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MELDUNG/012: Wasser- und Sanitärversorgung vernachlässigt - Kritik vor Revisionskonferenz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. September 2010

UN: Wasser- und Sanitärversorgung vernachlässigt - Kritik vor MDG- Revisionskonferenz

Von Thalif Deen


New York, 6. September (IPS) - Den Vereinten Nationen wird vorgeworfen, bei ihrer Millenniumskampagne die Bereiche Wassersicherheit und Sanitäranlagen zu vernachlässigen. Unabhängige Experten bezweifeln, dass auf der bevorstehenden Revisionskonferenz zu den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) Entscheidungen getroffen werden, die diese Versäumnisse korrigieren.

Wie Anders Berntell, der Geschäftsführer des Internationalen Wasserinstituts in Stockholm (SIWI), monierte, wird das Thema Wasser in dem Entwurf, der auf dem Gipfel vom 20. bis 22. September in New York angenommen werden soll, viel zu wenig beachtet. Die richtige Verwaltung der kostbaren Ressource sowie die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen seien jedoch wichtige Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der insgesamt acht MDGs zur Halbierung von Hunger und Armut bis 2015.

"Ohne Wasser können wir nicht gegen den Hunger angehen", meinte Berntell. Angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygiene seien wiederum notwendig, um die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen. Wenn dies nicht geschehe, werde die Kindersterblichkeit zunehmen und der Gesundheitszustand von Müttern schlecht sein.

Laut dem Experten leiden viel zu viele Menschen an durch Wasser übertragenen Krankheiten und müssen in Kliniken behandelt werden. "Wasser sollte daher auf dem Gipfel als eines der wichtigsten Querschnittthemen behandelt werden", forderte Berntell. Eine bessere Finanzierung für Wassersicherheit werde auf allen Ebenen der Gesellschaft dringend benötigt.

SIWI hält noch bis zum 11. September in der schwedischen Hauptstadt eine internationale Konferenz über die globale Wasserkrise ab. An der 20. 'World Water Week', die am 5. September begonnen hat, nehmen 2.500 Entscheidungsträger, Unternehmer und Entwicklungsexperten teil.


Wasserkrise schlimmer als alle Kriege zusammengenommen

Aaron Wolf von der Abteilung für 'Water Conflict Management and Transformation' an der 'Oregon State University' ist der Ansicht, dass die derzeitigen Wasserprobleme folgenschwerer sind als die Aids- und Malaria-Epidemien und bisherige Naturkatastrophen wie Tsunamis und Erdbeben.

Die Wasserkrise habe schon mehr Schaden angerichtet "als alle Kriege zusammen in einem Jahr", meinte Wolf. Wassermangel sei ein Sicherheitsproblem, das im Rahmen der Armutsbekämpfungsstrategien gelöst werden müsse, betonte er kürzlich auf einem UN-Treffen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen haben mehr als 800 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ganzen 2,5 Milliarden Erdenbürgern stehen keine ausreichenden sanitären Anlagen zur Verfügung.

Serena O'Sullivan von der britischen Organisation 'End Water Poverty' fordert ein stärkeres Engagement der internationalen Staatengemeinschaft, um die MDGs zu erreichen. Größere Investitionen im Sanitärbereich müssten Teil eines umfassenden Ansatzes zur Bekämpfung von Armut, Hunger und Krankheiten sein, sagte sie. 'End Water Poverty' hat laut O'Sullivan mit anderen internationalen Hilfsorganisationen zusammengearbeitet, um eine neue Strategie zur Erreichung der Millenniumsziele zu entwerfen.


Negative Auswirkungen auf das BIP

Nach offiziellen Statistiken verlieren die ärmsten Länder aufgrund mangelnder Wassersicherheit und Hygiene durchschnittlich fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Berechnung stützt sich darauf, dass zahlreiche Menschen zur Wasserbeschaffung viel Zeit verlieren, die für produktive Arbeit verloren geht. Berücksichtigt wurden ferner die Kosten, die durch die Versorgung von Menschen anfallen, die aufgrund des unsauberen Wassers erkranken und dem Arbeitsplatz ebenso verloren gehen.

Wie die stellvertretende UN-Generalsekretärin Asha-Rose Migiro im März auf einem UN-Treffen hervorhob, haben 70 Prozent aller Landbewohner keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen. Da immer mehr Menschen in Städte zögen, würden sich auch dort die Hygiene-Bedingungen erheblich verschlechtern. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.un-kampagne.de/
http://www.worldwaterweek.org/
http://www.endwaterpoverty.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52700

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2010