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ENERGIE/1626: Die Energiewende hat keinen Kippschalter (idw)


Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie - 14.09.2012

"Die Energiewende hat keinen Kippschalter"



Die Energiewende ist ein langfristig angelegter Prozess, in dem schrittweise politische Lösungen für die Fragen einer ambitionierten Umgestaltung der Energiewirtschaft gesucht werden müssen. Dabei bietet die Entwicklung der letzten Jahre die große Chance, einen Wandel hin zu einem kohlenstoffarmen und damit klimafreundlichen und zugleich sicheren Energiesystem in einem breiten politischen Konsens zu vollziehen.

"Statt einer rückwärtsgewandte Diskussion, ob die Energiewende geschafft werden kann, müssen wir uns vielmehr den Fragen nach dem Wie und dem Wann der nun anstehenden konkreten Entscheidungen widmen", fasst Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut die Anforderungen für die kommenden Jahre zusammen. "Patentrezepte werden wir dafür nicht nutzen können. Vielmehr geht es darum, die auf die Vision einer bis 2050 dekarbonisierten Gesellschaft ausgerichteten politischen Schritte zu unternehmen, aus den dabei gemachten Erfahrungen zu lernen, bei Bedarf nachzusteuern, aber das Gesamtziel niemals aus dem Blick zu verlieren."

Das Öko-Institut diskutierte im Rahmen seiner diesjährigen Jahrestagung mit mehr als 190 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Anforderungen für die Ausgestaltung der Energiemärkte, die Weiterentwicklung der Infrastruktur der Stromnetze, die Gestaltung von partizipativen Prozessen sowie die konkreten Bedingungen für den Ausbau von Speichern und anderen Flexibilitätsoptionen. Dabei standen Lösungsansätze für spezifische Fachfragen ebenso im Mittelpunkt wie der Austausch mit dem Fachpublikum und der Einbezug von Erfahrungen auf der europäischen Ebene.

In der Podiumsdiskussion zum Abschluss der Tagung verständigten sich die Präsidenten von Bundesnetzagentur und Umweltbundesamt Homann und Flasbarth, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hildegard Müller, Peter Ahmels von der Deutschen Umwelthilfe und Felix Chr. Matthes über die Leitplanken des "Generationenprojekts Energiewende". Der im letzten Jahr erstmals erzielte gesellschaftliche Konsens über die Notwendigkeit der Energiewende dürfe nicht zerredet werden. Die Beteiligten der Diskussion waren sich einig, dass eine Weiterentwicklung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes notwendig ist. Weit reichende Entscheidungen hierzu sollten jedoch nur nach gründlicher Diskussion des Anpassungsbedarfs und der zur Verfügung stehenden Optionen getroffen werden.

Gleichzeitig müsse der Strommarkt umgestaltet werden, damit dieser die richtigen Anreize für den Umbau des Kraftwerksparks setzen kann. Dabei geht es insbesondere um neue Mechanismen für die Sicherstellung der erforderlichen Erzeugungskapazitäten. "Aus Sicht des Öko-Instituts ist es entscheidend, dass hierfür ein wettbewerblicher Prozess genutzt wird", so Matthes weiter. "Die notwendigen Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien, Speichern und Backup-Kraftwerken müssen in einem transparenten und effizienten Prozess finanziert werden." Nicht zuletzt müssten die Bürgerinnen und Bürger bei den Debatten um die Kosten der Energiewende, aber auch bei vielfach strittigen Themen der Infrastrukturplanung mit einem Höchstmaß an Transparenz beteiligt werden.

Eine ausführliche Dokumentation mit Präsentationen, Fotos und Videos der Panels und Podiumsdiskussion der Jahrestagung "Energiewende - Gut vernetzt" des Öko-Institut finden Sie am Montag, den 17. September 2012 auf der Homepage http://www.oeko.de .


Zum Öko-Institut und der Rolle in der Energiewende

Das Öko-Institut ist eine der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Schon 1980 hat das Institut mit dem programmatischen Buch "Energiewende - Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran" Szenarien für eine alternative Energiezukunft vorgelegt. Seitdem arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Strategien für die Ausgestaltung eines Energiesystems ohne Kernenergie, das stattdessen auf einer effizienten Energienutzung wie Energieeinsparung oder Kraft-Wärme-Kopplung sowie auf der Verwendung kohlenstoffarmer und erneuerbarer Energieträger beruht.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie,
Romy Klupsch, 14.09.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2012