Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → UNO

MELDUNG/056: UN vernachlässigen Rechte von Homosexuellen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Juni 2011

Minderheiten: UN vernachlässigen Rechte von Homosexuellen

Von Thalif Deen


New York, 17. Juni (IPS) - Die Vereinten Nationen werben weltweit für Toleranz. Doch was die Anerkennung der Rechte von Schwulen und Lesben angeht, hat die Weltorganisation im Vergleich zu manchen Mitgliedsstaaten noch erheblichen Nachholbedarf.

Unter den 192 UN-Mitgliedern gelten die Niederlande als Vorreiter im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren. Die Homo-Ehe wurde dort bereits 2001 legalisiert. Dem Vorbild folgten Belgien (2003), Spanien und Kanada (2005), Südafrika (2006), Norwegen und Schweden (2009) sowie Portugal, Island, Argentinien, Mexiko-Stadt und mehrere mexikanische Bundesstaaten im vergangenen Jahr.

In Deutschland dürfen homosexuelle Paare seit 2001 eine Lebenspartnerschaft begründen. In den USA erkennen einige Bundesstaaten gleichgeschlechtliche Ehen sowie die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen an. Dagegen laufen allerdings ultrarechte Gruppen und religiöse Fundamentalisten Sturm.

In Kalifornien mussten Verfechter der Rechte Homosexueller einen Rückschlag hinnehmen, als sich die Wähler im November 2008 für die ausschließliche Anerkennung von Eheschließungen zwischen Männern und Frauen aussprachen. Zuvor hatte das höchste Bundesstaatengericht für Homo-Ehen votiert.


Herkunftsland setzt den Maßstab

Einem Sprecher der Vereinigung 'U.N. Globe' zufolge, die sich für die Rechte Homosexueller innerhalb der Vereinten Nationen einsetzt, richtet sich die Weltorganisation im Umgang mit ihren Beschäftigten nach den Gesetzen in deren Heimatländern. Wenn ein Mitarbeiter mehrere Staatsangehörigkeiten besitzt, orientiert sich die UN an dem Staat, zu dem die betreffende Person die engsten Beziehungen unterhält.

Da die überwiegende Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten aber keine gleichgeschlechtlichen Ehen anerkennt, genießen homosexuelle UN-Mitarbeiter dieser Länder nicht die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare. Das muss nach Meinung von Boris O. Dittrich von der Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch' dringend geändert werden. "In erster Linie sind aber natürlich die Regierungen der Länder dafür verantwortlich, allen unabhängig ihrer sexuellen Orientierung die gleichen Rechte zu gewähren", betonte er. "Der Trend hin zu Homo-Ehen ist nicht zu stoppen."

Auf der politischen Ebene sieht es allerdings anders aus. Im vergangenen Monat votierte das UN-Komitee, das über Anträge von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf Zulassung als bei der UN registrierte NGOs entscheidet, gegen einen UN-Beraterstatus für die Internationale Vereinigung der Schwulen und Lesben mit Sitz in Belgien. Die Entscheidung war zehn Jahre lang immer wieder aufgeschoben worden.

Für den Beraterstatus der NGO stimmten die Türkei, die USA, Belgien, Bulgarien, Indien, Israel und Peru. Dagegen votierten der Sudan, Burundi, China, Kirgisistan, Marokko, Pakistan, Russland und Senegal. Der Stimme enthielten sich Venezuela, Mosambik und Nicaragua. Kuba beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Die Entscheidung über einen ähnlichen Antrag der Vereinigung lesbischer Ärztinnen in Australien wurde indes vertagt - offiziell aus "Verfahrensgründen".

Das UN-Menschenrechtshochkommissariat (OHCHR) hat nach Angaben des Mitarbeiters Charles Radcliffe bisher zu diesem Thema keine Position bezogen. Man habe sich bisher eher mit diskriminierenden Gesetzen in den einzelnen Ländern befasst als mit internen UN-Regelungen, räumte er ein. So habe sich das OHCHR wiederholt für ein Ende der Kriminalisierung von Homosexualität in den Mitgliedsstaaten eingesetzt. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://66.147.244.51/~unglobeo/
http://www.hrw.org/
http://www.ipsnews.net/print.asp?idnews=56092

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. Juni 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2011