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BANK/471: Europäischer Stresstest für Banken (BMF)


Bundesministerium der Finanzen (BMF) - Newsletter vom 15. Juli 2011

Europäischer Stresstest für Banken


Am 15. Juli 2011 veröffentlichte die neue Europäische Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority - EBA) die Ergebnisse des von ihr durchgeführten europaweiten Banken-Stresstests, den die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) am 4. Februar 2011 in Auftrag gegeben hatte.

Ziel des Tests war es, die Transparenz hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der 91 bedeutendsten europäischen Banken zu stärken. Diese bilden insgesamt ca. 65 Prozent des europäischen Bankensektors ab. In Deutschland nahmen zwölf Institute teil, die über 60 Prozent des deutschen Marktes repräsentieren.

Bei den Stresstests wurden anhand zweier von der EBA eigenständig entwickleter Szenarien die Auswirkungen einer bestimmten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf Kapitalbedarf und Gewinnerwartung der einzelnen Banken ermittelt. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist es entscheidend, zwischen den beiden Szenarien zu differenzieren: Insbesondere das negative Szenario unterstellt eine extrem ungünstige gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU, deren gleichzeitiger Eintritt sehr unwahrscheinlich ist.

Die EBA hat im laufenden Test auch auf die aktuellen Entwicklungen in der Euro-Zone reagiert und die verschlechterte Marktwahrnehmung - insbesondere von EU-Peripheriestaaten - durch die Vorgabe verschärfter Stresstest-Anforderungen berücksichtigt.

Die Ergebnisse des Stresstests zeigen deutlich, dass der europäische Bankensektor insgesamt erhebliche Belastungen verkraften kann. Selbst unter den Annahmen des negativsten Szenarios, bestehen nur wenige Institute den EU-Stresstest nicht.

In Deutschland unterschreitet kein Institut bei Annahme eines erheblichen Wachstumseinbruchs, die nach derzeitigem Bankaufsichtsrecht geltende Kernkapitalquote von 4 Prozent. Unter Berücksichtigung der eingeleiteten Kapitalmaßnahmen überschreiten alle teilnehmenden deutschen Banken auch die von der EBA festgelegte Quote für das harte Kernkapital (Core Tier 1) von 5 Prozent. Die EBA hat dabei einen speziell für den Stresstest entwickelten Eigenkapitalbegriff angewandt, der im Wesentlichen die bis 2019 einzuhaltenden Eigenkapitalanforderungen von Basel III vorwegnimmt.

Die ausführlichen Ergebnisse sind bei den Instituten selbst, bei der Deutschen Bundesbank (www.bundesbank.de), bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de) und bei der EBA veröffentlicht (www.eba.europa.eu).

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat am 13. Juli 2011 bereits vorab Stresstest-Ergebnisse auf Grundlage der Szenarien der EBA bekannt gegeben. Danach überschreitet auch die Helaba die Core Tier 1 Quote von 5 Prozent; allerdings nur unter Berücksichtigung einer qualitativen Anpassung der Stillen Einlage des Landes Hessen, zu der dieses sich Ende April 2011 verbindlich verpflichtet hatte. Da bis zur Beendigung des Stresstests die genauen Einlagenbedingungen noch nicht feststanden, lehnte die EBA jedoch eine Berücksichtigung der Einlage als hartes Kernkapital ab, weshalb die Helaba auf die Veröffentlichung ihres Ergebnisses durch die EBA verzichtete.


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Quelle:
BMF-Newsletter vom 15.07.2011
Herausgegeben vom Referat K (Kommunikation) des
Bundesministeriums der Finanzen (BMF)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2011