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MELDUNG/040: "Millenniumskonsumziele" für die Klimasünder im Norden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2011

Entwicklung: 'Millenniumskonsumziele' für die Klimasünder im Norden

Von Feizal Samath


Colombo, 24. Januar (IPS) - Ein srilankischer Wissenschaftler hat in Anlehnung an die UN-Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zur Bekämpfung der Armut in den armen Länder Millenniumskonsumziele für die reichen Länder gefordert. Die Klimasünder des Nordens, die mit ihrem verschwenderischen Lebensstil die Klimakrise erst verursacht haben, müssten zur Einhaltung dieser Ziele ebenso rigoros gedrängt werden wie die Länder des Südens zu den MDGs.

Die MDGs, die im Anschluss an den New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 formuliert wurden, verlangen von den Entwicklungsländern, bis 2015 Armut und Hunger gegenüber 1990 zu halbieren, allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen, die Rolle der Frau zu stärken, die Kinder- und Müttersterblichkeit zu senken. Darüber hinaus beinhalten sie die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria und die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit. Lediglich das achte Ziel, der Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens, richtet sich an die Adresse der Industriestaaten.

Doch nach Ansicht von Mohan Munasinghe, Experte für nachhaltige Entwicklung und Klimawandel, müsste der Norden auf ebenso ehrgeizige Zielvorgaben festgelegt werden. Angesichts der Tatsache, dass der weltweite Konsum zu 85 Prozent von 20 Prozent der reichsten Länder verursacht werde, sei dies nur recht und billig. Ein nachhaltiger Verbrauch durch diese Länder könnte die ökologische Last erheblich verringern, sagte der Experte.

Munasinghe ist Vizevorsitzender des Weltklimarats (IPCC) mit Sitz in Genf, das 2007 zusammen mit dem US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis erhalten hat. Er wies auf die tief greifenden Klimaveränderungen aufgrund der sich im Dezember abwechselnd aufgetretenen Klimaphänomene El Niño und La Niña hin, die Sri Lanka schwer geschadet haben.

El Niño ist ein regionales Phänomen, das Teile des Pazifikraums aufheizt und in Südamerika und dem Rest der Welt spürbar ist, während die ebenfalls von der Pazifikregion ausgehende Klimaanomalie La Niña durch Kälte bemerkbar macht. In Sri Lanka forderten plötzlich auftretende Überschwemmungen und extreme Kälte mindestens 40 Menschenleben, mehr als eine weitere Million Menschen war betroffen. Reis- und andere Ernten wurden durch die Wassermassen zerstört, was wiederum die Nahrungsmittelpreise in die Höhe trieb.

Munasinghe zufolge steht Sri Lanka vor der Voraussetzung, die Anfälligkeit der armen Bevölkerung für die Folgen des Klimawandels zu verringern. "Unser CO2-Ausstoß ist gering. Die Treibhausgasemissionen zu senken mag vielleicht in der Zukunft eine Rolle spielen, doch jetzt geht es vor allem darum, die ärmsten Bevölkerungsgruppen als Hauptleidtragende abzusichern. "Es ist unfair. So haben die reichen Länder das Klimaproblem mit ihren CO2-Emissionen verursacht."

Champa Navaratne, Leiterin der Fakultät für Agraringenieurwesen an der südlichen Ruhunu-Universität, sieht für Sri Lanka in diesem Jahr gravierende Nahrungsmittelengpässe aufziehen. In der Regel fahren Sri Lankas Bauern zwei Ernten im Jahr ein. Doch im letzten Jahr sahen sie sich aufgrund der plötzlich aufgetretenen Überschwemmungen gezwungen, ihr Saatgut dreimal auszubringen. "Mitte 2011 erleben wir eine Ernährungskrise, das ist sicher."


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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2011