammen mit seinem Sohn und dessen Kindermädchen in dem Wagen befunden, als er angehalten und durch die Windschutzscheibe erschossen wurde.

"Wir sind entsetzt und traurig über den Mord an Mer-Khamis. Er war nicht nur ein einzigartiger und talentierter Schauspieler und Theaterleiter, sondern auch ein Symbol für Koexistenz und Frieden", erklärte der Sprecher des UN-Beauftragten für den Frieden im Nahen Osten, Robert Serrys.

Richard Miron sagte weiter: "Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei allen, die er mit seinem Leben berührt hat", und der Sprecher fügte hinzu, daß Serry sich mit Mer-Khamis bei einem seiner Besuche in Dschenin und im Theater getroffen habe.



Link zum englischen Originaltext:
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=375691


*


Quelle:
Nachrichtenagentur Ma'an / Ma'an News Agency, 05.04.2011
Hauptbüro in Bethlehem:
Al-Majd Building, 8. Stock, Al-Karkafa Street, Bethlehem
Tel.: (+972) 276 0085/6, Fax: (+972) 2760088
Zweigstelle in Gaza:
Shawa & Hussari Building, 10. Stock/#3, Wahda Street, Gaza Stadt
Tel.: (+972) 082825011, Fax: (+972) 082825011
E-Mail: english@maannews.net (English Department)
Internet: www.maannews.net
mit freundlicher Genehmigung der Ma'an News Agency
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2011