Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → UNO


KONFERENZ/200: Die 61. Session der UN-Frauenstatuskonferenz (frauensolidarität)


frauensolidarität - Nr. 140, 2/17

Women's economic empowerment in the changing world of work

Die 61. Session der UN-Frauenstatuskonferenz (CSW)

von Petra Pint


Dieses Jahr nahmen an der jährlich stattfindenden Frauenstatuskommission in New York laut UN Women neben Regierungsvertreter_innen aus 162 Staaten mehr als 3.900 NGO-Vertreter_innen aus 138 Ländern teil. Zwei Wochen lang wurde über gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, Umverteilung von unbezahlter Arbeit, die Situation von Frauen in informellen Ökonomien, Arbeitsrechte, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, mehr Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen - um nur einige Themen zu nennen - diskutiert. Was waren kritische Punkte bei den Diskussionen?


Auch außerhalb der UN wurde - beim gleichzeitig stattfindenden NGO-Forum - diskutiert. Dort fanden NGO-Vertreter_innen und Aktivist_innen einen Raum für Austausch und Vernetzung, erhielten einen Crashkurs, was UN-Politik bedeutet, und die Möglichkeit, Strategien zu erlernen, wie man diese Politik beeinflussen kann. Während der diesjährigen Session gab es - in und außerhalb der UN - viele Referenzen auf einen politischen Backlash, der Frauen_rechte global beschneidet. Dieser Backlash führt - so der Tenor - aber auch dazu, dass sich Frauenrechtsaktivist_innen wieder stärker organisieren und ihren Unmut kundtun müssen. Auch einige solidarische Statements von Männern fanden während den Sitzungen Gehör.

Dennoch zeigten zum Beispiel die restriktiven Einreisebestimmungen der USA, wie sich dieser Backlash auf die Partizipationsmöglichkeiten von Frauen und Aktivist_innen auswirken kann. Darauf machte die Kampagne "No Borders on Gender Justice" aufmerksam, indem leere Stühle mit der Aufschrift "Why is this seat empty?" aufgestellt wurden.

Agreed Conclusion

Nicht überall wurde gemeinsam diskutiert. Als es um die Ausverhandlung der "Agreed Conclusion" - also dem Abschlussdokument der Konferenz - ging, hatten nur mehr NGO-Vertreter_innen, die einer Regierungsdelegation angehörten, Zugang. Der erste Entwurf - dieses Jahr von UN Women und ILO (International Labour Organization) ausgearbeitet - wurde Absatz für Absatz, Satz für Satz und teilweise Wort für Wort diskutiert. Uneinigkeiten gab es im Laufe der Verhandlungen rund um die Themenblöcke Familie/Familien, sexuelle und reproduktive Rechte, unbezahlte Arbeit und sexuelle Belästigung. Dennoch wurde nach über 100 Stunden Diskussion Freitagnachmittag, am 24. März 2017 ein Vorschlag angenommen.

CSW and beyond

Dieses Abschlussdokument muss zum einen von Regierungsvertreter_innen, NGO-Mitarbeiter_innen und Aktivist_innen als Advocacy-Auftrag verstanden werden, zum anderen beginnen jetzt die Vorbereitungsarbeiten für die nächste CSW zum Thema "Challenges and opportunities in achieving gender equality and the empowerment of rural women and girls". NGO-Vertreter_innen und Aktivist_innen sollten die vielfachen Mitbestimmungs- und Partizipationsmöglichkeiten nutzen, um auf die nächsten Verhandlungen Einfluss nehmen zu können.


Webtipps:
No Borders - Gender Justice:
https://www.madre.org/no-borders-gender-justice
APWLD-Analyse:
http://apwld.org/four-wins-at-csw-this-year/
Guide for NGOs and Women's Human Rights Activists:
http://bit.ly/2naiwqH

Hörtipp:
Eine Radiosendung über die CSW wurde am 23. Mai 2017 im Rahmen der Sendereihe Globale Dialoge der Women on Air auf Radio Orange 94.0 ausgestrahlt. Sie können sie jederzeit auf www.noso.at nachhören.

Zur Autorin:
Petra Pint war als NGO-Vertreterin für die Frauen*solidarität zum ersten Mal bei der CSW und Teil der österreichischen Regierungsdelegation.

*

Quelle:
Frauensolidarität Nr. 140, 2/2017, S. 34
Medieninhaberin und Herausgeberin:
Frauensolidarität im C3 - Entwicklungspolitische Initiative für Frauen
Sensengasse 3, A-1090 Wien,
Telefon: 0043-(0)1/317 40 20-0
E-Mail: redaktion@frauensolidaritaet.org,
http://www.frauensolidaritaet.org
 
Die Frauensolidarität erscheint viermal im Jahr.
Einzelpreis: 5,- Euro plus Porto
Jahresabo: Österreich 20,- Euro;
andere Länder 25,- Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang