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BUCHTIP/070: Ausgewogene Strukturpolitik - deutsche Sparkassen aus regionalökonomischer Sicht (idw)


Institut Arbeit und Technik - 21.08.2009

Ausgewogene Strukturpolitik:
Die deutschen Sparkassen aus regionalökonomischer Sicht

Neuerscheinung aus dem Institut Arbeit und Technik


Die dezentral organisierten Sparkassen in Deutschland tragen dazu bei, den Finanzmarkt zu stabilisieren. Diesen Schluss zieht eine aktuelle Publikation des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen, die soeben vom Europäischen Sparkassenverband, Brüssel, ins Englische übersetzt und veröffentlicht wurde. Der Autor Dr. Stefan Gärtner vom IAT ist für seine Arbeit 2008 mit dem ersten Preis des European Savings Bank Academic Award ausgezeichnet worden.

Seine Studie zeigt u.a., dass regionale Banken, die die Kapitalmobilität bremsen und ihren Kunden über langfristige Beziehungen verpflichtet sind, Finanzmärkte stabilisieren. Durch die aktuelle Finanzmarktkrise, die dieses Ergebnis im Bezug auf Deutschlands Sparkassen bestätigt hat, hat dieser Aspekt eine besondere Relevanz bekommen. Sparkassen stehen seit langem in der Kritik der Europäischen Kommission, da sie als regional begrenzt agierende Akteure der Binnenmarkt-Ideologie und Finanzmarktintegration zugegen stehen.

Seit der Finanzkrise zeichnet sich allerdings ein Umdenken ab. So hinterfragt der Januar 2009 vorgelegte European Financial Integration Report der europäischen Kommission erstmalig diese Philosophie: "The financial crisis has offered a live demonstration that financial globalisation may indeed amplify the original financial shock". Die quantitativen empirischen Analysen belegen in der Tat, dass die Risiken der dezentral aufgestellten Sparkassen gering sind und regionale Banken die Finanzmärkte stabilisieren können.

Dass Sparkassen trotz ihrer kleinen Betriebsgrößen und der - aufgrund regional ausgerichteten Kreditportfolios - höheren Klumpenrisiken erfolgreich sind und zu einer Finanzmarktstabilisierung beitragen, lässt sich u.a. auf Faktoren wie geographische bzw. mentale Proximität und Verantwortung für Mitarbeiter sowie die Region zurückführen, also Faktoren, die mit den Analyseinstrumenten unserer Großbanken und Ratingagenturen nicht eingefangen werden können. Die Finanzkrise bietet die Chance fernab der traditionellen Dogmen eine Diskussion über die gesellschaftliche und regionale Verantwortung von Unternehmen, die Rolle eines aktivierenden und versorgenden aber auch regulierenden Staates und die Bedeutung regionaler Vielfalt in Europa zu führen. Politische und zivilgesellschaftliche Gruppen, aber auch die Wissenschaft sollten dieses Zeitfenster nutzen. Sparkassen können dabei nicht nur Anregungen für die europäische Regionalentwicklung liefern, sondern auch für die Architektur stabiler Finanzmärkte.

Aktuelle Publikation:
Gärtner, Stefan (2009): Balanced Structural Policy: German Savings Banks From A Regional Perspective. Brussels. ISSN 1782-396X

Weitere Informationen unter:
http://www.savings-banks.com/uploadedFiles/Publications_and_Research_(ESBG_only)/Perspectives%2058.pdf
(Download)
http://www.iat.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution220


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut Arbeit und Technik, Claudia Braczko, 21.08.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2009