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ORGANISATION/490: Bilanz der Nothilfe in Haiti nach 3 Monaten (UNICEF)


UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln, 13.04.2010

Bilanz der Nothilfe in Haiti nach 3 Monaten
UNICEF-Bericht drei Monate nach der Katastrophe

- UNICEF richtet Notschulen in Haiti ein
- Schulmaterial für 700.000 Kinder


Drei Monate nach dem schweren Erdbeben ist die Normalität für die meisten betroffenen Kinder in Haiti noch in weiter Ferne. In seinem heute in Genf vorgestellten Bericht "Kinder in Haiti - drei Monate nach der Katastrophe" zieht UNICEF eine erste Bilanz zum Stand der Nothilfe und der Vorbereitungen für einen Neuanfang. So konnte zwar eine zweite Katastrophe durch Hunger und Krankheiten bisher verhindert werden. Gleichzeitig warnt UNICEF aber vor einer Verschlechterung der hygienischen Situation und zunehmender Gewalt, vor allem gegenüber Mädchen und Frauen in den Notlagern. Kinder müssen auch besser vor Ausbeutung, Kinderhandel und illegalen Adoptionen geschützt werden.

Währenddessen hat für einen Teil der Kinder in Haiti die Schule wieder begonnen. Für das Programm "Geh zur Schule" haben UNICEF und seine Partner bisher 3.000 Großzelte und Klasseneinrichtungen für Notschulen verteilt. Über 200.000 Schulkinder erhalten gerade Schulmaterialien wie Hefte und Stifte. Weitere 500.000 Schulpakete mit Lernutensilien sind auf dem Weg nach Haiti. Von April bis Juni sollen zunächst 600 Schwerpunktschulen ausgestattet und Ausbildungskurse für Lehrer organisiert werden.

"Die Kinder in Haiti sehnen sich danach zu lernen. Doch schon vor der Katastrophe gab es kein funktionierendes Schulsystem. Über die Hälfte der Kinder ging nicht zur Schule. Schule ist der Schlüssel für die Rückkehr zur Normalität und ein Symbol für den Neubeginn in Haiti", sagte Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland, der vor kurzem aus Haiti zurückkehrte.

Bei dem Erdbeben vom 12. Januar starben über 38.000 Schulkinder sowie 1.500 Lehrer. 85 Prozent aller Schulen im Katastrophengebiet wurden zerstört oder schwer beschädigt. Um die Schulkampagne anzuschieben, hat UNICEF auch sieben Großzelte und Büroeinrichtung für das völlig zerstörte haitianische Bildungsministerium bereitgestellt.

UNICEF koordiniert in Haiti gegenwärtig allein im Bildungsbereich rund 100 Partnerorganisationen. Gemeinsames Ziel ist es, langfristig landesweit so viele Kinder wie möglich in die Schulen zu bringen - auch die, die vor der Katastrophe von Bildung ausgeschlossen waren. Hierzu werden Verhandlungen mit den Schulen, die von privaten Vereinen getragen werden, geführt. Zusammen mit der Weltbank wird nach Wegen gesucht, die Ausbildung und Bezahlung von Lehrern sicher zu stellen und den Bau erdbebensicherer Schulen voran zu treiben.


Nachhaltige Hilfe für Kinder

UNICEF leistet umfassende Nothilfe in Haiti und schiebt den nachhaltigen Wiederaufbau für die Kinder an. Dabei geht es besonders darum, die lokalen Partner zu stärken. UNICEF ist präsent in Port-au-Prince, Leogane, Jacmel, Gonaive, Jeremie, Hinches und Les Cayes. An verschiedenen Orten wurden Lager mit Hilfsgütern angelegt, um bei erneuten Naturkatastrophen rasch reagieren zu können. Gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen werden u.a. folgende Maßnahmen unterstützt:

Wasser und Hygiene:
Gegenwärtig versorgen UNICEF und seine Partner jeden Tag über eine Millionen Menschen mit Tankwagen und Plastiktanks mit sauberem Trinkwasser. Mehr als 5.300 Latrinen wurden angelegt.
Hygienepakete mit Seife, Eimern und Wasserkanistern wurden zur Versorgung von 327.000 Menschen verteilt. UNICEF hilft bei der Reparatur von Wasserwerken, Pumpen und Leitungen.

Gesundheit:
Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium hat UNICEF eine Impfkampagne gestartet. Über 100.000 Kinder zwischen neun Monaten und sieben Jahren sind inzwischen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Masern und Röteln geimpft und mit Vitamin A zur Stärkung der Abwehrkräfte versorgt worden.
Außerdem hat UNICEF Basismedikamente für 134.000 Menschen bereitgestellt.

Ernährung
UNICEF unterstützt die Versorgung und Behandlung von akut mangelernährten Kindern in 136 Ernährungszentren. Über 100.000 Kleinkinder und junge Mütter wurden hierdurch bisher erreicht.
UNICEF unterstützt 19 Beratungsstellen in Zelten, in denen Mütter, die ihre Babys nicht stillen können, Hilfe erhalten.

Bildung
Bisher haben UNICEF und seine Partner 3.000 Großzelte für Notschulen verteilt. Hinzu kommen Lern- und Spielmaterial für Zehntausende Kinder; außerdem Schulmaterial und Spielutensilien für 700.000 Kinder.

Kinderschutz:
UNICEF hat zusammen mit seinen Partnern 78 Kinderzonen in Lagern und Stadtteilen eingerichtet, um den Kindern ein Stück Normalität zu ermöglichen. Insgesamt 55.000 Kinder werden hierdurch schon erreicht.
Über 750 unbegleitete Kinder wurden bislang registriert und über Partner versorgt. UNICEF unterstützt auch die Suche nach Angehörigen.
Um Kinderhandel und illegale Adoptionen zu verhindern, werden Mitarbeiter von Behörden und Polizei geschult.

Weitere Informationen und der vollständige Bericht "Kinder in Haiti - drei Monate nach der Katastrophe" auf
www.unicef.de


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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 13. April 2010
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2010